0933 - Die Horror-Mühle
sehr geschockt, um so reagieren zu können. Sie sollte auch spüren, daß wir für sie da waren, deshalb legte ich meine Hand auf die ihre. Ich spürte den feuchten Film aus Schweiß, auch das Zittern bekam ich mich, und Frau Stolze fing sich wieder soweit, daß sie reden konnte.
»Wissen Sie, was ich jetzt möchte?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Zwei Dinge nur, die aber intensiv. Ich wünsche mich mit den Kindern weit weg, und ich möchte ferner, daß dies alles nicht wahr ist. Daß ich nur einen bösen Traum erlebe. Aber Träume gehen meistens nicht in Erfüllung, das weiß ich auch.« Sie senkte den Kopf und sah aus wie ein Häufchen Elend.
Harry Stahl schaute mich bedeutungsvoll an. Er schnaufte durch die Nase. Die Entwicklung paßte ihm nicht. Mir ebenfalls nicht. Aber was sollten wir denn tun?
Nichts. Wir mußten weiterhin im Hintergrund bleiben und versuchen, eine Spur aufzunehmen. An allererster Stelle stand, daß wir die Kinder fanden.
Aber wo sollten wir sie suchen? Sie waren des öfteren gesehen worden, das hatten Zeugen berichtet. Aber das War schon eine Weile her.
Helga Stolze hob wieder den Kopf. »Entschuldigung, aber es ist so verdammt schwer. Nicht nur, daß die Kjnder verschwunden sind, es kommen auch die Vorwürfe hinzu, die ich mir mache, wenn Sie verstehen.«
»Sicher«, sagte Harry, »das verstehen wir alles. Es ist nur so. Wir dürfen hier nicht in Trübsal versinken, sondern müssen etwas unternehmen. Die beiden müssen einfach gefunden werden. Es muß eine Spur geben. Irgendwo müssen sie sich aufhalten. Ihn zu finden, ist vorrangig.«
»Wie denn?« flüsterte die Frau.
»Sie kennen Ihre Kinder besser. Gibt es einen Ort, den sie bevorzugt haben? Irgendeine Stelle, wo sie sich immer gern aufhielten? Kann es sein, daß sie das ihrem Entführer mitgeteilt haben, denn er ist ja relativ fremd und kennt sich nicht aus.«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie leise. »Ich weiß es wirklich nicht. Es tut mir leid.« Sie schaute ins Leere. »Immerhin bin ich keine Durchschnittsfrau, sondern jemand, der dem Alkohol verfallen ist. Ich habe mich nicht so um meine beiden kümmern können, wie es hätte sein müssen. Und deshalb weiß ich viel zu wenig von ihnen.«
Das hörte sich alles nicht gut an. Harry und ich hockten wie auf heißen Kohlen. Wir ließen auch unsere Blicke schweifen. Es waren nicht mehr als Alibifunktionen. Ohne einen konkreten Hinweis kamen wir einfach nicht weiter.
»Wenn sich doch nur die Stimme wieder melden würde«, sagte Helga Stolze. Sie schaute dabei in den blauen Herbsthimmel, als wäre dort eine Erscheinung zu sehen.
»Daran habe ich auch gedacht«, gab ich zu.
»Meine Kinder haben doch einen Schutzengel oder wie man es nennen mag. Ich glaube fest daran. Ich will nicht, daß sie umgebracht werden. Das haben sie nicht verdient, das hat kein Mensch verdient. Wenn ihnen dieser Mensch etwas antut, wenn er sie…«
»Noch wissen wir nichts«, sagte Harry.
»Ja, Sie wollen mich beruhigen, aber wenn Sie ehrlich sind, dann sehen Sie auch keine Chance. Ich will nicht hier rumsitzen und warten. Ich möchte die beiden suchen.«
»Wo?« fragte Harry.
Die Antwort gab ich ihm. »Zunächst sollten wir uns die nähere Umgebung hier vornehmen. Ich meine, die rund um den Rummel hier. Da könnten sie sich versteckt halten.«
»Oder auch nicht!« Harry Stahl schüttelte den Kopf. »Dieser Kerl braucht nur einen Wagen zu haben. Er läßt sie einsteigen und verschwindet mit ihnen.«
Diesmal widersprach Helga Stolze. »Das wird bestimmt nicht geschehen. Wenn die beiden alles machen oder anstellen, aber sie steigen nicht zu einem Fremden ins Auto! Wenn ich mir etwas auf meine Erziehung einbilden kann, dann eben bei diesen Dingen. Ich habe sie beide immer wieder davor gewarnt, und sie haben mir auch immer versprochen, daß sie so etwas nie tun würden. Hinzu kommt, daß sie zu zweit sind. Da wird auch ein Typ wie dieser Buzea schon seine Schwierigkeiten bekommen. Das ist meine Hoffnung.« Sie schaute uns um Zustimmung heischend an.
Ich gab zu, daß ihr Denken nicht falsch war. »Wenn dem so ist, konzentrieren wir uns eben auf die Umgebung. Sie kennen sich aus, Frau Stolze, denke ich.«
»Ja, ich wohne lange genug hier.«
»Auf der Fahrt hierher haben wir hier in der Nähe Felder und Wälder gesehen. Wir brauchen nur auf den Nachbarort zuzufahren, da sehen wir das, was ich beschrieben habe.«
»Sie denken an Verstecke wie Hütten oder was weiß ich…?«
»Genau, Frau
Weitere Kostenlose Bücher