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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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unterbrach Zamorra die Gefährtin. »Und sie wird wiederkommen, wenn sie es will. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt.« Ohne Kathrynes Reaktion abzuwarten, wandte sich der Professor als nächstes McCain zu, der noch immer Dylan umklammert hielt. »Und du«, begann Zamorra, »weißt das genauso gut wie ich, richtig? Du hast Anne nur benutzt, um uns aus dem Haus zu locken. Um uns zu zeigen, dass du uns einen Schritt voraus bist. Aber du kannst uns nicht drohen. Ich weiß, dass du Dylan nichts tun wirst. Du brauchst ihn lebend, um zur Quelle zu gelangen. Also, reden wir.«
    »Reden.« McCain lachte abfällig. »Ich hatte dich für einen Mann der Tat gehalten, Dämonenjäger. Nicht für eine Plaudertasche.« Er seufzte. »Bedaure, aber zum Reden bin ich nicht gekommen. Sondern hierfür.«
    Damit hob er die Linke und machte eine Geste in der Luft, die Dylan nicht richtig erkennen konnte - und im nächsten Augenblick umgab dichter weißer Nebel den Vampir und seine Geisel. Nebel, der Dylan in die Atemwege stieg, ihm die Sinne raubte. Das Letzte, was Dylan McMour - der Auserwählte - hörte, bevor alles schwarz wurde, war ein lautes »Nein!« aus drei verschiedenen Kehlen.
    Zamorras, Kathrynes und Rhetts.
    Oh Kacke…
    ***
    Wasser plätschert.
    Er hört es so deutlich, wie er den Schlag seines eigenen Herzens hören kann, jenes schnelle, panische, fast schon stakkato-hafte Poch-Poch-Poch, an das er sich klammert wie ein Ertrinkender an die rettende Planke. Es ist sein Anker in dem Meer aus Nichts, in dem er verloren scheint.
    Das Wasser befindet sich bei IHR. Jenseits des Loches. Jenseits seines Untergangs. Hat er sich denn geirrt? Wartet dort etwa nicht die Unendlichkeit auf ihn, das ewige Nirgendwo aus Qual und Sühne?
    Er weiß nicht, wer SIE ist, kennt nur den Klang IHRER Stimme. SIE ist zu fern, als dass er auch nur ein Wort von dem ausmachen könnte, was SIE sagt. Aber er spürt IHRE Anwesenheit. SIE existiert. SIE… ja, SIE wartet.
    Auf ihn?
    Der Gedanke erfüllt ihn mit einer so reinen, puren Hoffnung, wie er sie seit Jahren nicht mehr empfunden hat. Und plötzlich, als hätte SIE nur auf das Stichwort gewartet, schnappt er tatsächlich etwas auf. Satzfetzen von IHR, verlorene Laute im Tosen und Rauschen des alles umfassenden Sogs.
    »… Zeitablauf hier ist ein anderer, als du ihn aus deiner Welt kennst. Er ist nicht linear…«
    Er fällt und fällt, doch mit einem Mal kümmert ihn das nicht, denn da sind Informationen. Zwar begreift er sie nicht, kennt weder ihren Kontext noch ihren Ursprung, aber sie existieren. Und das ist mehr, als er eben noch zu wünschen gewagt hätte.
    »… alles geschieht gleichzeitig und trotzdem im Abstand von Jahrtausenden…«
    Wieder ein Bruchstück. Was hört er nur? Unterhält SIE sich mit jemandem? Redet SIE gar mit ihm? Sind diese Informationen wichtig? Denn wenn ja, will er mehr hören! Ach, wenn doch nur dieses Tosen enden könnte!
    »… seit Jahrmillionen! Seit Minuten! Seit zwanzigtausend Jahren! Was macht das für einen Unterschied? Zeit, wie du sie kennst, ist nichts weiter als eine Truhe voller Augenblicke. Wenn man sie schüttelt, purzelt alles übereinander oder treibt auseinander. Später ist plötzlich früher, immer wird zu nie…«
    Hoffnungslos verloren lauscht er dem Klang IHRER Stimme, unfähig das Gehörte zu begreifen, zu fassen. Dann, plötzlich, trifft es ihn. Dann findet er den Anker, den er gesucht hat. Das, was alles in seinen Kontext setzen mag. Es kommt. Jetzt!
    »So ist es«, sagt sie, »seit…«
    ... und Omar schreckte aus seiner Vision hoch, die kalten Finger des Anfalls noch immer auf der Haut spürend. Angstschweiß bedeckte seinen ganzen Körper, sein Atem ging in unregelmäßigen tiefen Zügen durch die Nase, und seine Zähne hafteten so fest aufeinander, als habe er minutenlang krampfhaft die Kiefer zusammengebissen. Sein ganzes Gesicht schmerzte.
    Es war still um ihn, menschenleer. Seine Zelle. Niemand da, außer ihm, seit Frobisher den Weg alles Irdischen gegangen und im Schlaf gestorben war. Auch der Sog, das wabernde Loch, die grauenvolle Leere - fort. Wie Trugbilder aus einem längst vergangenen Albtraum. Und doch hallte IHRE Stimme noch in Omars Ohren, ein Echo aus einer anderen, rätselhaften Wirklichkeit.
    »So ist es«, hatte sie zuletzt gesagt, »seit die Quelle existiert.«
    Die Quelle!
    Während Omar Little auf seiner Pritsche in der Huntsville Unit lag, schwitzend und schnaufend, und verzweifelt versuchte, in dem sich vor

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