0937 - Belials Mordhaus
hätte.
Ich sah nicht nur unsere Felle davonschwimmen, sie waren bereits verschwunden. Es gab einen Sieger, und der hieß Belial. Seine Falle war perfekt, sein Plan erfüllt worden, und ich konnte nicht anders, als den Kopf leicht zu drehen und noch einmal in die Tiefe zu schauen, wo Glenda und Jane von diesen vier fürchterlichen Höllenhunden weiterhin bewacht wurden und nicht mal mit der Wimper zuckten.
Etwas sirrte in mein Ohr. Es war dieses schrille, unnatürliche und widerliche Lachen des Lügenengels, das abrupt stoppte, denn er hatte seinen Triumph genossen.
Dafür sprach er. Seine Worte hörten sich schlimm an. Nicht nur vom Inhalt her, sondern auch von der Akustik, denn wiederum sirrten sie durch meinen Kopf.
»Was soll das alles? Ihr habt verloren. Die Frauen gehören mir und den Hunden. Danach seid ihr an der Reihe.«
»Vorher bringe ich dich um!« flüsterte ich.
»Wie denn?«
»Das solltest du wissen. Erinnere dich daran, wie dich mein Kreuz schwächte. Ich trage es wieder bei mir. Willst du es sehen?« Ich redete viel, weil ich Zeit gewinnen wollte, und ich dachte immer wieder daran, ihn zu einer Lüge zu verleiten, wobei er der Ansicht sein mußte, die Wahrheit zu sprechen. Wenn das geschah und wenn ich dann noch mein Kreuz einsetzen konnte, würde sich einiges wieder richten.
»Ja, zeig es mir!«
Ich hatte meine Hand schon in die Tasche gesteckt. Wenig später konnte er darauf schauen. Der Anblick schockte ihn nicht. Er ließ ihn wieder sirrend lachen. »Ich hörte, daß es für manche gefährlich sein soll, aber nicht für mich. Zu meiner Zeit hat es das Kreuz nicht gegeben, verstehst du? Alles war damals anders. Es liegt so tief in der Vergangenheit begraben, daß du daran nicht mal denken kannst. Es wird dir auch nicht gelingen, dir eine Vorstellung zu machen von dem…«
»Vier Erzengel!« hielt ich dagegen. »Es ist den vier Erzengeln geweiht. Das solltest du auch wissen. Es sind die Engel des Lichts und nicht die der Finsternis, zu denen du zählst. Denke daran Belial, vier Erzengel sind mächtiger als du. Was damals geschehen ist, können wir hier wiederholen. Du wirst nicht gewinnen.«
Er ging darauf nicht ein. »Sag deinem Freund, daß er die Peitsche von meinem Hals nehmen soll.«
»Warum?«
»Sag es ihm!«
»Spürst du Schmerzen?«
Belials blutleere Lippen zuckten. »Willst du denn, daß ich den Hunden einen Befehl gebe?«
Suko und ich wußten, was er gemeint hatte. Keiner von uns wollte, daß sich gewisse Träume auf eine ähnliche Art und Weise erfüllten. Da war ich zerrissen worden, jetzt hätte es Jane und Glenda erwischt, auch wenn wir, falls wir Belial gehorchten, nur einen Aufschub erreicht hätten.
»Es ist schon gut«, sagte Suko hinter Belial. Seine Stimme kam mir und wohl auch ihm selbst fremd vor. An Belials Hals bewegte sich etwas, was ich genau erkennen konnte, dann sanken die drei Riemen der Peitsche schlaff nach unten, berührten noch einmal kurz den linken Oberschenkel der Gestalt, bevor Suko sie an dem Körper vorbei wieder zurückzog.
Belial war frei!
Er schüttelte sich kurz, dann kam er auf mich zu und blieb so stehen, daß er in die Tiefe zu den beiden Frauen hin schauen konnte. »Sie waren gute Lockvögel«, sagte er. »Sehr gute sogar. Ihr seid gekommen, und das allein ist wichtig. Aber sie werden nicht überleben, denn sie gehören zu euch. Ihr habt ihnen einen Aufschub gegönnt, das ist alles. Dafür dürft ihr zuschauen, wie sie sterben.«
»Das werden wir nicht!« erklärte ich, wobei ich selbst nicht wußte, woher ich den Mut nahm, dies auszusprechen, denn eine Chance sah ich nicht in Greifweite.
Belial hatte ich trotzdem überrascht. »Wie willst du das verhindern? Ich fürchte mich nicht vor deinem Kreuz. Ich weiß, daß du bestimmte Worte rufen mußt, um seine Kraft hervorzuholen. Dann werden auch die Engel eingreifen, aber es sind eben Worte, nicht mehr. Sie auszusprechen, kostet Zeit, sogar viel Zeit, die ich nutzen kann.«
»Auch der Tod der beiden Frauen wird mich nicht daran hindern können, die Formel zu sprechen!« erklärte ich ihm. Es war mühsam für mich, meiner Stimme Festigkeit zu geben, denn was ich ihm da erklärt hatte, bedeutete gleichzeitig ein endgültiges Fallenlassen einer Jane Collins und einer Glenda Perkins.
Die Zwickmühle war unmenschlich und mörderisch. Wir hatten uns in diesem Netz aus Lügen, Träumen, Intrigen und letztendlich auch Wahrheiten gefangen und sahen kein Schlupfloch. Was auch geschah, es
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