094 - Das Monster aus dem Eis
wiederholte seine Meldung.
„Er liegt nebenan auf der Couch und schläft“, flüsterte er. „Das geringste Geräusch kann ihn aufwecken. Er ist ein Ungeheuer. Heute abend hat er einen Menschen ermordet und ihm das Blut ausgesaugt.“
„Das wissen Sie schon?“
„Er ist vollkommen mit Blut besudelt. Wer war es?“
„Marion Fence.“
„Mein Gott, beeilen Sie sich. Ich halte es nicht mehr aus.“
„Verlassen Sie sich auf uns. Versuchen Sie inzwischen, Ihre Frau herauszuholen.“
Dr. Sebastian legte auf.
Er fuhr sich mit beiden Händen über das schweißnasse Gesicht.
Dann löste er sich von seinem Arbeitstisch und kehrte ins Nebenzimmer zurück, wo seine Frau noch immer in ihrem Sessel saß und die Hände bewegte, als ob sie stricke. Er ging zu ihr und legte ihr seine Hand auf den Arm. Sie reagierte nicht, bis er ihren Arm brutal hochriß. Um sie daran zu hindern, daß sie durch einen Aufschrei das Monster weckte, preßte er ihr die Hand vor den Mund.
Sie sträubte sich, stand jedoch auf, als er sie mit energischem Druck dazu zwang. Mit ängstlich geweiteten Augen blickte sie ihn an. Er legte den Zeigefinger auf seine Lippen und hoffte, daß sie diese Geste verstehen würde.
Sie nickte.
Erleichtert atmete er auf. Er deutete auf die Tür. Erneut senkte sie den Kopf. Hand in Hand gingen sie ein paar Schritte. Als der Arzt den Türgriff herunterdrücken wollte, schrillte das Telefon in der Praxis.
Drohvou fuhr wie vom Schlag getroffen hoch.
Dr. Sebastian stieß die Tür auf und rannte los. Er zerrte seine Frau mit sich.
„Halt“, befahl das Schuppenwesen mit heller, quietschender Stimme.
Das Telefon schrillte.
„Halt“, wiederholte Drohvou.
Der Arzt lief weiter, bis ihn die geballte Kraft der suggestiven Gedanken ereilte. Er gehorchte. Auch seine Frau drehte sich zu dem Drohtaer um.
„Was ist los? Ich will wissen, was passiert ist.“
Dr. John Sebastian wurde zur Marionette. Ihm war, als durchschlüge ein Blitz seinen Körper. Sein Ich löste sich in Nichts auf. Er wurde zum willenlosen Teil Drohvous. Er berichtete, was er getan hatte.
„Schnell“, rief das Monster. „Meine Sachen.“
Der Mediziner und seine Frau eilten aus dem Zimmer. Sie kehrten schon Sekunden darauf zurück. Drohvou streifte sich Hemd, Hose, Jacke, Strümpfe, Schuhe und Handschuhe über. Er stülpte sich eine Perücke und einen Hut auf den Kopf, setzte eine dunkle Sonnenbrille auf und legte schließlich noch einen Mantel an. Den Kragen schlug er hoch.
„Ihr werdet das Haus verteidigen, mit allen Mitteln“, sagte er.
„Ja, Herr“, antwortete Dr. Sebastian.
„Ja, Herr“, echote seine Frau.
Der Drohtaer öffnete das Fenster und sprang in den Schnee hinaus. Er verschwand in der Dunkelheit, als auf der anderen Seite des Hauses sieben Polizeiwagen anrollten.
Dr. Sebastian warf seiner Frau das Gewehr und Munition zu. Er selbst lud einen Colt. Er schoß durch das geschlossene Fenster auf einen Polizisten. Seine Frau feuerte auf die Scheinwerfer eines Streifenwagens. Der Arzt zerschlug die Lampe, so daß sein Zimmer im Dunkeln lag. Sie jagten beide Schuß auf Schuß hinaus, wobei sie darauf verzichteten, in Deckung zu gehen. Aufrecht standen sie nebeneinander und entluden die Waffen.
Nur Sekunden verstrichen, dann erwiderten die Polizisten das Feuer in der Annahme, von dem Monster angegriffen zu werden.
Das Gefecht dauerte genau dreißig Sekunden, dann wurde alles still. Einige mutige Beamte drangen in das Haus ein. Sie fanden nur noch die Leichen von Dr. John Sebastian und seiner Frau. In ihrer Nähe entdeckte später ein anderer Polizist einen blutigen Fußabdruck, der nicht von einem Menschen stammen konnte. Eine Blutanalyse ergab, daß es sich wahrscheinlich um das Blut der auf bestialische Weise ermordeten Marion Fence handelte.
Major Alaska eilte auf einen Polizeihelikopter zu, der am Rande des Militärflughafens abgestellt war. Er stieg in die Flugkanzel und startete. Mit sirrenden Flügeln erhob sich die Maschine über Thule und näherte sich der Siedlung. Schon von weitem sah er das von allen Seiten hell erleuchtete Haus des Arztes. Man hatte ihm gerade die Tragödie mitgeteilt.
Alaska landete etwa dreihundert Meter vom Tatort entfernt auf einem freien Platz. Er sah, daß zahlreiche Menschen um das Haus herum zusammengelaufen waren und wollte nicht mitten zwischen ihnen herab kommen, weil er niemanden gefährden wollte.
Als er den Helikopter verließ, trat eine große Gestalt aus dem Dunkeln
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