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0939 - Das Gesetz der Dynastie

0939 - Das Gesetz der Dynastie

Titel: 0939 - Das Gesetz der Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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ERHABENE den Göttern zeigen wollen, wie man mit seinen Todfeinden umging. Als schließlich alles vorüber war, als auch noch die in die Irre geleitete DYNASTIE den Heimweg fand, da hatte sich Nazarena Nerukkar in den Kristallpalast geflüchtet. Abgeschirmt von der Außenwelt hoffte sie hier, dass die Zeit dieses Desaster mitleidsvoll überdecken würde.
    Doch das war ein neuer Irrglaube gewesen.
    Die unzähligen Gänge des Kristallpalastes waren schon immer erfüllt gewesen von geflüsterten Wahrheiten, Übertreibungen und schamlosen Lügen. Die Intrige stand hier stets in voller Blüte, Gerüchte und Bosheiten jeder Art schienen von der Decke zu fallen und aus dem Boden zu sprießen.
    Wahrscheinlich war das überall so, wo sich große Macht ballte. Hier jedoch wurde dieses Gesellschaftsspiel bis an seine Grenzen getrieben. Und weit darüber hinaus. Unaufgeklärte Morde, merkwürdige Unfälle - sie hatten oft ihre Ursprünge in verletzter Eitelkeit und bösartiger Nachrede. Nazarena kümmerte sich nicht darum.
    Dennoch ließ sie sich über die hartnäckigsten Gerüchte auf dem Laufenden halten. Die meisten flammten auf, wurden rasch blass und erloschen schon am gleichen Tag. Manche jedoch…
    Eines gab es, das hatte Nazarena bereits an dem Tag ihrer Rückkehr in den Palast vernommen. Sie hatte sich nie vor dem Moment gefürchtet, da es ausgesprochen wurde, denn sie war sich immer sicher gewesen, jeden Kampf bestehen zu können.
    Nerukkar setzte sich senkrecht in ihrem Bett auf. Es brachte nichts sich hinzulegen, wenn die Müdigkeit nicht größer war, als diese imaginären Schmerzen. Sie blickte an sich herunter. Sie war nackt, wie dieser unglückselige Bursche, den sie aus ihrem Bett geworfen hatte. Doch Scham war ihr seit jeher fremd gewesen.
    Noch immer war sie eine schöne Frau. Ihre Finger fuhren sanft über die Haut ihres Oberkörpers. An einer ganz bestimmten Stelle verharrten sie. Dort, exakt an diesem Punkt, war der Dolch in sie hinein gestoßen worden. Natürlich war davon nichts mehr zu sehen, so wenig, wie man Narben der Operation erkennen konnte.
    Konnte sie tatsächlich jeden Kampf gewinnen?
    Einen hatte sie bereits verloren und ihr Leben beinahe noch dazu.
    Wenn das Gerücht sich als Wahrheit herausstellen sollte, dann wirst du kämpfen müssen. Eine Alternative dazu existiert nicht. Du solltest möglichst schnell zu deiner alten Stärke zurückfinden.
    So oft sie sich das auch klar machte, so wenig änderte sich etwas. Das Gerücht war zunächst nur eine vage Andeutung gewesen, doch es hatte sich immer mehr verdichtet:
    Es sollte einen Alpha geben, der kurz davor stand, seinen Dhyarra-Kristall auf die 13. Potenz aufzustocken. Ihn zu einem Machtkristall zu machen.
    Ein Kandidat, der den Anspruch stellen konnte, die DYNASTIE zu führen. Also würde es zum Kampf der Kristalle kommen, in dem Nazarena natürlich den Vorteil besaß, dass sie im Umgang mit dem Machtkristall erfahren war.
    Aber auch nur dann, wenn sie sich körperlich und geistig voll auf der Höhe befand.
    In den vergangenen Tagen waren bereits Spekulationen zu vernehmen gewesen, um welchen Alpha es sich wohl handeln mochte. Und es gab Stimmen, die bereits jetzt davon sprachen, dass Nazarena kein ernst zu nehmender Gegner mehr war.
    Sie fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    Kein ernst zu nehmender Gegner also?
    Endlich, endlich fühlte sie, wie ihre Wut wieder aufbrandete, wie ihre Emotionen den Schmerz hinweg fegten. Sollte es diesen Alpha tatsächlich geben, dann würde er sich noch wundern. Sie hatte Fehler begangen, sicher, doch das bedeutete nicht, dass sie schon am Ende ihres Weges angekommen war.
    Noch war sie die ERHABENE!
    Und sie verfügte über Mittel und Wege, von denen andere nur träumen konnten.
    Die Nacht war für sie nun endgültig vorüber. Nackt, wie sie war, ging sie zum Kommunikationscenter, das einen großen Teil des Nebenraums ausfüllte. Es gab einige Dinge abzuklären, alte Kontakte neu zu knüpfen.
    Nazarena Nerukkar spürte, wie sie zu ihrer alten Form auflief.
    Sollte der Alpha nur kommen.
    ***
    Starless war früher im Kristallpalast ein und aus gegangen, denn als eine Art Agent zur besonderen Verwendung , der ausschließlich der ERHABENEN unterstand, hatte er Privilegien. Was sich allerdings in den Nächten hier so abspielte, hatte ihn da noch nicht interessiert.
    Ihm war allerdings klar, dass dort, wo große Macht sich bündelte, die Dekadenz niemals fern war. Doch die schmutzigen Seiten der Ewigen,

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