0939 - Wenn der Satan tötet...
Fahrzeug. Die Handtasche gehörte jetzt ihm, und die Wagenschlüssel klimperten in seiner Hand.
Er setzte sich hinter das Lenkrad, schob den Schlüssel ins Schloß und startete.
Der Motor lief ruhig. Er stellte fest, daß er in einem kleinen Renault saß. Mit Gas, Gangschaltung und Bremse kam er zurecht, aber er stellte fest, daß der Tank nur zu einem Drittel gefüllt war. Das änderte er an der nächsten Tankstelle und bezahlte mit dem Geld, das er in der Handtasche der Frau gefunden hatte. Sechzig Francs blieben ihm noch übrig, was er grinsend zur Kenntnis nahm.
Von nun an konnte ihn nichts mehr aufhalten. Er verließ Toulouse in südliche Richtung. Über die Autobahn mußte er bis Carcassonne fahren und dann abbiegen in Richtung Mimoux.
Im Osten war die Sonne mittlerweile aufgegangen, und sie hüllte die Landschaft in ihr herrliches Licht. Auch Carlos sah die Sonne und dachte daran, daß es wohl der letzte Sonnenaufgang gewesen war, den der Abbé erlebt hatte.
Bald würde er ihn vernichten…
***
Es war alles so bekannt!
Der Weg nach Alet-les-Bains, der Ort selbst, auch die Menschen, und ich mußten lächeln, als ich vor dem Haus der Templer stoppte und Suko anstieß, damit er erwachte.
»He, wir sind da.«
»Schon?«
Ich lachte und rieb über meine müden Augen. »Wir haben Vormittag, mein Lieber.«
»Dann bitte einmal rasieren und auch ein Frühstück.«
»Wünsche hast du«, erwiderte ich, stieg aus, blieb neben dem Wagen stehen, reckte mich und genoß die warmen Strahlen der Sonne, während der Abbé bereits auf zwei seiner Brüder zuging, die das Haus verlassen hatten.
Sie begrüßten sich, und Bloch stellte bereits die ersten Fragen. Ich bekam mit, wie die beiden Templer die Köpfe schüttelten, was Bloch wiederum beruhigte.
»Er war noch nicht hier!« rief er uns zu.
»Wunderbar.« Ich schloß die Türen ab. Auch Suko hatte den Wagen verlassen.
»Können wir denn Kaffee und etwas zu essen bekommen?«
»Wird erledigt«, gab der Abbé zurück. »Wir frühstücken in meinem Arbeitszimmer.«
Er ging schon vor, während Suko und ich noch draußen blieben. »Eine Dusche würde mir ebenfalls guttun«, sagte ich.
»Ha, duschen? Dann beschwerst du dich darüber, wenn ich an eine Rasur und an ein Frühstück denke. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.«
»Nur mit kleinen«, erwiderte ich und ging auf den Eingang des breiten, einstöckigen Hauses zu, in dem die Templer ihr Refugium errichtet und auch innen immer weiter ausgebaut und modernisiert hatten. Computer, Fax- und Sendeanlagen gehörten wie selbstverständlich dazu. Auf dem Dach schimmerten die Antennen im Licht der Morgensonne.
Der Abbé war bereits im Haus verschwunden, und ich wollte die Tür aufziehen, als sie von innen geöffnet wurde. Ein junger, dunkelhaariger Mann trat hervor, der blaue Jeans und einen hellen, dünnen Pullover trug, der locker bis zu den Hüften fiel.
Wie vom Schlag getroffen, blieb er stehen. »John! Himmel, ich kann es nicht glauben! Bist du es?«
»Und ob!« Ich lachte ihn an, denn ich kannte ihn. Es war Marco Anderre, den ich vor einiger Zeit kennengelernt und zu dem Abbé geschickt hatte, nachdem seine Schwester zu einem Opfer finsterer Mächte geworden war. Er hatte damals eine schwere Zeit durchgemacht, denn er hatte sehr an seiner Schwester Lucille gehangen. Wenn ich ihn jetzt so anschaute, war es wohl ein guter Rat gewesen, in den Orden der Templer einzutreten, dem er sich schon zuvor verbunden gefühlt hatte.
Wir umarmten uns. Marco wußte nicht, was er sagen sollte. Schließlich meinte er: »Ich habe immer darauf gewartet, daß du kommst. Jetzt bist du da.«
»Klar, Marco.« Ich stellte ihm Suko vor, von dem er schon gehört hatte. Dann wollte er wissen, ob wir privat hier im Ort waren oder es einen dienstlichen Grund gab.
»Leider einen dienstlichen.«
»Worum geht es?«
»Hast du nichts gehört?«
»Nein.«
Ich klärte ihn auf, und sah, wie er mir zunickte. »So ist das also. Deshalb die leichten Vorsichtsmaßnahmen, die getroffen wurden. Nicht sehr groß, aber man hat es doch gespürt. Wir müssen uns also auf den Besuch eines Mörders gefaßt machen.«
»Und zugleich eines Satanisten.«
Marco schluckte. Er strich verlegen durch sein Haar. »Ja, weshalb sollte ich auch daran zweifeln? Aber«, jetzt lächelte er, »ihr werdet es doch Schaffen.«
»Das ist zu hoffen, Marco.«
Er schaute auf seine Uhr. »Ich werde euch später noch sehen. Jetzt muß ich
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