0939 - Wenn der Satan tötet...
ein schönes und bequemes Auto, mit dem wir gut zurechtkamen.
Der Friedhof lag nicht im Zentrum der Ortschaft, sondern ein wenig außerhalb. Wir mußten ihn auf unserem Weg nach Matignon hinein passieren, und wir sahen auch die Zelle, die nicht weit entfernt vom Tor des Friedhofs stand, der von einer Mauer aus Bruchsteinen umgeben wurde. Auf ihrer oberen Seite war sie mit Gräsern und Blumen bepflanzt.
Suko stoppte den Wagen. Er war nicht bis dicht an die Zelle herangefahren, weil sich dort einige Menschen aufhielten, die sich wohl zu einer Trauerfeier versammelt hatten. Sie fand in einem Haus statt, auf dessen Dach ein großes Holzkreuz stand.
Die Mauer schützte uns vor den Blicken der Menschen. Wir brauchten nichts zu sagen. Der Abbé stieg aus und ging davon.
Zurück blieben Suko und ich. In der gewölbten Scheibe spiegelte sich der Himmel. Die Bläue war wunderschön, und die weißen Wolkenberge störten auch nicht. Sie wurden vom Meer her herangetrieben wie riesige, wollige Schafe, die von einem Hund gejagt wurden.
»Warum sagst du nichts, John?«
Ich hob die Schultern. »Mir will einfach das Bild nicht aus dem Kopf, und ich frage mich, was dieser Carlos wohl für ein Mensch ist.«
»Mensch?« Suko konnte nicht anders, er mußte auflachen. »Ich denke, daß er nur aussieht wie ein Mensch. In seinem Innern aber ist er verfault. Da hat er sich längst der Hölle hingegeben, dem Satan, der die Kontrolle über seine Seele übernommen hat.«
»Allmählich glaube ich das auch.«
Suko öffnete ein wenig das Fahrerfenster und ließ frische Luft in den Wagen. »Ich frage mich, ob sich dieser Killer tatsächlich um den Abbé kümmern wird.«
»Warum sollte er das nicht tun?«
»Weil wir ihm im Weg stehen.«
Der Meinung war ich nicht. »Nimm uns nicht so wichtig, Suko. Der wird versuchen, sich über alle Hindernisse hinwegzusetzen. Ob wir da sind oder nicht, er wird seine Chance suchen, und es liegt an uns, ob er sie auch bekommen wird.«
Der Inspektor nickte. Seine Gedanken hatten sich mit der Vergangenheit beschäftigt, denn er sagte:
»Der Fehler liegt eigentlich bei der Kirche selbst. Man hätte diesen Mörder der irdischen Gerechtigkeit übergeben sollen…«
Ich fiel ihm ins Wort. »Nein.«
»Wie meinst du das?«
»Das hätte nichts geändert. Er hätte überlebt. Möglicherweise wäre er schon früher aus seiner Zelle herausgekommen, dann wären bestimmt noch mehr Taten passiert.«
»Ich weiß es auch nicht.«
Ein mit Männern und Frauen besetzter Wagen fuhr an uns vorbei und hielt Kurs auf den Friedhof.
Als das Auto um die Ecke gebogen war, erschien auch der Abbé wieder.
Er ging ziemlich schnell. Wir versuchten, an seinem Gesicht zu erkennen, wie das Gespräch wohl verlaufen war, konnten aber nichts ausmachen. Erst als er auf dem Rücksitz saß, wurden wir schlauer. »So«, sagte der Abbé und zerrte die Tür zu, »wir können fahren.«
Suko startete. Den Weg würde ihm Bloch noch sagen. Ich drehte mich auf dem Beifahrersitz, damit ich den Templer sehen konnte. »Hast du mit dem Bischof gesprochen?«
»Nein.«
»Aber er lebt noch?«
»Das ja. Man hat auch versucht, ihn zu finden. Er war nicht in seinem Zimmer. Die Nonne wollte noch im Garten nachschauen, aber ich erklärte ihr, daß es nicht nötig sei und wir ihn bald aufsuchen würden. Sie sollte nur gut auf ihn achtgeben.«
»Was sie hoffentlich tun wird.«
»Sie hat es mir versprochen, John!«
»Okay, dann lassen wir uns überraschen.« Sehr optimistisch war ich nicht. Wir liefen wie so oft hinterher, aber das gehört nun mal zur Polizeiarbeit. Da gab es auch keinen Unterschied bei uns, ob wir nun Dämonen jagten oder normale Gangster.
Trotzdem fühlte ich mich sehr unwohl.
Es hing nicht mit der Vergangenheit zusammen, sondern mit der Zukunft. Ich brauchte nur in Sukos Gesicht zu sehen, um erkennen zu können, daß er ähnlich dachte.
Verdammt auch!
***
Der Bischof sägte nichts. Er saß nur auf der Bettkante, hielt die Hände zu Fäusten zusammengekrallt und spürte, wie seine Fingernägel gegen das Fleisch der Handballen stießen. Er spürte die leichten Schmerzen. Es bedeutete, daß er nicht träumte.
Der Mörder war tatsächlich zurückgekehrt und stand jetzt so dicht vor ihm, daß er ihn leicht hätte berühren können. Der Bischof wußte auch nicht, wie diese Gestalt in das Kloster hineingelangt war.
Es zählte für ihn nur, daß er vorhanden war, alles andere war uninteressant, diese Gedanken wollte er
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