0936 - Belials Abrechnung
erlebt und durchgemacht hatten. Deshalb behielt sie auch die Nerven, als sie mir mit ruhiger Stimme schilderte, was nun bei ihr abgelaufen war. Der geheimnisvolle Anrufer hatte Jane aus dem Haus gelockt, indem er mich ins Spiel gebracht hatte. Sie war zu mir unterwegs, und Sarah fragte genau das, was ich an ihrer Stelle auch getan hätte.
»Glaubst du denn, daß Sie bei dir angekommen ist?«
»Ich weiß es nicht.«
»Bitte, John, sei ehrlich.«
»Ich bin ja nicht da. Da wird sie so schlau gewesen sein, bei Shao und Suko vorbeizuschauen. Bleib in der Nähe deines Telefonapparates, ich werde dort anrufen.«
»Gut.«
Allmählich wuchsen mir die Sorgen über den Kopf, obwohl ich noch nicht wußte, wie sich die Dinge entwickelten. Ich kam mir vor wie in einer Zange steckend, die sich immer mehr zudrückte und mich irgendwann zerquetschen würde, wenn ich keinen Gegendruck ausübte.
Bei Suko meldete sich zwar Shao, aber die Stimme klang vom automatischen Beantworter.
Pech.
Ich versuchte es bei mir, denn Jane hatte, das wußte ich von Sarah, meinen Wohnungsschlüssel mitgenommen. Nach dem vierten Durchläuten gab ich es auf, denn niemand meldete sich.
Jane war noch nicht da. Sie hätte aber längst angekommen sein müssen, denn so weit war die Strecke beileibe nicht, und um diese Zeit hielt sich der Verkehr in Grenzen.
Ziemlich mutlos wählte ich wieder die Nummer von Sarah Goldwyn. Als ich mich meldete, wußte sie bereits Bescheid. »Alles negativ, nicht wahr?«
»Leider.«
»Ich hörte es deiner Stimme an, John.« Sie atmete tief durch. »Und wie soll es jetzt weitergehen. Hast du vielleicht eine Idee?«
»Überhaupt nicht. Als einzigen Anhaltspunkt habe ich meinen Alptraum, der sich…«
»Bitte?« unterbrach sie mich.
»Sorry, Sarah, aber es hat keinen Sinn, ihn dir jetzt in allen Einzelheiten zu erklären. Es steht fest, daß Jane und Glenda verschwunden sind. Jemand, den ich wahrscheinlich kenne, auf dessen Namen ich aber nicht komme, hat sie geholt. Ich muß damit fertig werden, und ich muß auch eine Möglichkeit finden, sie zu befreien.«
Sarah schwieg. Das kam bei ihr nicht oft vor. Den Grund kannte ich. Sie war entsetzt. Schließlich hatte sie sich gefangen und fragte: »Kann es sein, daß dieses ganze böse Spiel als eine persönliche Rache gegen dich gerichtet ist?«
»Ja, das habe ich auch schon gedacht.«
»Soll ich dich fragen, wer dahinterstecken könnte?«
»Nein, laß es lieber bleiben, Sarah. Ich komme ja selbst nicht damit zurecht. Es gibt zu viele Personen, die mich lieber tot als lebendig sehen.«
»Keine Idee, John?«
»Im Augenblick nicht. Es ist nur der Geruch, der mich umgibt. Er erinnert mich an etwas. Leider weiß ich nicht, an was. Zumindest im Augenblick nicht. Ich hoffe nur, daß es mir rechtzeitig genug wieder einfällt. Dann sehen wir weiter.«
»Dann weißt du auch nicht, was du jetzt unternehmen willst - oder?«
»Nein, ich bin ehrlich. Ich weiß es nicht. Ich werde aber in Glendas Wohnung bleiben, hin und wieder telefonieren und so versuchen, Suko und Shao zu erreichen.«
»Kann ich dir irgendwie helfen, John?«
»Ich wollte, du könntest es, Sarah, aber es sieht nicht gut aus, da bin ich ehrlich.«
»Okay, John, okay.« Sie sprach wie eine junge Frau. »Du packst es schon. Irgendwie hast du es immer gepackt.«
»Ja, das hoffe ich auch.« Dann legte ich auf.
***
»Das gefällt mir alles nicht«, sagte Shao, die am Fenster stand und hinausschaute.
»Denkst du, es gefällt mir?«
»Und wir können nichts tun?«
»Nein«, sagte Suko.
Shao drehte sich um und schaute auf die Uhr. »Ich wollte eigentlich noch etwas besorgen. Willst du mit zum Einkaufen?«
Suko überlegte. Fast war es zum Lachen. Aus einer dämonischen Welt war ein Angriff gestartet worden, und sie beide unterhielten sich über das Einkaufen. Aber es gehörte nun mal zum Leben.
Suko nickte schließlich. »Ja, ich werde mitgehen.«
Shao lächelte. Sie freute sich darüber, nicht allein gehen zu müssen. Sie war schon ein wenig nervös geworden. Die Tür zum Schlafzimmer zog sie nicht normal auf, sondern behutsam. Und Shao schielte erst in den Raum, um sich zu überzeugen, daß er auch leer war.
Er war es.
Suko wartete im Wohnzimmer. Er stellte den Anrufbeantworter ein. Das tat er immer, wenn er und Shao nur kurze Zeit außer Haus waren. Auch ihm gefiel die Entwicklung der Dinge nicht, obwohl von einer normalen Entwicklung nicht gesprochen werden konnte. Hier befand sich etwas im Dunkeln,
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