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0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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sie voller Elan drückte, überwand Hogarth die immer noch vorhandene Scheu und zog den Professor an sich heran, umarmte ihn kurz, aber herzlich.
    Als sie sich voneinander lösten, kam die unvermeidliche Frage: »Wo ist denn Ihre attraktive Frau?«
    Er meinte es nicht im Sinne von Ehefrau, sondern Partnerin. Und er meinte es fraglos nur gut. Trotzdem war das der Moment, vor dem er sich in den vergangenen Stunden am meisten gefürchtet hatte.
    »Es gibt da ein paar Probleme.«
    »Oh.« Hogarth bewies Feingefühl. Auch wenn Zamorra nicht explizit darauf verwiesen hatte, dass es sich um Unstimmigkeiten privater Natur handelte, schienen sein Tonfall und seine Körpersprache daran doch wenig Zweifel zu lassen.
    Himmel, seit wann hatte er sich so schlecht unter Kontrolle?
    Eigentlich gab es darauf nur eine Antwort: weil er wollte , dass Hogarth Bescheid wusste.
    »Und Sie? Immer noch solo?«
    Er lächelte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Beziehungen werden allgemein überbewertet.«
    Zamorra durchschaute ihn leicht. Es war offensichtlich, dass Hogarth das glückliche Single-Dasein nur vortäuschte. Und ebenso offensichtlich war, dass auch er sich keine wirklich große Mühe gab, es zu verbergen.
    »Dann sind wir ja in einem relativ ähnlichen Gemütszustand«, sagte Zamorra, während sie dem Ausgang des Terminals entgegen strebten.
    »Für Ablenkung ist aber gesorgt«, bekam Hogarth fast elegant die Kurve zum eigentlichen Grund von Zamorras Anreise.
    »Das steht, nach allem, was ich bereits weiß, zu befürchten.«
    »Haben Sie Ihr Amulett dabei, Professor?«
    Zamorra klopfte sich sacht gegen die Brust. Das entstehende Geräusch ließ darauf schließen, dass sich mehr als nur Haut, Fleisch und Knochen unter seinem Hemd befanden.
    Er verzichtete aber darauf, Hogarth zu erklären, in welcher Form sich das Amulett von dem unterschied, das er der Detective in Erinnerung hatte.
    Mittlerweile überlegte es sich Zamorra dreimal, ob er das Relikt der Macht einsetzte oder nicht. Es half nicht mehr umsonst, sondern verlangte einen Tribut: die Kraft und Energie seines Trägers.
    ***
    Nach kurzer Fahrt, die Zamorra dazu nutzte, um Hogarth grob über einen noch anstehenden anderen Besuch bei den Tylers ins Bild zu setzen, erreichten sie ein in unmittelbarer Flughafennähe gelegenes Krankenhaus, das eindeutig von den britischen Streitkräften betrieben wurde. Zamorra bemerkte schon an der ersten Schranke, dass die Stimmung des wachhabenden Offiziers angespannt war. Er schien Hogarth bereits zu kennen und winkte den Wagen nach allenfalls oberflächlicher Kontrolle durch.
    Es folgten noch zwei weitere Schranken, bei denen Hogarth gar nicht mehr anhielt, sondern lediglich auf Schritttempo abbremste. Die letzte Sperre bildete ein Rolltor, das vor ihnen zurückfuhr. Wenig später parkte der Yard-Mann den Vauxhall vor dem Eingangsbereich des Hospitals.
    »Ich spare mir die Frage, warum es ausgerechnet ein Militärkrankenhaus sein musste«, sagte Zamorra, als sie nebeneinander elastisch die Handvoll Stufen hinauf eilten, die ins Innere führten.
    »Und ich spare mir die Antwort, dass wir uns damit hoffentlich der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit entziehen können - und dem Feilschen der Medien um jedes Quäntchen Nachricht, das sie aufblasen und kolportieren können.«
    »Sie schätzen die Medien nicht sonderlich?«
    »Die seriösen schon - aber nennen Sie mir einen einzigen Titel oder Sender, auf den dieses Prädikat noch zutrifft.«
    Zamorra grinste. Für einen Moment glaubte er, sich selbst zu beobachten, wie er die Ruhe und Abgeklärtheit selbst wurde.
    So war es immer, wenn wirklich einschneidende Dinge ihre Sogkraft auf ihn ausübten, wenn ihn übersinnliche Bedrohungen wie magnetisch - oder magisch - anzogen.
    Ein paar Herzschläge lang genoss er das Gefühl, dort angekommen zu sein, wohin er seit seinem Aufbruch vom Château hatte gelangen wollen - was weniger räumlich als emotional gemeint war.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Hogarth, der die Verwandlung zu spüren schien.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte Zamorra besonnen.
    Im Eingangsbereich des Hospitals befand sich eine Glasfront, hinter der mehrere Personen vor Computerbildschirmen und - tastaturen saßen. Hogarth wandte sich kurz an eine Frau in Uniform und unterhielt sich mit ihr über eine Sprecheinrichtung. Sie sprachen beide so leise, dass Zamorra nur Satzfetzen aufschnappte.
    Kurz darauf kehrte Hogarth zurück, und sie nahmen einen Aufzug, um

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