094 - Das Monster aus dem Eis
bis zu einem Haus, das am Rande der Stadt gelegen war. Hier standen zahlreiche Polizeifahrzeuge, die alles abgesperrt hatten. Der Jeep rollte durch eine Gasse, die freigelassen worden war.
Major Alaska führte die Wissenschaftler zu den Toten.
„Mein Gott“, stammelte Alice Brey entsetzt. Sie griff unwillkürlich nach dem Arm Sven Dirdals. „Welche Bestie hat das getan?“
Der Biologe wurde kreidebleich. Er hatte selten so scheußlich verstümmelte Leichen gesehen. In Kopenhagen hatte er ein Jahr lang freiwillig Polizeidienst bei der Mordkommission gemacht. Aber derartiges war ihm nie begegnet.
„Sie sind kaum noch als Menschen zu erkennen“, stellte Moellersen erschüttert fest.
„Bitte, kommen Sie“, sagte der Offizier. Er ging den Wissenschaftlern voraus bis zu einer Stelle, an der sich deutlich Fußspuren im Schnee abzeichneten. „Haben Sie so etwas schon einmal gesehen, Professor?“
Moellersen blickte Dirdal und die Ärztin an. Er nickte.
„Das sind die Spuren des Schuppenmonsters, vor dem wir gewarnt haben“, erklärte er verbittert. „Glauben Sie uns nun, oder sind Sie zu der Ansicht gekommen, daß einer von uns diese Fährten in den Schnee eingezeichnet hat, um sich einen Scherz mit Ihnen zu machen?“
„Ich verstehe Ihren Zorn, Professor“, entgegnete Alaska. „Er ist berechtigt. Wenn wir gleich auf Sie gehört hätten, dann wäre dieses Unglück vielleicht vermieden worden.“
„Haben Sie die Spuren verfolgt?“ fragte Sven Dirdal.
„Allerdings“, erwiderte der Offizier. „Sie führen mitten in die Stadt und verlieren sich dort.“
„Das bedeutet, daß sich dieses Biest in Thule befindet“, sagte Dr. Brey mit bebender Stimme. „Was gedenken Sie zu tun, um die Bevölkerung zu schützen?“
„Wir haben überall bewaffnete Doppelposten aufgestellt.“ Er blickte zur Uhr. „In zehn Minuten beginnen die Nachrichten. Wir werden die Bewohner von Thule warnen. Dabei müssen wir vorsichtig vorgehen, damit keine Panik ausbricht.“
Einer der Polizisten brachte ein Gewehr. Der Lauf war deutlich verbogen.
„Es sieht so aus, als sei damit geschossen worden“, berichtete er.
„Vielleicht wurde das Monster dabei verletzt?“ fragte Dirdal.
„Wir haben keinerlei Blutspuren gefunden, die darauf hindeuten“, antwortete Major Alaska.
„So? Woher wissen Sie denn, welche Farbe das Blut dieses Schuppenwesens hat?“
Der Offizier blickte den Biologen verwirrt an.
„Wieso? Es wird doch rot sein, oder?“
„Sie mit Ihrem Bürokratengehirn können sich nur vorstellen, daß Blut rot ist. Aber Sie irren sich, Major. Das Blut dieses Monsters ist fahl gelb.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Weil wir das weibliche Gegenstück seziert haben“, warf Dr. Brey ein. „Dabei haben wir es festgestellt.“
„Es gibt hier allerdings einige solcher Flecke“, entgegnete der Offizier beunruhigt. Die sarkastische Bemerkung Dirdals schien ihn nicht beleidigt zu haben. Allmählich ging ihm vielmehr auf, daß er umdenken mußte. Dieser Mordfall war mit keinem anderen zu vergleichen, der je die menschliche Zivilisation erschüttert hatte.
„Kommen Sie“, bat Alaska. Er ging den drei Wissenschaftlern bis zu einer Stelle direkt an der Haustür voraus. Dort deutete er auf den Boden. Im Schnee befanden sich sieben fahl gelbe Flecken.
„Sie sollten das im Labor untersuchen lassen“, riet Sven Dirdal. „Dabei werden Sie wahrscheinlich überraschende Feststellungen machen.“
Dr. Alice Brey wandte sich um. Sie lehnte sich gegen die Hauswand. Einige Sanitäter sammelten die Reste der Getöteten zusammen und legten sie in Metallsärge. Sven Dirdal kam zu der Ärztin.
„Ich habe Angst, Sven“, sagte sie mit stockender Stimme.
„Sie brauchen keine Angst zu haben, Alice. Der Fall ist bald erledigt. Das Schuppenmonster hat es nun nicht mehr mit einer Handvoll mehr oder minder weltfremder Forscher zu tun, sondern mit Soldaten und Polizeieinheiten, die alles tun werden, ihren guten Ruf zu verteidigen. Die Führungsoffiziere haben einen schweren Fehler gemacht, und sie wissen es. Glauben Sie mir, das Biest hat keine Chance mehr.“
„Und dennoch fürchte ich mich, Sven. Ich habe ein Gefühl, als spürte ich die Zähne dieses Ungeheuers schon an meinem Hals.“
„Alice, wir werden noch heute in die Vereinigten Staaten fliegen. Unser Team löst sich auf. Die anderen kehren nach Dänemark zurück. Uns geht das alles nichts mehr an. Sobald wir Thule verlassen haben, sind wir in
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