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0939 - Das Gesetz der Dynastie

0939 - Das Gesetz der Dynastie

Titel: 0939 - Das Gesetz der Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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er ganz alleine in der großen Eingangshalle der alten Südstaatenvilla stand, schienen ihn diese Worte wahrhaftig erdrücken zu wollen. So sehr Doktor Artimus van Zant sich auch bemühte - sie ließen sich nicht aus seinem Kopf verbannen.
    Fahnenflucht, die Ziele von no tears, das Andenken an Khira Stolt, die Kinder.
    Van Zant schüttelte energisch den Kopf. Nein, dieses Denken durfte er sich nicht zu eigen machen. Es war keine Flucht, die er geplant hatte und nun zum Abschluss bringen wollte. Es war ein Schutz, eine Reißleine, mehr noch ein Rettungsanker, den er geworfen hatte. Vielleicht gerade noch zur rechten Zeit.
    No tears war mit dem Vermögen der ums Leben gekommenen Khira Stolt gegründet worden. Der Trust hatte nur ein einziges Ziel: Kindern, die Opfer von Gewalt und Krieg waren, denen die Geborgenheit eines Elternhauses fehlte, die so tief unten angelangt waren, dass sie den Weg aus ihrem Dilemma auf eigenen Kräften niemals schaffen konnten, eine echte Chance zu geben.
    Keine einfach Aufgabe, dessen war Artimus sich von Anfang an bewusst gewesen, doch sie war zu bewältigen. Und no tears war wirklich auf dem allerbesten Weg dazu gewesen. Bis zu 50 Kinder aus allen Ländern der Welt hatten hier ein Heim gefunden, hatten sich mithilfe der Pädagogen und den Freundschaften, die sie hier aufgebaut hatten, immer mehr, aus dem psychischen Sumpf befreit, in dem sie beinahe untergegangen waren.
    Doch dann war Artimus immer häufiger zum Ziel der dunklen Mächte geworden - Vampire und die Herren der weißen Städte, sie hatten ihre Attacken auf ihn gestartet, wollten den Physiker zur Mitarbeit zwingen oder ihn schlicht und ergreifend töten. Sie wussten genau, wo sie van Zant zu suchen hatten! Und so war die alte Villa zum Schauplatz von blutigen Kämpfen geworden. Schlussendlich starb Manja Bannier, eine der Pädagoginnen von no tears , durch die Fangzähne des Vampirs Starless.
    Das hatte für Artimus van Zant den Ausschlag gegeben. Mit dem Gedanken hatte er schon vorher gespielt, denn ihm wurde klar, dass die Kinder und das Personal hier ganz einfach nicht mehr sicher waren. Es gab nur diese eine Möglichkeit: Es musste wieder Stille in die alte Villa einkehren. Kein Kinderlachen mehr, keine lautstarken Streitereien, kein Geschrei der Köchin, wenn die Kleinen ihr wieder einmal den Nachtisch schon am Vormittag geklaut hatten - nichts mehr von alledem.
    Langsam stieg van Zant die geschwungene Treppe hinauf in den ersten Stock, in dem unter anderem die Zimmer der Kinder lagen. Im Halbdunkel lag der Gang vor ihm. Links und rechts waren die Türen zu den Zimmern weit geöffnet. Wenn man einem Haus seine Bewohner entzog, nahm man ihm damit die Seele. Artimus fiel nicht ein, wo er diesen Spruch einmal gehört hatte, doch er traf voll ins Schwarze.
    Es war nicht einfach gewesen, die Kinder auf adäquate Einrichtungen zu verteilen. Das hatte unendlich viele Telefonate und Erklärungen erfordert, doch schließlich war es gelungen. Diese Mühe war jedoch nichts im Vergleich dazu gewesen, den Kids zu erklären, warum alles so und nicht anders ablaufen musste. Die Blicke der Kleinen würde van Zant sicher niemals vergessen. Sie bemühten sich alle, besonders verständig zu sein, doch der Physiker ahnte, was in den jungen Köpfen ablief - sie wollten nicht fort von hier, ganz gleich, wie logisch man es ihnen auch auftischte.
    Nach und nach waren die Jungen und Mädchen abgeholt worden.
    Und jeder dieser Abschiede war wie ein kleiner Tod. Große Worte, aber Artimus hatte exakt so gefühlt. Als Letzter war dann Serhat abgeholt worden, der kleine Waisenjunge aus der Türkei, dessen paranormale Fähigkeiten nach wie vor nicht ausgelotet waren. Serhat erwartete jedoch kein fremdes Heim, denn Millisan Tull, die pädagogische Leiterin von no tears , hatte ihn adoptiert. Sie hätte es nicht übers Herz gebracht, den Kleinen einer fremden Umgebung zu überlassen. Als Serhat beim Abschied seine dürren Ärmchen um Artimus' Hals geschlungen hatte, waren beim Physiker alle Dämme gebrochen.
    Heulsuse!
    Aber dafür schämte er sich nicht.
    Van Zant schüttelte den Kopf und wandte sich wieder zur Treppe. Was tat er noch hier? Das hatte doch masochistische Züge, hier so alleine durch die leere Villa zu laufen. Das machte wirklich keinen Sinn. Langsam, wie in Zeitlupe, nahm er eine Treppenstufe nach der anderen.
    Also wieder ein neuer Anfang. Es war nicht der erste in van Zants Leben, doch um neu beginnen zu können, musste man alte

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