094 - Die Droge aus der Jenseitswelt
waren.
Dondo war auch ein Einzelgänger.
Einer wie er brauchte keinen Freund, vertrug sich mit niemandem. Er lebte sein eigenes Leben, an dem er niemanden teilhaben ließ, und man ließ ihn in Ruhe.
Er war ein kühner Kämpfer, ein listiger Fallensteller, ein tückischer Räuber, der kleinste Chancen sofort erkannte und augenblicklich nutzte.
Vor dieser Höhle hätte er eigentlich nicht sitzen dürfen.
Er befand sich in einem Gebiet, das gewöhnliche Lemuren nicht betreten durften. Er wußte das, aber er scherte sich nicht darum. Er hielt sich für etwas Besonderes.
Normalerweise begaben sich nur Auserwählte hierher. Doch gerade deshalb hatte sich Dondo mit seiner Jagdbeute hier niedergelassen, denn in diesem Gebiet konnte er sicher sein, daß niemand ihn störte. Niemand würde ihm den erlegten Pavian streitig machen. Der ganze Braten würde Dondo allein gehören.
Er öffnete den Mund, zog die wulstigen Lippen hoch, und seine gefährlich langen Reißzähne kamen zum Vorschein. Wie Eispickel stachen sie vor.
Dondo schlug sie in das heiße Fleisch und riß ein großes Stück heraus. Seine Kiefer mahlten nur zwei-, dreimal, dann würgte er den großen Brocken hinunter.
Das Pavianfleisch schmeckte jetzt schon sehr gut, aber Dondo wollte es noch kurze Zeit weiterbraten.
Der kraftstrotzende Halbaffe starrte ins flackernde Feuer.
Mortimer Kull und Yul pirschten sich lautlos an ihn heran. Sie wollten ihn überrumpeln und überwältigen, doch ehe sie ihn erreichten, spürte er ihre Nähe.
Er witterte sie.
Dondo war mit den Gesetzen der Natur vertraut, und er hatte eine beachtenswerte Auffassungsgabe. Deshalb wußte er mehr als andere Lemuren, und er vermochte vor allem schneller als seine Artgenossen zu reagieren, Wenn Gefahr im Verzug war.
Und in diesem Moment spürte er sie körperlich, die Gefahr, die ihm drohte. Alarmiert sprang Dondo auf.
Er wirbelte herum und erblickte zwei Wesen, die nicht auf seine Welt gehörten. Fremde auf Protoc! Eindringlinge, die in diesem Meskyren-Reservat nichts zu suchen hatten!
Feinde!
Eigenartig, daß Dondo in diesem Augenblick die Frage durch den Kopf schoß, wie die beiden wohl schmecken mochten, ob sie überhaupt genießbar waren.
Vor allem der große Weiße mit den glühenden Augen.
»Los, Yul!« befahl Professor Kull zischend. »Pack ihn!«
Und der Cyborg stieß sich ab.
***
Roxane erzählte dem Mann, der sich in ihrer Obhut befand, was sie wußte.
Brett Taurog konnte es nicht fassen. Ein Schwert. Ein lebendes Schwert! Wie sollte man so etwas glauben können? Daß tote Materie lebte, widersprach doch allen Gesetzen der Physik und der Logik.
Aber er wußte instinktiv, daß Roxane die Wahrheit sagte. Dieses Mädchen war in jeder Beziehung außergewöhnlich, zu dieser Erkenntnis kam Taurog mehr und mehr.
Er erfuhr, daß Tony Ballard, Pater Severins Freund, ein Dämonenjäger war.
»Und was sind Sie?« fragte Taurog. »Eine Dämonenjägerin? Mich kann bald nichts mehr verblüffen.«
»Ich bin eine weiße Hexe«, antwortete Roxane wahrheitsgetreu.
Der Chefredakteur nickte. »Dann glaube ich auch, daß Sie mir beistehen können, falls ich das nächste Opfer dieses Schwerts sein sollte. Wie haben Sie es genannt? Höllenschwert?«
»Es wurde für einen Dämon namens Loxagon auf dem Amboß des Grauens geschmiedet. Wenn Sie so wollen, könnte man sagen, es hat eine Seele. Auf jeden Fall hat das Höllenschwert einen eigenen Willen. Sollten wir ihm begegnen, dürfen Sie es auf keinen Fall berühren…«
Der Chefredakteur lachte gallig. »Ich werde mich hüten. Was würde geschehen, wenn ich es anfasse?«
»Das Schwert würde Sie töten«, sagte Roxane. »Es tötet jeden, der es anfaßt, wenn sein Wille jenem der Waffe nicht überlegen ist.«
Taurog schlug sich auf die Stirn. »Unfaßbar. Was Sie mir erzählen, klingt alles so phantastisch.«
»Dennoch ist jedes Wort wahr«, erwiderte die Hexe aus dem Jenseits.
Brett Taurog musterte sie von der Seite. »Können Sie sich übernatürlicher Fähigkeiten bedienen? Verfügen Sie über Hexenkräfte?«
»Allerdings«, antwortete Roxane. »Aber ich hoffe, ich brauche sie gegen das Höllenschwert nicht einzusetzen.«
»Haben Sie sich mit dieser Waffe schon einmal gemessen?« wollte der Chefredakteur wissen.
»Nein, noch nie.«
»Dann wissen Sie also nicht, ob Sie eine Attacke des Schwerts abwehren können.«
»Nein, das weiß ich nicht, aber ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben, um Sie sicher zu Alastair Genn zu
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