0939 - Wenn der Satan tötet...
weg.«
»Bleibst du im Ort?«
»Ja, ich werde etwas besorgen müssen. Auch noch einen Wagen volltanken…« Er hob die Schultern.
»Wie das so ist, wenn man Mädchen für alles ist.«
»Aber dir gefällt es hier.«
»Ich habe nichts bereut, John, und ich habe schon viel gelernt, das gebe ich zu.«
Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Bis dann.« Gemeinsam gingen Suko und ich ins Haus.
»Das war also Marco Anderre«, sagte der Inspektor leise.
»Ja.«
»Er scheint den Tod seiner Schwester überwunden zu haben.«
Ich nickte. »Die Zeit heilt Wunden. Es ist schon lange her, fast ein Jahr.«
»Meine Güte, wie die Zeit vergeht.«
Wir mußten uns zum Arbeitszimmer des Abbés, regelrecht durchkämpfen, denn auf dem Weg dorthin trafen wir einfach sehr viele Bekannte, die uns begrüßen wollten.
Bloch machte einen erlösten Eindruck, als wir nach dem Anklopfen den Raum betraten. Auf dem Tisch stand ein Tablett. Frischer Kaffee war gekocht worden. Es gab Rührei, Hörnchen und Konfitüre. Genau das Richtige für uns, und wir hätten uns allesamt fühlen können wie im Urlaub, wäre da nicht der Druck gewesen, der als kompakter Schatten über unseren Köpfen lag.
Ein Satanist war auf Rachetour. Wozu er fähig war, hatte er auf blutige Art und Weise bewiesen, und wir gingen davon aus, daß er auch bei Bloch keine Rücksicht kennen würde. Es war der Abbé selbst, der uns riet, während des Frühstücks nicht davon zu sprechen, denn ein gutes Essen gehörte ebenfalls zum Leben.
»Da spürt man wenigstens, daß man lebt!« erklärte er und erntete von Suko beifälliges Kopfnicken.
Wir beschäftigen uns mit dem Kaffee, der erstklassig war und Tote aufwecken konnte, hätten sie ihn getrunken. Das Ei war gut gewürzt, es schmeckte frisch, und durch das Fenster fielen die Strahlen der Sonne. Sie berührten auch den am Fenster stehenden Knochensessel und nahm ihm einiges von seinem düster-schaurigen Glanz.
An diesem hingen meine Erinnerungen ebenso wie die meines Freundes. Für ihn wäre er fast zur Todesfalle geworden. Er war buchstäblich damals im letzten Augenblick gerettet worden. Ich hoffte noch immer, über den Sessel den Weg nach Avalon zu finden und damit auch zu Nadine Berger, aber er spurte nicht so, wie ich es gern gesehen hätte.
Etwa eine halbe Stunde später waren wir gesättigt, und es war auch kaum etwas übriggeblieben.
Suko sah zufrieden aus, der Abbé ebenfalls, ich fühlte mich auch besser. So lag es auf der Hand, daß wir wieder zum Thema kamen.
Der Abbé fing an. Er hatte die Serviette gefaltet und sie neben den Teller gelegt. Mit gefurchter Stirn schaute er uns über den Tisch hinweg an und sagte mit leiser Stimme:
»Ich frage mich die ganze Zeit über, wie dieser Killer vorgehen wird. Hat er einen Plan? Hat er keinen? Was meint ihr dazu?«
»Keinen Plan«, sagte Suko.
»Warum nicht?«
»Ich schätze, daß er sich eher auf sein Gefühl verläßt. Oder was denkst du, John?«
»Könnte hinkommen«, gab ich zu, »muß aber nicht, denn auch bei den ersten Taten ist er planvoll vorgegangen. Es gibt wohl Situationen, in denen er nichts dem Zufall überläßt. Wir brauchen nur an die drei Bluttaten zu denken. Die waren sorgfältig geplant. Was sollte ihn davon abhalten, seine Pläne auch weiterhin verfolgen?«
Der Abbé und Suko schwiegen. »Eigentlich nichts«, gab Bloch zu. Er wies in die Runde. »Nur wird es schwer für ihn sein, an mich heranzukommen. Ich bin nicht nur durch euch geschützt, sondern auch durch das Haus und durch meine Templer-Brüder. Ich werde die schützenden Mauern nicht verlassen, zudem habe ich darum gebeten, daß Wachen aufgestellt werden. Ein Fremder kann das Haus nicht betreten. Es sei denn, er kann sich unsichtbar machen. Aber daran glaube ich nicht - und ihr?«
»Auch nicht.« Suko hatte für mich mitgesprochen.
Zudem war ich der Ansicht, daß sich Carlos am Tag nicht blicken ließ. Der wartete lieber die Dunkelheit ab. Meine Freunde stimmten mir zu.
»Demnach haben wir einige Stunden Zeit, die wir nutzen können«, faßte Suko zusammen.
»Ja, mit Schlaf!«
Mein Freund schaute mich an. »Du willst dich tatsächlich hinlegen, John?«
»Warum nicht?«
»Aber…«
Ich winkte ab. »Das Haus wird bewacht. Er kommt nicht rein, es kann uns nichts passieren. Und ich möchte am Abend fit sein.«
»Na ja, ich weiß nicht…«
»John hat recht«, sagte auch der Abbé. »Was wollt ihr euch die Stunden über mit einer Warterei quälen? Legt euch hin. Wenn etwas
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