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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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benehmen muß. Also, nun kommen Sie zur Sache, Harry. Sie können mir eine Menge Mühe sparen, wenn Sie mir die Wahrheit sagen.«
    »Ich-«, begann Lamborn.
    »Warten Sie einen Augenblick.« Mr. Masons Geduld war erschöpft, und er sprach etwas schärfer. »Wenn Sie mir die Wahrheit sagen, werde ich keine Anklage gegen Sie erheben. Sie gehen als Kronzeuge straflos aus . . .«
    »Hören Sie einmal, Mr. Mason, für was für einen Kerl halten Sie mich denn eigentlich?« rief Lamborn hitzig. »Man hat mich einfach skandalös behandelt, seitdem ich hier auf die Wache gebracht worden bin. Sie haben mich ganz nackt ausgezogen und mir meine Kleider weggenommen. Die Leute hier benehmen sich wie die wilden Waldaffen und haben keinen Funken von Anstand! Diese alten Fetzen haben Sie mir gegeben! Und warum haben sie meine Kleider weggenommen? Damit sie mir etwas in die Tasche stecken können, was ich nachher gestohlen haben soll! Oh, ich kenne diese schuftigen Polizeibeamten!«
    Mason seufzte.
    »Wenn Sie etwas mehr Verstand hätten, würden Sie nicht solchen Unsinn reden«, sagte er dann ärgerlich. »Sie armseliger Lügner, begreifen Sie denn nicht, daß man Ihre Kleider auf Blutspuren prüft, und daß man auch Ihre schmutzigen Hände aus demselben Grund untersucht hat? Sie sind verhaftet worden unter dem Verdacht, einen Mord begangen zu haben! Glauben Sie vielleicht, ein Mann von meinem Rang würde hier sitzen, wenn er nicht guten Grund dazu hätte? Sagen Sie jetzt die Wahrheit: Haben Sie den Mann bestohlen, als er am Boden lag oder nicht? Ich betone noch einmal, daß Sie nicht weiter verfolgt werden, wenn Sie die Wahrheit sagen. Sie begreifen es zwar nicht, aber es ist meine Pflicht, es Ihnen mitzuteilen. Die schnelle Aufklärung des Falles kann davon abhängen, daß Sie freiwillig zugeben, die Brieftasche aus seinem Rock genommen zu haben, während er auf dem Boden lag. Auf die Uhr kommt es weniger an.«
    »Ich habe es nicht getan!« sagte Lamborn laut. »Das müssen Sie mir erst beweisen!«
    Der Chefinspektor gab es auf.
    »Führen Sie ihn ab, bevor ich mich selber vergesse!«
    Elk nahm Lamborn am Arm und brachte ihn fort.
    »Sie Dummkopf!« sagte er. »Warum haben Sie es denn nicht eingestanden!«
    »Warum ich es nicht eingestanden habe?« ereiferte sich Lamborn. »Ich möchte wissen, wieviel sie mir dafür wieder aufpacken würden!«
    Gleich darauf erhob man die Anklage gegen ihn, stellte die üblichen Fragen und brachte ihn in seine Zelle zurück. Elk ging wieder zum Chefinspektor und meldete ihm, welche Auskunft inzwischen von Scotland Yard gekommen war.
    »Die beiden Banknoten wurden von dem Konto eines Mr. Louis Landor gezogen. Er wohnt in Teign Court, Maida Vale. Landor ist Amerikaner oder hat jedenfalls lange in Amerika gelebt. Er ist Ingenieur und ziemlich reich. Heute morgen hat er noch dreitausend Pfund abgehoben, er will ins Ausland.«
    »Glückliche Reise«, meinte Mason ironisch.
    Er schaute auf die Dolchscheide, die vor ihm lag, und zeigte mit dem kleinen Finger auf das Monogramm, das auf einer kleinen goldenen Platte eingraviert war.
    »L. L. - das kann Leonard Löwe heißen. Andererseits spricht nichts dagegen, daß es Louis Landor bedeutet.«
    »Wer ist denn Leonard Löwe?« fragte Elk verständnislos.
    »Den gibt es nicht«, erklärte sein Vorgesetzter geduldig. »Hören Sie, Elk, der Aufenthalt in Tidal Basin scheint Ihren Verstand nicht gerade geschärft zu haben. Ich werde Sie in der nächsten Zeit wieder nach dem Westen versetzen lassen.«
    Er stand auf und ging mit schweren Schritten durch das Amtszimmer zu dem kleinen Raum, in dem Lorna Weston auf einem Feldbett lag. Ihr Gesicht war bleich, und auch ihre Lippen zeigten keine Farbe.
    »Sie sieht aus, als ob sie tot wäre«, meinte Mason.
    Dr. Marford seufzte und schaute auf seine Uhr.
    »Vielleicht geht es meinen anderen Patientinnen ebenso«, sagte er müde. »Ich weiß nicht, ob Sie sich für den Unterschied zwischen Leben und Tod interessieren, Mr. Mason, aber in diesem Augenblick wartet eine Frau auf mich . . .«
    »Ja, ja«, unterbrach ihn der Chefinspektor in guter Laune. »Wir haben nichts vergessen. Sie haben mir das ja schon vorher gesagt, und ich habe angeordnet, daß die Hebamme Sie hier benachrichtigt. Im Moment sind Sie hier wichtiger.«
    Er schaute besorgt auf die reglose Gestalt, hob die Decke ein wenig und griff nach ihrer Hand.
    »Ist sie Morphinistin?« fragte er.
    Dr. Marford nickte.
    »Ich fand eine Spritze in ihrer Handtasche.

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