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0935 - Aibons klagende Felsen

0935 - Aibons klagende Felsen

Titel: 0935 - Aibons klagende Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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drehte sich und schüttelte sich das Zeug ab. Dann kniete er sich neben mich. »Ich muß wohl einen guten Schutzengel gehabt haben.«
    »Das hast du bestimmt.« Ich peilte noch oben. Da war nichts zu sehen, abgesehen von diesem herrlichen Herbsthimmel. »Mal eine andere Frage. Hast du gesehen, wer auf dich gefeuert hat?«
    »Das hätte ich gern. Aber ich glaube, daß es mindestens zwei Personen gewesen sind.«
    »Das denke ich auch.«
    Er schaute mich kurz an und wischte dabei einige Blätter von seinem Gesicht. »Und was denkst du noch?«
    »Wahrscheinlich das gleiche wie du, Alter.«
    »Die beiden aus dem Hotel.«
    Ich nickte. »Wer sonst?«
    »Du bist gut.« Bill schüttelte sich. »Was haben wir ihnen getan? Warum schießen sie auf uns?«
    »Keine Ahnung, aber du kannst auch davon ausgehen, daß zwei Kidnapper noch frei herumlaufen.«
    »Daher weht der Wind.«
    »Hast du etwas anderes gedacht?«
    »Nein, aber ich habe mich nicht getraut, es auszusprechen. Es kam mir doch etwas abgehoben vor.«
    Ich winkte ab. »In unserem Job haben wir doch gelernt, daß das Leben stets mit neuen Überraschungen aufwartet.«
    »Das stimmt.«
    »Und jetzt wollen wir uns mal um die Schützen kümmern.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Das sieht für uns nicht gut aus, denn wir hängen in dieser Mulde ziemlich fest - wie auf einem Präsentierteller.« Bill wies mit dem Finger in die Höhe und deutete auf verschiedene Stellen. »Die brauchen sich nur auf die Lauer zu legen, dann können sie uns abknallen wie die Hasen, wenn wir aus diesem Loch flüchten wollen.«
    »Mal schauen.«
    »Laß dir nicht ein drittes Auge schießen.«
    »Zwei reichen mir.«
    Ich war auf Händen und Füßen nach vorn gegangen, bis ich den Muldenrand erreichte. Da preßte ich mich zunächst einmal gegen die Wand und wartete ab, ob sich etwas tat. Die Ohren hatte ich gespitzt. Wer näher kam, konnte sich nicht lautlos bewegen, dazu war das Gelände zu steinig und zu uneben.
    Es blieb zunächst einmal still. Träge schlichen die Sekunden dahin, und aus ihnen wurden Minuten.
    Bill hockte hinter mir. Er sah aus wie ein Mann, der an seiner Wut kaute.
    Ich deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger an, was ich vorhatte. Bill nickte mir aufmunternd zu, dann schob ich mich vorsichtig an der Innenwand der Mulde in die Höhe.
    Das primitive Dach war von der Kugel zerstört worden. An meiner Seite hingen jedoch noch einige Reste nach unten. Die dünnen Zweige bewegten sich im Wind, die daran hängenden Blätter zitterten. Wenn ich es recht überlegte, dann hatten wir doch keine so ungünstige Position. Um uns treffen zu können, mußten die Gegner näher heran, fast bis an den Rand, ansonsten lagen wir für sie im toten Winkel.
    Ich spürte schon das Kribbeln auf meinem Rücken, als ich sehr vorsichtig über den Rand hinwegpeilte.
    Felsen umgaben mich. Gestrüpp, Krüppelkiefern und Gras klammerten sich dort fest, wo der blanke Fels von lehmiger, festgebackener Erde abgelöst wurde. Da der erste Blick nichts gebracht hatte, wurde ich etwas mutiger und versuchte, den großen Rundblick zu starten.
    Das gelang, nur durch den Fels konnte ich natürlich nicht hindurchschauen.
    Leider hatten wir nicht feststellen können, aus welcher Richtung geschossen worden war. Ich blickte zunächst nach vorn. Dort bewegte sich nichts, aber es gab auch Mini-Plateaus, die durchaus einen guten Standplatz bildeten. Zum Glück waren sie alle leer.
    Die Schießer lauerten. Auch wir blieben ruhig. Ich drehte den Kopf nach rechts.
    Dort stieg die Felswand nicht so steil an. Wir waren den Weg selbst heruntergekommen.
    Bewegte sich etwas hinter den Büschen? Meine Augen spielten mir einen Streich. Ich hatte einfach zu lange hingestarrt.
    »Sssst!« Bill machte auf sich aufmerksam. Dann sprach er mich flüsternd an. »Schon, was gesehen?«
    »Nein.«
    »Sie sind noch da, John, das habe ich im Gefühl.« Er fluchte. »Einer von uns müßte blitzartig das Versteck verlassen und sich eine neue Deckung suchen…«
    »Willst du das tun?«
    »Nein, aber…«
    Er verstummte, denn beide hatten wir ein Geräusch gehört, das nur dann entsteht, wenn ein Stein zu Tal rollt. Ich hatte mich wieder geduckt, doch während der Stein noch rollte, ruckte ich wieder hoch.
    Volles Risiko!
    Den Stein sah ich nicht. Dafür den Schatten, der vor meinen Augen etwa zehn Meter entfernt und halb über mir von einer Seite zur anderen huschte. Ein Mann mit schwarzen Haare, genau derjenige, den wir schon im Hotel entdeckt

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