094 - Die Droge aus der Jenseitswelt
Wir wissen nicht, wen es als nächsten angreifen wird.«
»Ich werde auf Jenkins aufpassen wie auf meinen Augapfel«, versprach Lance.
»Mehr kann ich nicht verlangen«, sagte ich und drückte mit dem Zeigefinger auf die Gabel, ließ sie aber gleich wieder los und wählte meine eigene Nummer.
Boram meldete sich. Das war eine Seltenheit.
»Gib mir Roxane!« verlangte ich.
»Ich muß sie erst holen«, antwortete der Nessel-Vampir mit seiner hohlen, rasselnden Stimme.
»Okay, aber beeile dich«, sagte ich ungeduldig.
»Ja, Herr.«
Ich stand wie auf Nadeln, trommelte mit den Fingern nervös auf die Schreibtischplatte. Pater Severin schrieb soeben die letzte Nummer auf. Dann meldete sich Roxane.
Ich informierte auch sie und bat sie, sich sofort zu Brett Taurog zu begeben. Auch der weißen Hexe schärfte ich ein, vorsichtig zu sein und Taurog auf dem schnellsten Wege zu Alastair Genn zu bringen. Ich selbst wollte John Joyce abholen. Ich sagte Roxane, daß wir uns alle bei Genn treffen würden.
»Hoffentlich in gesunder Frische«, fügte ich hinzu. »Ich könnte mir vorstellen, daß sich das Höllenschwert dann auf Genns Haus konzentriert. Wenn wir Glück haben, können wir es dort überwältigen. Wenn nicht, müssen wir alles daransetzen, um es zu vernichten. Es darf keine weiteren Toten geben!«
Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, war meiner Meinung. Sie sagte, sie würde ihr Bestes geben, damit es uns gelang, das rabiat gewordene Höllenschwert zu besiegen.
Ich legte auf, und Pater Severin nannte mir Alastair Genns Nummer, die ich sofort wählte, aber ich konnte den greisen Theologieprofessor nicht erreichen.
»Laß mich mal«, verlangte der Priester. Ich gab ihm den Hörer. Er wählte, doch es kam keine Verbindung zustande.
Pater Severin gab mir den Hörer zurück. Er schaute mich verstört an. »Vielleicht ist das Höllenschwert bereits bei ihm.«
»Oder er hat sein Telefon abgestellt, damit niemand seine Nachtruhe stören kann«, sagte ich und wählte die nächste Nummer. Diesmal hatte ich mehr Glück.
»Jenkins«, kam es durch die Leitung.
Ich fand, daß es besser war, wenn zuerst Pater Severin ein paar Worte mit ihm sprach. Der Hörer wechselte wieder in die riesige Pranke meines Freundes.
Pater Severin verschaffte mir gewissermaßen Entree bei Henry Jenkins. Er bereitete ihn auf den Schock vor.
Dann war ich an der Reihe. »Hören Sie zu, Mr. Jenkins. Mein Name ist Tony Ballard, ich bin ein Freund von Pater Severin. Sie sind in großer Gefahr, deshalb muß ich Sie bitten, Ihr Haus nicht zu verlassen. Ein Mann namens Lance Selby ist zu Ihnen unterwegs. Er wird Sie abholen und zu Alastair Genn bringen. Halten Sie bis dahin Fenster und Türen geschlossen, drehen Sie alle Lichter ab und tun Sie so, als wären Sie nicht zu Hause.«
Der Mann war so durcheinander, daß er nichts begriff. »Was hat das alles zu bedeuten, Mr. Ballard?«
»Ihr Freund Leo Sim wurde ermordet, sein Butler ebenfalls.«
»Ermordet?« fragte Jenkins schrill. »Von wem?«
»Es war ein Werk der Hölle, mehr möchte ich Ihnen im Moment nicht sagen. Bitte vertrauen Sie mir und erwarten Sie Professor Lance Selby. Tun Sie alles, was er Ihnen sagt. Er wird Sie mit seinem Leben beschützen.«
Ich beendete das Gespräch.
Der nächste war Brett Taurog. Wieder ließ ich Pater Severin ein paar einleitende Worte sagen. Den Rest besorgte ich. Während ich sprach, dachte ich an das Höllenschwert.
Wo mochte es jetzt wohl sein? Noch hier in der Nähe? Oder bereits bei dem Mann, mit dem ich telefonierte? Er versprach, auf Roxanes Eintreffen zu warten.
Nach diesem Gespräch fehlte nur noch John Joyce. Das gleiche Spiel wiederholte sich: Zuerst sprach Pater Severin, dann ich.
Joyce wohnte in einem Apartment am Stadtrand. »Ich bin bei Ihnen, so schnell ich kann«, sagte ich. »Zeigen Sie sich nicht am Fenster. Halten Sie sich im Dunkeln auf. Wir fahren gemeinsam zu Alastair Genn.«
Er wollte mehr als die anderen wissen, doch ich vertröstete ihn auf später, bei Genn, dort würde er von Pater Severin alles erfahren. Im Moment war nur wichtig, ihn so schnell wie möglich dorthin zu schaffen.
Damit waren alle Hebel in Bewegung gesetzt. Ich wandte mich an Pater Severin und Mr. Silver: »Ihr begebt euch zu Genn und paßt auf den alten Herrn auf. Vielleicht schaffst du es, das Haus magisch zu sichern.«
»Ich werde es versuchen«, versprach Mr. Silver, und ich bestellte telefonisch für ihn und Pater Severin ein Taxi.
Dann rannte ich aus dem
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