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0936 - Schattentheater

0936 - Schattentheater

Titel: 0936 - Schattentheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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sich ein wenig entfernt der beiden auf einen Sessel. Er fragte sich, ob das vielleicht mit dem seltsamen und unbestimmten, gefährlichen Eindruck zu tun hatte, den er von ihr hatte. Er hörte zu, wie Ieyasu weitersprach. »Da die Einsiedlerin hauptsächlich von Kennern gesehen wird, lade ich nach jeder Vorstellung einen oder zwei meiner treuesten Zuschauer zu einer informellen Gesellschaft in ein Teehaus ein. Auf dem Nachhauseweg sind dabei jetzt schon vier meiner Gäste auf grausamste Weise umgekommen!« Ieyasu-san schauderte. Minamoto konnte es nachvollziehen. Nicht nur, dass ein Abend, bei dem Ieyasu als Gastgeber fungiert hatte, für einige seiner Gäste auf so unvollkommene Weise geendet hatte, mittlerweile kratzten die Ereignisse um die unglücklichen Opfer auch am guten Ruf des Theaterdirektors.
    Julie Deneuve drückte auf dezente Weise ihr Bedauern aus. »Ieyasu-san, bitte, können Sie mir mehr über die Umstände sagen, unter denen die…«, sie räusperte sich, »… die Leichen gefunden wurden?«
    Ieyasu warf seinem Freund einen Blick zu, und dieser nickte unmerklich. »Meine… unglücklichen Gäste wurden nie an derselben Stelle aufgefunden. Wir haben jedes Mal einen anderen Weg benutzt, einmal ist sogar einer direkt vor seiner Haustür angefallen worden. Und das, obwohl ich natürlich bereits nach dem zweiten Mal mithilfe von Minamoto-san besondere Vorkehrungen gegen Dämonen getroffen habe! Die Leichen sahen aus, als habe sich ein wildes Tier über sie hergemacht. Das ist es, was die Polizei bis heute auch glaubt, sie behauptet, die Bissspuren an den… Körpern glichen denen eines großen Hundes. Und ich muss zugeben, obwohl ich sicher bin, dass hier ein Dämon zugange ist, ich kann auch nicht ausschließen, dass es sich um nichts weiter als einen Hund handelt.«
    Ieyasu-san sah elend aus. »Heute Abend werden wir das Stück erneut aufführen. Ich möchte Sie bitten, erst bei der Vorstellung, dann auch bei dem folgenden Bankett dabei zu sein, Madame Deneuve.«
    Jetzt war es Julie Deneuve, die Minamoto-san einen fragenden Blick zuwarf, den er mit einem freundlichen Lächeln nickend beantwortete. Sie wandte sich wieder dem Theaterdirektor zu. »Ich danke Ihnen, es wäre mir eine Ehre.« Sie stand auf. »Ieyasu-san, ich verspreche, alles wird gut ausgehen«, meinte sie dann beruhigend in die entstehende Pause hinein.
    Bevor diese unangenehm werden konnte, stand Minamoto auf und verbeugte sich mit einem bedeutsamen Blick kurz vor dem Schauspieler. »Ieyasu-san, ich glaube, es wäre Madame Deneuve eine Ehre, wenn Sie ihr Ihren Gartenteich einmal aus der Nähe zeigen könnten, bevor ich sie in ihr Hotel bringe.« Vielleicht konnte er so seinen Freund ein wenig von seinen düsteren Gedanken ablenken, und gleichzeitig Madame Deneuve einen Gefallen tun. Er sah die dunklen Augen der Französin kurz aufleuchten. Sie folgte dem Theaterdirektor bis zur Terrasse, auf der einige Strohsandalen standen. Nicole schlüpfte, Ieyasus Beispiel folgend, ebenfalls aus ihren Filzpantoffeln und in ein Paar der Strohsandalen und ging hinter ihrem Gastgeber her. Minamoto hielt sich im Hintergrund und beobachtete die deBlaussec-Beauftragte sorgfältig. Der undefinierbare Eindruck, den er von ihr hatte, hatte sich auf einmal wieder verstärkt. Er nahm sich vor, immer hinter den beiden anderen zu bleiben, damit er im Notfall - wie soll der eigentlich aussehen? Nun, das werde ich hoffentlich im Zweifelsfall wissen - eingreifen konnte.
    »Ich freue mich sehr, Ihnen meinen Garten zeigen zu können«, begann der Direktor des Schauspielhauses und ging als Erstes zu der kleinen Brücke, die Julie Deneuve beim Eintritt in sein Büro so fasziniert hatte. Sie schien aufgeregt zu sein, ihre Hände blieben gar nicht mehr still. Erst verschränkte sie sie hinter dem Rücken, dann wieder fuhren ihre Finger nervös durch die Haare oder über ihre Arme.
    Doch ihrer Stimme war nichts anzumerken. »Diese Brücke hier ist besonders bemerkenswert«, sagte sie. »Sie führt genau an dieser künstlich angelegten Felswand mit dem Wasserfall vorbei!«
    »Das soll sie auch«, meinte Ieyasu stolz. »Von der Brücke aus ist die Schönheit des Wasserfalls besonders gut zu sehen. Ein japanischer Garten ist im besten Fall immer eine Art Miniaturlandschaft und sollte daher von allen Seiten bewundert werden können.«
    Minamoto spürte förmlich den Schreck, den Ieyasus Worte in Madame Deneuve auslösten. Jetzt griff ihre Nervosität auch auf ihre Stimme über.

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