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0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London
Autoren: Adrian Doyle
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ihnen am liebsten die Hälse umgedreht.
    Nicht den Enten, den Alten.
    Plötzlich befiel ihn ein Schwindelgefühl. Es war so stark, dass er sich instinktiv an den Latten der Sitzfläche festhielt.
    Einen Atemzug später war alles wieder gut, nur… dass sich seine Finger jetzt nicht mehr um Holz klammerten, sondern um Gras und Erde.
    Vor ihm lag auch kein Teich mehr.
    Verwirrt sah er sich um. Die Dunkelheit war schlagartig einem sonnigen Tag gewichen.
    Irgendwo hinter ihm fiel krachend ein Schuss. Etwas Schweres fiel zu Boden. Stimmen wurden laut.
    Eisenhut saß im Gras und suchte nach einer Erklärung für das, was sich gerade ereignete. Litt er an Halluzinationen? Gerade noch hatte sich die abendliche Dunkelheit über den Hyde Park gesenkt, und jetzt - herrschte plötzlich wieder heller Tag?
    War das überhaupt noch der Hyde Park?
    Der Bewuchs unterschied sich ziemlich zu dem, was Lance in Erinnerung hatte. Vom Verschwinden des Biotops ganz zu schweigen.
    Und was bedeutete der gerade gehöret Schuss - wenn es denn einer gewesen war?
    Er erhob sich. Es war sommerlich warm. Vögel fingen wieder an zu zwitschern, nachdem der Lärm sie kurz hatte verstummen lassen.
    Lance sah keine Menschenseele, aber wie in Trance wandte er sich in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war.
    Schon nach zwei, drei Minuten überwand er eine Steigung und sah auf der anderen Seite drei Männer stehen und eine ebenfalls männliche Gestalt regungslos im Gras liegen.
    Die Männer waren in historische Kostüme gekleidet. Vier Pferde grasten etwas abseits unter einem Baum mit ausladender Krone. Zwei der Männer trugen Koffer, der eine bückte sich soeben nach einer Steinschlosswaffe, die dicht bei dem Gefallenen lag. Die beiden anderen Männer unterhielten sich ernst. Ab und zu warf einer von ihnen Blicke in die Umgebung, als befürchte er das Auftauchen von Personen, die Ärger bereiten konnten.
    Lance hatten sie bislang nicht entdeckt.
    Er war sicher, dass er in die Aufnahmen zu einem Kostümschinken geraten war und suchte nach einem Filmteam, das die Szene in Szene gesetzt hatte. Zwei Männer schienen sich duelliert zu haben, jeder von ihnen hatte einen Sekundanten bei sich gehabt. Solche Duelle waren verboten gewesen, das erklärte das Gebaren der Beteiligten.
    Offenbar war die Szene noch nicht abgedreht, denn der Mann am Boden rührte sich immer noch nicht.
    Plötzlich näherte sich Pferdegetrappel. Lance schaute nach links und sah mehrere uniformierte Berittene, die zielstrebig auf die Duellanten zu hielten, die inzwischen aufmerksam geworden waren und in aller Hast zu den Pferden eilten. Das herrenlose Tier ließen sie zurück, als sie aufsaßen und in verschiedene Richtung davon sprengten.
    Die Uniformierten teilten sich auf, und folgten allen drei Flüchtenden.
    Keiner blieb bei dem Gefallenen zurück.
    Nach einer Weile verklang der Hufschlag. Lance stand immer noch beobachtend da und wartete auf die Auflösung der Szene.
    Das geschah nicht. Stattdessen stolperte Eisenhuth den Hang hinunter. Im Näherkommen sah er die hässliche Wunde in der Brust des Mannes. Sie wirkte echt. Verdammt echt. Und langsam dämmerte ihm, dass das, was ihn schon die ganze Zeit störte, ja eigentlich schon vor der Entdeckung der Duellanten begonnen hatte.
    Auf der Bank vor dem Teich. Als aus dunkel hell wurde und sich die Gartenarchitektur des Parks merkwürdig verändert hatte…
    Ein Schauder rieselte ihm über den Rücken. Er langte vor dem Toten an, der kein Schauspieler war - definitiv nicht. Trotzdem bückte sich Lance - widerstrebend, als müsse er ein Furcht einflößendes Insekt anfassen - und legte Zeige- und Mittelfinger gegen den blutverschmierten Hals des Mannes in der altmodischen Kleidung.
    Nichts. Kein Puls.
    Das konnte man nicht spielen.
    Niemand konnte das.
    Als wieder Hufschlag aufklang und lauter wurde, richtete sich Lance erschrocken auf und begann zu rennen. Er wollte unter keinen Umständen bei dem Toten gefunden werden.
    Hinter ihm erklang heiseres Gebrüll. Die berittenen Soldaten.
    Schnell warf er sich in die Büsche. Ob er entdeckte worden war, wusste er nicht. Er hatte auch keine Sicht mehr auf den Bereich, wo der Tote lag und dessen Pferd graste. Lance kauerte sich völlig aufgelöst auf den Boden und schlang die Arme um die Knie. Er schloss die Augen und wartete darauf, dass eine Klinge die Zweige um ihn herum niedermähte, weil sein Versteck entdeckt worden war. Aber irgendwann wurde es wieder still, keine Stimmen, kein
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