094 - Das Monster aus dem Eis
sagte er mit quietschender Stimme.
„Was ist das?“ rief Bow verblüfft. „Der Kerl spricht englisch?“
Drohvou schlug mit aller Kraft seiner Gedanken zu. Er erwartete, daß der Jäger erschlaffen und jeden Widerstand aufgeben würde. Aber Orlow Bow strich sich nur einmal kurz über die Stirn. Er stöhnte leise und schüttelte den Kopf, als könne er damit eine gewisse Benommenheit abstreifen.
Drohvou war allzu sehr davon überzeugt, daß er den Mann bereits überwältigt hatte. Er richtete sich auf. Da trat Bow blitzschnell auf ihn zu und versuchte, ihm das Messer in die Brust zu stoßen. Der Drohtaer hob instinktiv die Arme und fing den Angriff ab. Bow aber hieb ihm mit voller Kraft die linke Faust gegen die Schläfe. Das Schuppenwesen taumelte. Nur durch Zufall entging es dem Messer, während die Linke abermals wuchtig an seinem Kopf landete.
Orlow Bow machte einen Fehler. Er fühlte sich bereits als Sieger und versuchte allzu hastig, das Monster mit dem Messer zu erledigen. Er warf sich über Drohvou, um ihm die Kehle durchzuschneiden. Das Schuppenwesen hieb ihm von unten her beide Fäuste in den Magen und trieb ihn damit zurück. Bow stieß mit dem Kopf gegen einen Balken und sackte halbwegs betäubt in die Knie. Drohvou nutzte seine Chance. Er zog dem Trapper das Messer aus der Hand und ließ es ins offene Feuer fallen. Dann wandte er sich wieder Orlow Bow zu. Abermals griff er mit parapsychischer Kraft an, um ihn suggestiv zu überwinden.
Aber Orlow Bow sprach nicht darauf an. Er spürte überhaupt nichts.
Während Drohvou noch versuchte, mit dieser Erkenntnis fertig zu werden, packte der Jäger ihn bei beiden Beinen, zog sich hoch und rammte ihm den Kopf in den Magen.
Der Drohtaer stürzte aufschreiend zu Boden.
Nun begann ein gnadenloser Kampf, der allein mit den Fäusten ausgetragen wurde. Orlow Bow war ein bärenstarker Mann, und zudem schnell und wendig. Immer wieder gelang es ihm, dem Schuppenwesen wirkungsvolle Schläge beizubringen, während er selbst nur wenig einstecken mußte. Dabei zeigte sich allerdings, daß das Wesen aus dem Eis unglaublich stark und ausdauernd war.
Schließlich griff Bow in seiner Verzweiflung in das offene Feuer und schleuderte das Messer auf Drohvou. Die glühende Klinge bohrte sich ihm in den Oberarm und riß die kaum verheilte Schußwunde wieder auf. Das Schuppenwesen brüllte schmerzgepeinigt, während Bow seine Hand blitzschnell in einen Eimer mit kaltem Wasser tauchte. Der Drohtaer zog wimmernd das glühende Eisen aus dem Arm und ließ es fallen.
„Das tut weh, was?“ fragte Orlow Bow furchtlos. Er grinste schadenfroh. „Warte nur ab, du Satan, gleich werde ich dir eine Kugel in den Kopf jagen.“
Er bereute den Fehler, dem Schuppenwesen seinen Plan verraten zu haben, sofort. Zu langsam sprang er zu seinem mit Fellen bedeckten Lager hinüber. Nicht schnell genug nahm er den dort verborgenen Colt. Drohvou entriß ihm die Waffe, aber dieses Mal warf er sie nicht weg, sondern behielt sie in der Hand. Er richtete sie auf den Kopf des Jägers.
„Bleib stehen“, befahl er mit gepreßter Stimme.
Bow resignierte. Er blickte in die Mündung des Revolvers und wartete auf die Kugel, doch sie kam nicht.
„Warum bist du nicht mein Sklave?“ fragte der Drohtaer. Es gelang ihm nicht, die richtigen Worte zu finden. Er wollte wissen, weshalb Bow nicht auf seinen geistigen Angriff reagiert hatte.
„Ich bin ein freier Mann“, entgegnete der Trapper. „Bringe mich lieber um, bevor du sonst was mit mir machst.“
Hatte Bow Drohvou nicht verstanden, so begriff dieser nun nicht, was der Jäger meinte. Er überlegte kurz, nahm dann einen sauberen Lappen und wickelte ihn sich um den Arm, ohne Bow aus den Augen zu lassen.
„Da draußen steht ein Flugzeug. Kannst du es fliegen?“ fragte er.
„Natürlich“, antwortete der Trapper. Danach hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Aber es war zu spät. Er hatte bereits zugegeben, daß er mit der Maschine umgehen konnte.
„Das ist gut“, sagte der Drohtaer. „Wir fliegen nach Süden.“
Bow überlegte fieberhaft. Er erkannte, daß das Monster ihn nicht sogleich umbringen wollte und auf ihn angewiesen war. Je mehr Zeit er gewann, desto größer waren seine Chancen, lebend davonzukommen.
„Wann?“
„Sofort“, bestimmte Drohvou. „Wir fliegen zu einer Stadt an der Ostküste der USA.“
Sven Dirdal öffnete die Wagentür für Dr. Alice Brey und legte ihren Koffer in den
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