0934 - Der Arm des Monsters
Arm?«
»Dazu kann ich nichts sagen. Die Augen habe ich noch nicht gesehen, aber ich habe auch keine direkten Schmerzen. Ich habe nur den Eindruck, unter einem bestimmten Druck zu leiden, aber darüber können wir reden, wenn Sie bei mir sind.«
»Natürlich, das werden wir auch. Bis gleich dann.«
»Gern, Jane, ich freue mich.«
Sarah Goldwyn schaute zu, wie Jane den Hörer auf den Tisch zurücklegte. Dann nickte die Horror-Oma, als wollte sie sich selbst bestätigen. »Du kannst einer alten Frau ruhig vertrauen. Es steckt mehr hinter dieser Sache, als es bisher den Anschein gehabt hat. Ich habe die Stimme deiner Klientin gehört. Himmel, so redet nur jemand, der unter einer großen Angst leidet, und das ist bei Angela Maitland der Fall.«
»Ich stimme dir zu«, sagte Jane und stemmte sich aus dem Sessel hoch.
»Deshalb ist es auch gut, wenn ich meine Tasche packe und schon jetzt zu ihr fahre.«
»So gesehen, hast du recht.«
Jane verließ das Zimmer und ging die Treppe zu ihrer kleinen Wohnung hinauf. Sie wußte nicht, ob sie sich freuen oder fürchten sollte. Freuen deshalb, weil sie mal wieder einen Job bekommen hatte. Und Furcht aus dem Grunde, weil sie nicht wußte, wie sich der Fall noch entwickelte.
Lady Sarah hatte von diesem U-Bahn-Schreck gesprochen, von Lucy, einer Gestalt, die aus verschiedenen Teilen zusammengenäht worden war, wobei es sich allerdings um ihren eigenen Körper gehandelt hatte, der unter die Räder einer U-Bahn geraten war. Lucy war dann gewisser maßen als künstlicher Mensch oder lebende Tote zurückgekehrt, und bisher hatte niemand herausgefunden, wer sie so grausam verändert hatte.
Jane packte einige Sachen zusammen. Sie nahm nur ihre Reisetasche, einen Koffer brauchte sie nicht. Sie steckte noch ein Ersatzmagazin für ihre Pistole ein und zerrte den Reißverschluß zu.
Sarah Goldwyn hatte schon gehört, daß ihre Mieterin die Treppe herunterkam, deshalb stand sie unten und erwartete sie. »Du bist schon reisefertig, Jane?«
»Ja, das geht schnell.«
Die Horror-Oma nickte. Begeistert war sie nicht, das war ihr anzusehen.
»Du solltest sehr vorsichtig sein, Jane. Da kommt etwas auf dich zu, das ziemlich schlimm werden kann.«
»Mach ich doch.« Sie küßte Lady Sarah zum Abschied auf beide Wangen. »Ich rufe dich an, sobald ich bei Angela Maitland bin.«
»Das ist gut.«
Jane verließ das Haus und stieg in ihren Golf. Lady Sarahs besorgten und zugleich nachdenklichen Blick sah sie nicht…
***
Und dieser Blick verschwand auch nicht, als Sarah Goldwyn die Haustür wieder hinter sich geschlossen hatte und nach zwei Schritten nachdenklich im Flur stehenblieb. Sie kaute auf ihrer Unterlippe, die Stirn hatte sie gerunzelt, ging noch einmal durch, was sie erfahren hatte, und hatte sich dann entschlossen. Auch äußerlich sichtbar, denn durch ihre Gestalt ging ein Ruck.
Zwar wollte und sollte sie sich nicht mehr einmischen, denn das letzte Abenteuer im Horror-Zoo hätte ihr fast den Tod gebracht, aber im Hintergrund konnte sie schon agieren, und das wollte sie auch in diesem Fall tun.
Im Flur hielt sich Sarah nicht lange auf. Sie nahm wieder ihren Platz im Wohnraum ein. Es war genau die Zeit, wo sie Suko im Büro antreffen würde. Der gute John Sinclair befand sich mal wieder auf Tour, und sein Freund und Kollege hielt die Stellung.
Glenda Perkins meldete sich, als sie Sarahs Stimme vernahm. »He, du bist es? Wie geht es dir denn?«
»Unkraut vergeht nicht.«
Glenda lachte. »Von wegen Unkraut. Wenn du John sprechen willst, muß ich dir leider sagen, daß er…«
»Mal wieder auf Tour ist, das weiß ich. Aber gib mir mal den großen Inspektor.«
»Der ist da, und er ist sauer.«
»Kann ich mir denken.«
Glenda lachte und stellte durch. Suko meldete sich. »Ist der Anruf privat, oder gibt es irgendwelche Probleme?«
»Sowohl als auch.«
»Wie meinst du das?«
»Es könnte etwas auf uns zukommen, und ich möchte dich sicherheitshalber vorwarnen.«
»Tu das.«
Lady Sarah erzählte. Sie versuchte, so wenig Emotionen wie möglich in ihre Worte hineinzulegen, und sie fand in dem Inspektor einen geduldigen Zuhörer.
»Was sagst du?«
»Willst du eine klare Antwort?«
»Die gibt es wohl nicht.«
»Eben.«
»Aber du hältst mich nicht für eine Schwarzmalerin oder eine Spinnerin, hoffe ich.«
»Nein, dazu kennen wir uns zu gut. Aber daß du Lucy, den U-Bahn-Schreck, erwähnt hast, finde ich gut. Wir wissen ja nicht, wer hinter diesem Grauen gestanden
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