094 - Die Droge aus der Jenseitswelt
Opfer!
Es hatte den Anschein, als ginge ein leichtes Vibrieren durch die Schwertklinge. Fieberte das Höllenschwert dem grausamen, eiskalten Mord entgegen?
Brett Taurog sprach mit dem Mann, der die Bahre schob.
»So«, sagte der Pfleger. »Nun werden wir Ihnen einen hübschen Gips verpassen. Ist das Mädchen da draußen Ihre Freundin?«
»Nun ja… in gewisser Weise ist sie das schon«, sagte Brett Taurog.
Der Pfleger lachte. »Sie sind zu beneiden.«
»O ja, das ist wahr«, sagte der Chefredakteur. »Mädchen wie Roxane sind eine Rarität.«
Der Pfleger konnte nicht wissen, wie richtig diese Behauptung war. Er dachte, Taurog meinte das anders, und pflichtete ihm überzeugt bei.
»Sie ist sehr attraktiv, sehr hübsch und jung. Ich habe noch nie so schönes langes schwarzes Haar gesehen«, bemerkte der Pfleger, während er die Bandagen vorbereitete.
Taurog schaute ihm dabei zu.
»Bin gleich wieder da«, sagte der Pfleger und verließ den Raum.
Jetzt war das Opfer allein!
Auf einen solchen Augenblick hatte das Höllenschwert gewartet. Das Warten hatte sich gelohnt. Nun konnte dem Todgeweihten niemand mehr helfen.
***
Ein mächtiger Steinklotz krachte auf den Cyborg nieder. Yul konnte sich davor nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen. Er stieß beide Arme nach oben, wollte den Stein abfangen, von sich stoßen.
Ihm standen zwar unvorstellbare Kräfte zur Verfügung, aber dieser Steinkoloß war selbst für Yul zu schwer. Der tonnenschwere Klotz drückte den riesenhaften Cyborg nieder und begrub ihn unter sich.
Kleinere Felsbrocken polterten nach und deckten den weißen Koloß zu. Er verschwand unter einem grauen Steinberg. Die feindliche Kraft hatte ihn ausgeschaltet.
Mortimer Kull war auf sich allein gestellt.
Ein Schrei entrang sich Kulls Kehle, als er plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen hatte.
Die andere Kraft hatte ihn überrumpelt. Damit hatte er nicht gerechnet.
Was würde mit ihm passieren? Was war mit Yul? Hatte es den Cyborg erwischt? Jahrelange Forschung, endlose Versuche und Berechnungen… Unsummen hatte die Entwicklung dieses Cyborgs verschlungen.
War es verschwendetes Geld?
Wenn Yul nicht mehr ›lebte‹, hatte sich der Einsatz nicht gelohnt. Das Geld war zu verschmerzen. Was schwerer wog, war die Tatsache, daß sich Mortimer Kull jetzt allein auf Protoc befand.
Noch dazu im Reservat der Meskyren!
Aber würde das noch von Bedeutung sein, wenn dieser Sturz ein Ende nahm? Wenn man stark genug ist, kann man jeden Dämon auf eine einfache Weise töten.
Man braucht ihm nur das Gesicht auf den Rücken zu drehen. Kein Dämon kann mit einem gebrochenen Genick weiterleben. Mortimer Kull war ein Dämon, und er konnte sich bei diesem Sturz das Genick brechen!
***
Brett Taurog schob die Hände unter seinen Kopf. Er hatte Glück im Unglück gehabt. Was er mit Roxane erlebt hatte, hätte für ihn viel schlimmer ausgehen können.
Er hatte Gott dafür zu danken - und natürlich auch Roxane, denn ohne ihren großartigen Beistand wäre er verloren gewesen. Man sah diesem zarten, schlanken Mädchen nicht an, wie mutig und beherzt es kämpfen konnte.
Es freute Taurog, die Bekanntschaft dieser weißen Hexe gemacht zu haben. Er war voller Zuversicht, daß sich für ihn und die anderen doch noch alles zum Guten wenden würde.
Man hatte ihm eine Spritze gegeben, und er spürte die Schmerzen kaum noch. Sobald er seinen Gips hatte, würde er mit Roxane die Klinik verlassen und in Alastair Genns Haus Schutz vor dem Höllenschwert suchen. Wenn er erst mal mit den anderen zusammen war, würden sie sich gegenseitig aufrichten und einander die Angst vor dieser grausamen schwarzen Waffe nehmen.
Er vernahm ein ratschendes Geräusch.
War der Pfleger zurückgekommen?
Brett Taurog richtete sich auf, um zu sehen, woher das Geräusch kam, wodurch es verursacht wurde.
Jemand zerschnitt den weißen Vorhang!
Etwas zerschnitt den Vorhang! Von oben nach unten! Taurog sah eine blinkende Klinge und wußte, was es geschlagen hatte!
Das Höllenschwert hatte ihn gefunden, und er war allein, war dieser schrecklichen Waffe rettungslos ausgeliefert. Jetzt zuckte das schwarze Schwert durch den Stoff.
Obwohl Taurogs Bein gebrochen war, sprang er von der Bahre. Er schrie wie von Sinnen um Hilfe und humpelte, die Bahre neben sich herschiebend, zur Tür, doch er sollte sie nicht erreichen.
Das Höllenschwert war schneller. Es flog hinter dem Mann her, erreichte und… durchbohrte ihn.
Selbstverständlich hörte
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