0937 - Die Rückkehr des Amuletts
Maschinendeck gepfercht. Auch hier wachte lediglich ein Terrorist. Der Anführer befand sich nach wie vor auf der Brücke, jetzt von zwei Männern unterstützt.
»Was sollen wir jetzt tun, Monsieur Mabboux? Können wir nicht meine Mutter befreien?«
Der Steward erlaubte sich ein kurzes, hartes Lächeln. »Da sind gleich drei von den Schweinen, alle schwer bewaffnet. Das schaffen wir alleine nicht. Zuerst müssen wir Verwirrung stiften und vielleicht den einen oder anderen Terroristen ausschalten. Dann haben wir sicher die Chance, an deine Mutter heranzukommen.«
»Meinen Sie?«
»Natürlich, mein Junge.« Mabboux strubbelte Rhett aufmunternd im Haar herum. »Wir fangen dort an, wo die Wachen solo sind. Ich schlage vor, ganz unten.«
Mabboux und Rhett stiegen aufs Maschinendeck hinunter. Im Schutz eines der mächtigen Hauptgeneratoren peilte der Steward die Lage. Noch immer saßen die fünf Marinetechniker in dem engen Computerraum. Der Entführer hielt sich an seiner Pumpgun fest und tigerte nervös vor dem Raum hin und her. Immer wieder warf er misstrauische Blicke hinein. Aber dort drinnen rührte sich keiner.
Als der Entführer Mabboux den Rücken zu drehte, zeigte sich der Steward kurz den Gefangenen und winkte hektisch. Der Chefingenieur verstand wohl, was er meinte. Er stand auf und begann gegen die Tür zu klopfen. »He, ich muss mal!«, rief er laut. »Ich halt's nicht mehr aus.«
Der Wächter war wie von der Tarantel gestochen an der Tür und riss sie auf. »Du hältst sofort dein Maul!«, brüllte er den Chefingenieur an, hob das Gewehr und zielte auf den Bauch des Uniformierten. »Piss von mir aus in die Ecke, mir doch egal. Noch einmal so was und ich blase dir das Hirn aus dem Schädel.«
Rhett zitterte wieder vor Angst. Er befürchtete, dass der Entführer den Chefingenieur über den Haufen schoss. Und als Mabboux plötzlich losstürmte, stieg ein entsetzter Laut aus der Kehle des Jungen. Damit hatte er nicht gerechnet, denn Mabboux hatte ihn über seine Absichten im Unklaren gelassen. Was, wenn der Steward versagte? Dann musste er vielleicht sterben und er, Rhett, war wieder alleine.
Vier mächtige Sätze brachten Mabboux an den Entführer heran. Irgendetwas warnte ihn. Er fuhr herum. Zu spät. Mabboux war bereits vor ihm. Mit der Handinnenfläche schlug er gegen das Kinn des Entführers. Dessen Kopf wurde zurückgerissen. Gurgelnd flog der Mann gegen einen Schrank und rutschte langsam daran herunter. Sein Sturmgewehr schlug klirrend auf den Boden. Die beiden Frauen der Technikcrew schrien schrill.
Mabboux ging in die Knie und hielt dem stöhnenden Gangster das Tranchiermesser an die Gurgel. Dann riss er ihm die Sturmhaube vom Kopf. Ein bärtiges, verschwitztes Gesicht kam zum Vorschein. Der Mann hatte Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben. Immer wieder verdrehte er die Augen. Dann glitt er doch in die Bewusstlosigkeit.
Der Steward bat die Anwesenden, einen Eimer Wasser zu besorgen, während Rhett herankam. Er wurde von den Technikern erstaunt begrüßt. Mabboux musste berichten, während eine der Frauen das Wasser brachte. Mabboux, der im Moment fast eine Art Heldenstatus genoss, bedankte sich. Er schüttete dem Entführer das Wasser über den Kopf. Hustend und würgend kam der Mann zu sich. Erschrocken starrte er Mabboux und die ihn umstehenden Crewmitglieder an. Dann verdrehte er seine Augen erneut und fixierte krampfhaft das Tranchiermesser, das eine kleine Kuhle in die Haut seines Halses drückte.
»Keinen Mucks, Mann«, befahl Mabboux. »Du tust, was ich dir sage, verstanden?«
Der Entführer nickte stöhnend. Er hatte durch den Schlag eine Wirbelstauchung erlitten.
»Gut. Wie verständigt ihr euch auf dem Schiff?«
»Mit Handys«, krächzte er.
»Kannst du einen deiner Kumpane hierher rufen? Oder würde das jemanden misstrauisch machen?« Mabboux verstärkte den Druck des Messers. Es durchstieß die Haut. Ein schmaler Blutfaden rann aus der Wunde. »Lüg mich bloß nicht an. Sonst stirbst du auf der Stelle.«
»Ja, Mann, schon gut. Ich… ich kann Pinky rufen, wenn ich ihn brauche. Aber nur im äußersten Notfall. Sonst darf ich nicht telefonieren.«
»Wo hält sich Pinky auf?«
»Ich weiß nicht… Bei den Passagieren«, keuchte der Bedrohte schnell, als Mabboux anfing, das Messer in der Wunde zu drehen. Rhett empfand das als gerechte Strafe und hätte den Steward am liebsten animiert, noch schneller und vor allem tiefer zu drehen.
»Ruf Pinky an. Er soll sofort kommen, weil du
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