0937 - Belials Mordhaus
aussehen?«
»Unzählige.«
»Danke, Suko, das reicht. Wie viele Jahre brauchen wir, um sie alle zu finden und zu untersuchen?«
»So lange leben wir wohl kaum.«
»Deshalb können wir deinen Vorschlag vergessen, so gut er auch gemeint ist.«
Damit war Suko nicht einverstanden. Er wiegte den Kopf und fügte dann hinzu: »Weißt du, John, darüber habe auch ich mir Gedanken gemacht. Dieser Traum, ich komme noch einmal darauf zurück, ist dir nicht grundlos geschickt worden. Belial hat dich geführt. Er wollte, daß du das Haus erreichst, John. Und es ist meiner Ansicht nach auch nicht irgendein Haus, das auf unserer Insel steht. Es ist ein bestimmtes.«
»Jedes Haus ist ein bestimmtes, wenn du es genau nimmst.«
»Es ist ein Haus, das du möglicherweise kennst. Mit dem du schon einmal zu tun gehabt hast. Vielleicht will Belial, daß du dich daran erinnerst und es freiwillig besuchst.«
Ich hob die Augenbrauen, zischte die Luft durch die Zähne, sagte ansonsten nichts.
»Was ist? Warum schweigst du?«
Ich hob die Schultern. »Das kann ich dir nicht genau sagen, Suko, aber ich denke nach.«
»Darf ich dir noch eine Hilfe geben?«
»Bitte.«
»Das Haus muß zu dir in einer Beziehung stehen. Vielleicht auch zu deinen Eltern oder uns, ich weiß es nicht, aber der wichtigste Part in diesem Spiel bist du. Meiner Ansicht nach hast du es schon einmal gesehen. Es ist nur verschüttet. Die Erinnerung liegt in irgendwelchen Tiefen begraben. Du solltest versuchen, sie wieder hervorzuwühlen. Mehr kann ich dir nicht raten.«
Ich saß da, rührte mich nicht, überlegte, schaute die beiden Freunde an und versuchte dabei, meine Gedanken zu sortieren. Wenn ich intensiv über Sukos Vorschlag nachdachte, so mußte ich zugeben, daß er möglicherweise so unrecht nicht hatte. Dieses Haus konnte mir durchaus nicht fremd sein.
Ich hatte es schon einmal gesehen. Aber wann und wo? Als Erwachsener, als Kind, als Jugendlicher? Vor langen, langen Jahren möglicherweise. Das alles konnte zutreffen. Und ich mußte auch zugeben, daß es eine andere Spur nicht gab. Suko hatte recht. Mit meinem verdammten Traum war der Fall ins Rollen geraten.
»Es kann ja sein, daß du eine böse Erinnerung an dieses Haus gehabt hast«, meinte mein Freund.
»Nun ja, mit alten, gespenstischen Häusern hatten wir schon des öfteren zu tun.«
»Das ist richtig.«
»Oder kann die Erinnerung daran auch völlig normal gewesen sein?« fragte Shao. »Ich meine damit, daß dieses Haus oder diese Scheune nicht Bedrohliches an sich hatte.«
»Warum nicht?«
»Keine Ahnung, weiß ich nicht. Du mußt dich nur daran erinnern, wo du das Haus und diese Straße schon einmal in der Realität gesehen hast. Das wäre dann die halbe Miete.«
»Sehr gut, wirklich.« Ich schüttelte den Kopf. »Wenn ich daran denke, wo ich überall war und wie alt ich bin, dann mußte ich all die Jahre Revue passieren lassen und sie sogar aufteilen in Tage, Woche und Monate, um herauszufinden…«
»Denke nur nach«, sagte Suko. »Hol dir deinen Traum noch einmal ins Gedächtnis zurück. Vielleicht erinnerst du dich, wo sich die Allee befindet, wo du sie schon einmal gegangen bist und das Haus gesehen hast. Es steht einsam, Wald befindet sich in der Nähe und…«
»Ja, das schon«, sagte ich. »Aber wie soll es mir einfallen bei all den Dingen, die wir auch gemeinsam erlebt haben? Damit komme ich nicht zurecht.«
»Sollen wir dich allein lassen, damit du nachdenken kannst?« fragte Shao.
Ich winkte ab. »Nein, bleibt mal hier.«
»Darf ich noch etwas sagen, John?«
»Immer doch.«
Shao lächelte. »Es ist zwar nur eine Theorie, aber wir haben ja selbst von deiner Mutter erfahren müssen, daß auch sie in den Fall hineingezogen wurde.«
»Ja, das stimmt.«
»Und jetzt habe ich etwas weiter gedacht. Dieses Haus stand nicht in einer Stadt. Deine Eltern leben auf dem Land. Man hat deine Mutter nicht in Ruhe gelassen, und einen derartigen Weg, wie du ihn uns beschrieben hast, könnte ich mir dort, wo deine Eltern leben, durchaus vorstellen. Wie gesagt, John, es ist nur ein Vorschlag, doch du solltest dich mal auf diese Umgebung konzentrieren.«
Ich dachte nach und murmelte dann: »Auf Schottland.«
»Nein, auf Lauder, wo deine Eltern wohnen.«
»Das meinte ich auch, Shao.«
»Wäre das schlecht?«
Sie erhielt von mir keine Antwort, denn ich drehte mich meinem Freund Suko zu. Er hob die Schultern und sagte: »Ich denke, daß es zumindest ein Weg ist.«
»Ja, das kann
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