Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
094 - Das Monster aus dem Eis

094 - Das Monster aus dem Eis

Titel: 094 - Das Monster aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Sky
Vom Netzwerk:
Hals.
    Drohvou zuckte zusammen.
    Er fürchtete, daß ihm ein Rivale die Beute im letzten Moment entreißen könnte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er stand dicht davor, sich durch das Fenster zu werfen, als der Mann sich von dem Weib löste, ihr zwei Reihen stumpfer Zähne zeigte und ging.
    Drohvou wartete ab. Er hörte, wie das männliche Wesen sich durch den Schnee entfernte. Wenig später ertönte ein seltsames Dröhnen, wie er es nie zuvor vernommen hatte. Er sah ein Gefährt durch die Nacht rollen, das von unsichtbarer Kraft bewegt wurde.
    In diesen Sekunden begriff er, daß die Warmblüter vielleicht doch nicht so ganz ungefährlich waren, wie er in den letzten Minuten angenommen hatte. Sie verfügten über eine fremdartige und unbegreifliche Technik.
    Das Mädchen trat an das Fenster und öffnete es.
    Drohvou richtete sich auf und ging langsam auf das Haus zu. Als er in den Lichtbereich kam, wurde das Mädchen auf ihn aufmerksam. Ihre Augen weiteten sich, sie wich entsetzt zurück.
    Das Schuppenwesen erkannte seine Chance. Mit einem mächtigen Satz schwang es sich durch das offene Fenster in das Haus hinein. Die Warmblüterin öffnete den Mund zu einem Schrei, doch er preßte ihr seine Pranke auf den Mund.
    Lauernd blickte er auf sie herab, und wieder zogen sich seine Lippen über die Zähne hoch. Er fühlte, wie sie gegen ihn kämpfte, ohne dabei etwas zu erreichen.
    „Sei still“, sagte er. Es waren die ersten Worte, die über seine Lippen kamen. Sie entstammten einer Sprache, die niemand mehr auf der Erde verstand.
    Das Licht blendete ihn. Er hieb mit der Faust nach der Lampe und zerschlug sie. Dabei entglitt ihm das Mädchen. Sie floh durch die Dunkelheit auf die Tür zu, riß sie auf und raste zum Hausausgang.
    Drohvou registrierte verdutzt, daß sie es geschafft hatte, sich seinen Armen zu entwinden. Er eilte ihr nach und packte sie, als sie das Haus verlassen wollte. Sie schrie gellend auf. Er schleuderte sie auf den Flur zurück, stieß die Tür zu und beugte sich über sie. Als er seine Hand um ihr Genick legte, knirschte es leise. Das Mädchen erschlaffte.
    Drohvou zog sie zu sich hoch. Seine nadelscharfen Zähne gruben sich in ihre Kehle. Er spürte ihr warmes Blut über seine Zunge fließen. Ein Schauer unbändiger Lust lief ihm über den Rücken.
    Er fühlte sich als Sieger.
    Er glaubte, die Welt zu kennen und zu wissen, daß es niemanden gab, der ihn überwältigen konnte.
    Achtlos ließ er den blutleeren Körper des Mädchens auf den Boden fallen.
    Wer konnte ihn noch aufhalten?
    Wer sollte ihn daran hindern, das zu tun, was er wollte?
    Drohvou lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Umwelt erwachte zum Leben. Er hörte Geräusche, die er bisher nicht vernommen hatte. Die Stadt war lebendig, voller warmblütiger Wesen, die ihm als Beute nicht entgehen konnten. Er zweifelte keinen Moment daran, daß ihm die Bewohner dieser Stadt gehörten. Auf ihnen würde sich seine neue Macht aufbauen.
    Er grübelte über seine Vergangenheit nach. Das menschliche Blut erzielte eine viel stärkere Wirkung, als das des Bären. Sein Geist erwachte mehr und mehr. Er erinnerte sich daran, daß er ein mächtiger Herrscher in einer Welt gewesen war, die nur einen einzigen Feind gekannt hatte: das aus dem Norden heranrückende Eis, das durch nichts aufzuhalten war. In ihm war sein Volk untergegangen. Er hatte es sterben sehen.
    War das Eis noch immer da? Es schien so.
    Ein eigenartiges Brummen näherte sich dem Haus. Drohvou horchte. Einige Sekunden vergingen, bis ihm einfiel, daß dieses Geräusch nur von dem Fahrzeug stammen konnte, mit dem der Mann vorhin abgefahren war. Seine Muskeln spannten sich. Ein neues Opfer kam. Er war noch nicht völlig satt. Das frische Blut des Mädchens hatte seinen Appetit eher noch gesteigert. Langsam duckte er sich, um sich auf den Eintretenden stürzen zu können.
    Die Tür öffnete sich. Grelles Licht fiel herein. Drohvou blickte direkt in die Scheinwerfer des Autos. Stöhnend vor Schmerz preßte er eine Hand vor die Augen, während er die andere abwehrend ausstreckte. Er hörte den Schrei des Mannes, und er erkannte, daß dieser das verstümmelte Mädchen gesehen hatte und darüber entsetzt war. Eilige Schritte entfernten sich. Das Schuppenwesen erfaßte die Gefahr. Der Warmblüter durfte ihm nicht entkommen. Er würde die ganze Stadt alarmieren und gegen ihn aufhetzen.
    Drohvou hielt sich den Arm vor die Augen und

Weitere Kostenlose Bücher