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0939 - Wenn der Satan tötet...

0939 - Wenn der Satan tötet...

Titel: 0939 - Wenn der Satan tötet... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausschalten.
    Pater Carlos genoß seinen Auftritt. Er nickte dem alten Mann zu und fragte mit leiser Stimme:
    »Damit hast du nicht gerechnet, wie?«
    Fumeaux schwieg. Er wußte auch nicht, was er hätte sagen sollen. Klar, er konnte Fragen stellen nach dem Woher und nach dem Wohin, aber das war nicht seine Art. Das wollte er auf keinen Fall.
    Mit dieser Unperson zu Sprechen, bereitete ihm seelische Qualen.
    Er wollte beten. Dazu gehörte es, die Hände zu falten. Dies wiederum brachte er auch nicht fertig.
    Die eigene Starre zu überwinden, war ihm unmöglich. Statt dessen blickte er nur in das Gesicht des Zurückgekehrten. Dem Aussehen hatten die langen Jahre im Kerker nichts anhaben können. Carlos zeigte nicht die Spur einer Veränderung in seinem Aussehen. Er war noch immer der junge Mann, und seine Haut wirkte sogar frisch.
    Dunkel schimmerten die Augen. Gefühle im eigentlichen Sinne las der Bischof darin nicht ab. Sie waren starr, aber in ihnen stand auch das Wissen über Carlos' Macht. Macht über Menschen, Macht über den Bischof.
    Er streckte seine Hand vor. Die Finger lagen dicht beisammen, und er legte zwei Kuppen unter das Kinn des alten Mannes, bevor er dessen Kopf anhob.
    Alain Fumeaux zuckte nicht einmal, obwohl die Finger kalt waren. Er blieb ruhig sitzen und merkte, daß die Kälte verschwand. Die Haut wurde warm, dann sogar heiß, als wollte sie den Geistlichen am Kinn verbrennen. Carlos hielt seinen Blick auf den Bischof gerichtet, und er bewegte seine Lippen, weil er den anderen ansprechen wollte. Er tat es in einem Flüsterton. »Nichts habe ich vergessen, gar nichts. Ich erinnere mich deutlich daran, wie ihr mir die Falle gestellt und mich niedergeschlagen habt. Ich konnte nichts tun, ich konnte auch später nichts tun, als ich im Kerker angekettet war. Aber ich habe immer nur an eines gedacht. An den Satan und an meine Rückkehr, die mit einer Abrechnung verbunden ist. Ich wußte, daß ich es schaffen würde. Ich wußte es genau. Die Hölle hat mich nicht im Stich gelassen. Sie ist einfach gut. Ich habe auf sie vertraut und bin nicht enttäuscht worden. Der Satan hat immer an meiner Seite gestanden.« Carlos lächelte kalt. »Schau mich an, du Pope! Los, schau mich an! Siehst du etwas?«
    Der Bischof schwieg. Er wollte nicht reden. Er spürte plötzlich einen wilden Haß gegen den anderen aufsteigen. Etwas, das er früher auch nicht gekannt hatte. Der Haß war für ihn ein persönliches Gefühl gewesen. Er wußte schon, daß es ihn gab, mehr aber auch nicht. Und jetzt mußte er damit leben, wobei er sich nicht einmal erschreckte.
    Carlos ließ ihn los. Er kicherte. »Ich weiß, du siehst nichts. Du siehst gar nichts an mir. Das ist auch klar. An mir ist nichts zu sehen. Ich habe mich dem Satan hingegeben, und er hat für meine Jugend gesorgt. Er hat mich gesalbt. Er gab mir die Kraft, aber er stellte mich auch auf eine sehr lange Probe, die dreißig Jahre dauerte, wie ich hörte, denn im Kerker habe ich die Zeit vergessen. Vieles hat sich verändert, aber eines ist wichtig und ist auch geblieben. Du lebst noch, und der andere, dieser Bloch, lebt ebenfalls. So ist die Warterei für mich nicht umsonst gewesen. Ich muß dem Satan dankbar sein, daß er mich zu diesem Zeitpunkt auf die Reise der Rache geschickt hat. Sicherlich hat er gewußt, was zu tun war.«
    Der Bischof schwieg. Er hatte zugehört, doch die Worte regten ihn nicht sonderlich auf. Seine Hände lagen flach auf den Knien, er blickte ins Leere und dachte dabei über den Teufel nach. Er fragte sich, ob diese Gestalt das Aussehen des Paters angenommen hatte. Ob der Satan tatsächlich so aussah wie Carlos. Man sprach ja davon, daß es ihm gelang, sich zu verändern. Andere Gestalten annehmen, in andere Rollen hineinschlüpfen, in die des Verführers, das war alles möglich, auch in die eines Mörders.
    »Ich werde dich töten, Bischof!«
    Er hatte die Wort klar und langsam ausgesprochen, und Fumeaux wunderte sich über seine eigene Reaktion, denn er nickte. Es war das erste Mal, daß er überhaupt so antwortete, was dem Pater nicht gefiel. Er hatte Angst vermutet, Schreien, Flehen und Bitten. Aber das hatte auch der Pfarrer nicht getan, von dem er es eigentlich ebenfalls erwartet hätte. Und dies machte ihn wütend.
    »Warum sagst du nichts?«
    Fumeaux hob die Schultern.
    »Soll ich dir sagen, wie der Pfarrer umkam, als er nach dem Erdbeben zu meinem Verlies ging und schauen wollte, ob ich noch existierte? Oh, ich war noch da, aber das

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