0934 - Der Arm des Monsters
um ihren Arm.«
»Ach, um welchen?«
»Um den linken, der wieder angenäht wurde.«
»Was ist damit? Funktioniert er nicht? Kann die Frau mit der Hand nicht mehr greifen?«
»Nein, nein, das ist anders, Sarah. Sie kommt mit diesem Arm einfach nicht zurecht. Nach so einem Unfall ist es natürlich schwer, und der Mensch muß auch psychisch darüber hinwegkommen. Man muß sich das mal vorstellen, ein abgetrennter Arm wird wieder angenäht! Aber es gibt noch ein anderes Problem. Diese Frau ist der festen Überzeugung, daß es nicht ihr Arm ist, der ihr angenäht wurde.«
Selbst Sarah Goldwyn, die nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war, schaute staunend ihr Gegenüber an. »Das ist doch - das ist doch nicht möglich«, sagte sie nach einer Weile.
»Weiß ich nicht. Angela behauptet jedenfalls, daß man ihr einen anderen Arm angenäht hat und dann versuchte, ihn so aussehen zu lassen wie ihren eigenen. Das heißt, man muß ihn manipuliert haben. Die Haut gestrafft, vielleicht Fett abgesaugt, wie auch immer. Ich kenne mich da nicht aus. Und sie glaubt auch, daß die Hand nicht mehr dieselbe ist, obwohl sie große Ähnlichkeit mit ihrer eigenen aufweist. Jedenfalls ist die Frau stark beunruhigt. Sie fühlte sich verfolgt, und jetzt kommt der große Klopfer, Sarah.« Jane trank erst einen Schluck Kaffee, bevor sie weitersprach. »Vor einigen Tagen, da lag sie noch im Krankenhaus, hat sie auf dem neuen Arm Augen gesehen! Augen, die sie anstarrten.«
Jane schwieg, und die Horror-Oma blies ihre Wangen auf, ohne die Luft jedoch ausströmen zu lassen. Nur langsam fing sie sich wieder und fragte: »Zwei fremde Augen auf dem Arm?«
»Ja, dem Unterarm.«
»Das ist doch…«
»Habe ich auch gesagt«, erwiderte Jane. »Eine Täuschung, eine Einbildung, aber sie ließ sich nicht davon abbringen.«
»Denk daran, daß du es hier mit einer Schauspielerin zu tun hast.«
»Das weiß ich auch.«
»Deshalb wäre ich an deiner Stelle vorsichtig.«
Jane lächelte zwar, doch es sah nicht echt aus. »Vorsichtig und auch neugierig, Sarah. Ich habe mich entschlossen, den Job anzunehmen. Ich werde bei ihr bleiben.«
»Und dabei zuschauen, wie die Augen erscheinen?«
»Das hoffe ich doch.«
Sarah runzelte die Stirn. »Ich kann dir natürlich nichts vorschreiben. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, was ich einfach nicht glauben kann, dann…«
Jane ließ Sarah nicht ausreden. »Ich wundere mich wirklich über deine Reaktion. Wie lange ist es her, daß wir auf Lucy getroffen sind?«
Die Horror-Oma runzelte die Stirn. »Lucy, Lucy…?« murmelte sie.
»Ja, der U-Bahn-Schreck.«
»Stimmt, klar.« Sie hob die Hand und schüttelte sie unwillig. »Allmählich werde ich wirklich alt. Ja, Lucy, die junge Frau, die aussah, als wäre sie zusammengenäht worden, was auch wahrscheinlich der Fall gewesen ist, wobei wir nicht herausbekommen haben, wer dahintersteckte.«
»Eben, Sarah. Nicht wir und auch John Sinclair nicht. Wir befürchteten nur, daß in dieser Stadt so etwas wie ein moderner Frankenstein herumläuft. Eine zweite Spur haben wir bisher nicht von ihm gefunden. Damit will ich nicht sagen, daß Angela Maitland auf diesen Frankenstein getroffen ist, ich möchte nur damit andeuten, daß gewisse Dinge doch möglich sind. Vielleicht auch ein Augenpaar dort, wo es eigentlich nicht hingehört. Es ist meine Meinung, Sarah, du kannst anders darüber denken, aber denke daran, daß dieser Typ hinter Lucy nie erwischt werden konnte, was uns frustriert hat.«
Die Horror-Oma gab nach einer Weile zu, daß die Gedanken doch nicht so falsch waren, und sie wollte wissen, ob Jane sich schon mit John Sinclair in Verbindung gesetzt hatte.
»Das hat keinen Sinn. Soviel ich weiß, befindet sich John in Germany. Harry Stahl hat ihn gerufen.«
»Was ist mit Suko?«
»Der weiß noch nicht Bescheid. Ich bin eben erst zurückgekommen. Aber ich werde es ihm sagen, sobald ich mehr weiß.«
»Das würde ich schon vorher tun.«
»Warum?«
Die Horror-Oma seufzte. »Ihr jungen Leute mögt uns Alten ja einiges voraushaben, aber etwas ist uns doch geblieben. Wir haben mehr Erfahrung, wir spüren auch gewisse Dinge, die euch möglicherweise verborgen bleiben, und ich habe eben das Gefühl, daß du in ein Wespennest gestochen und einige Unruhe verursacht hast. Ich kann mir vorstellen, daß dies erst der Anfang ist. Das dicke Ende wird noch nachkommen. Du solltest Suko sicherheitshalber informieren. Finde ich besser, aber es ist auch deine
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