0939 - Wenn der Satan tötet...
Verlies gab es nicht mehr. Wände waren eingefallen. Andere hatten sich verschoben, und so hatten unter der Erde neue Landschaften entstehen können, aber auch Freiwege, durch die sich der Satanist hatte schieben können, um sich endlich zu befreien.«
Er war freigekommen. Er hatte den Priester vor sich her in die Sakristei getrieben und sich dort mit ihm »beschäftigt«.
Ja, das war der richtige Ausdruck gewesen.
Mit ihm beschäftigt!
Er kicherte, als er daran dachte, und der Bischof wußte nicht, weshalb der andere das Geräusch von sich gab. Er hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, als ihm Carlos erzählte, was mit dem Priester geschehen war, der ihn zu bewachen hatte.
»Es gibt kein Geheimnis mehr, das vererbt werden kann. Ich bin jetzt frei, und ich werde diese Freiheit ausnutzen. Ich werde keine Rücksicht mehr kennen, denn man hat auf mich auch keine Rücksicht genommen. Ich will Blut sehen, viel Blut, und ich werde Blut sehen, das kann ich dir versprechen.«
Der Bischof hatte seine Starre überwunden und ebenfalls die innere Abwehr. »Geh!« flüsterte er.
»Geh endlich! Verschwinde von hier! Ich will dich nicht mehr sehen. Ich kann dich nicht mehr sehen. Es ist furchtbar und grauenhaft.«
»Ja, ich gehe, aber zuvor werde ich dich vernichten. Einfach so. Ich werde dich auslöschen und das tun, an das ich sehr lange gedacht habe. Danach hole ich mir Bloch. Ich weiß, wo er lebt, denn ich habe mich erkundigen können. Vernichten muß ich ihn. Ihn und sein verdammtes Umfeld. Niemand soll die Hölle mehr stören, das habe ich mir geschworen, und das bin ich dem Teufel auch schuldig!«
Er packte zu. Es war ein blitzschnell angesetzter Griff, dem der Bischof nicht ausweichen konnte. In sein Haar klammerten sich die Finger fest, so daß er das Gefühl hatte, Krallen zu spüren. Es waren nur wenige Strähnen, die der Satanist zwischen seine Finger drehte und schließlich daran zog.
Er wollte, daß der Bischof dem Druck folgte, was dieser auch tat. Sein Gesicht war schon jetzt verzerrt, denn der Schmerz fuhr durch seinen Kopf, als wäre dieser mit kleinen, glühenden Speerspitzen gefüllt. Er brannte förmlich aus, und das Innere schien sich aus seinem Gefüge zu lösen.
Fumeaux stöhnte. Tränen schossen in seine Augen. Er versuchte erst gar nicht, sich zu wehren.
Wenn er die Arme hob und damit schlug, waren es nicht mehr als flatterhafte Bewegungen, und es war fraglich, ob er überhaupt traf.
Drehend zerrte der andere den Mann auf die Füße, dann wuchtete er ihn zurück.
Der Bischof fiel nicht zu Boden, sondern auf das Bett, wo er noch nachfederte. Weit hielt er die Augen offen. Die Hände umkrampften das Laken, und er starrte in die Höhe, wo die düstere Gestalt über ihm stand. Bisher hatte er keine Waffe an ihr gesehen, was sich änderte, als Carlos unter seine Jacke griff. Er holte etwas hervor, das aussah wie eine Mischung aus langem Messer und Säge.
Seine Augen funkelten. Er bewegte den Mund, ohne jedoch etwas zu sagen.
Er beugte sich nach vorn.
Mit ihm kam die Säge.
In diesem Augenblick riß der Bischof den Mund auf. Bei ihm brachen die Dämme, er wollte schreien was Carlos bemerkte.
Der Treffer auf den Mund ließ den Bischof zwar nicht verstummen, schlug ihm aber die letzten Zähne aus. Er jammerte, er spie um sich, er schmeckte das Blut in seinem Mund, und er wußte auch, daß bald noch mehr Blut fließen würde.
Das wollte auch Carlos.
Noch einmal schlug er zu.
Der Bischof stand kurz vor der Bewußtlosigkeit, als sich der andere an sein schauriges Werk machte.
***
Nein, ich besaß kein gutes Gefühl. Das andere blieb, während wir über das Land fuhren, das leicht hügelig, aber trotzdem eben vor uns lag und immer wieder von der See geprägt wurde. So etwas merkte man einfach, auch wenn das Wasser oft genug nicht zu sehen war und sich hinter dem Horizont versteckt zu halten schien.
Gras, Sand, auch Dünen, die weit in das Innere des Landes hineinreichten, das alles wurde uns präsentiert, und über diesem Schauspiel lag der herrliche Himmel wie ein Gemälde, dessen Inhalt, die Wolken, sich bewegten.
Wunderschön. Postkartenhaft. Hinzu kam das noch sonnige Herbstwetter mit der leichten Kühle.
Das Kloster oder Heim für alte Priester lag südlich von Matignon in einer flachen mit Wiesen und Obstbäumen bedeckten Landschaft, durch die sich nur eine breite Straße zog. Alles andere waren schmale Wege. Sie wurden zumeist von irgendwelchen Bauern benutzt, wenn diese mit
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