0942 - Der Margor-Schwall
Ungläubige!" herrschte Weittel die Gefangenen an, und sie wichen zur Wand im Hintergrund aus.
Nun erschienen purpurvermummte Zwotter, die Psychode trugen. Es hätten Attrappen sein können, denn Jenny empfing keine für Psychode typische Ausstrahlung. Aber ebensogut konnte die petronische Maschine ihre Parusie eliminieren.
Nacheinander legten die Priesterinnen die Psychode in einer Reihe vor dem von ihnen verehrten Mäch-tigkeitspsychod ab. Es lagen schon acht nebeneinander, Reliefs und Skulpturen verschiedener Größe, aber es kamen noch weitere dazu. Elf, zwölf, dreizehn.
Mehr waren es nicht. Aber als Jenny das dreizehnte Psychod sah, versetzte ihr der Anblick einen Stich.
Es war eiförmig und schimmerte bläulich. Kein Zweifel, das war Tezohrs Königspsychod.
Wie war es in den Besitz der Sektierer gelangt? Und was war aus Te-zohr geworden? Jenny konnte den Paraplasmaten nirgends sehen und mußte annehmen, daß er sich nicht freiwillig von seinem Psychod getrennt hatte. Wahrscheinlich hatten ihn die Kräfte verlassen, und er war entstofflicht Aber was war aus den anderen geworden? Aus Ahrzaba und ihren beiden Probanden Bilia und Istri?
Und vor allem aus Tek? Keiner der vier Männer in der Begleitung des Vincraners hatte auch nur annähernd seine Statur.
Sie vermutete, daß die vor der Maschine ausgebreiteten Psychode aus Margors Besitz stammten. Es mußten jene sein, die zu beschaffen Tek mit dem Syntho und Ahrzabas Probanden ausgezogen war.
Da die Psychode in die Höhlen gelangt waren, mußte ihr Unternehmen erfolgreich gewesen sein. Doch die Anwesenheit des Vincraners und des Laren, bei denen es sich nur um Paratender Margors handeln konnte, ließ sie daran zweifeln, daß Tek noch frei war.
Fragen über Fragen. Wenn Tek aber nicht hier war, bedeutete es vielleicht, daß ihm die Flucht gelungen war und daß er jetzt irgendwo durch das Labyrinth irrte und keine Ahnung davon hatte, was sich hier anbahnte.
Jenny mußte das Risiko eingehen und über Sprechfunk eine Nachricht durchgeben. Vielleicht hörte Tek sie. Jenny wartete, bis Weittel mit erhobener Stimme zu wettern begann. „Alle Frevler, die falsche Psychode verehren, sollen die Kraft des Mäch-tigkeitspsychods kennenlernen ..."
Jenny nutzte die Gelegenheit. Sie schaltete ihr Armbandgerät ein, hielt es dicht an den Mund und sprach hinein: „Hier spricht Jennifer Thyron. Ich rufe..."
„Bin schon da", unterbrach sie eine bekannte Stimme, die nicht aus ihrem Armbandinterkom kam. „Tek?" fragte Jenny verblüfft. „Ich bin kein Geist", raunte ihr die vertraute Stimme dicht neben ihr zu, „sondern ich befinde mich im Schutz eines Deflektorfeldes. Ich werde dir später alles erklären."
Jenny verspürte unsägliche Erleichterung über Teks Anwesenheit.
Gemeinsam würden sie auch diese verworrene Situation meistern.
Da Weittel immer noch ihre Ansprache hielt, wagte sie es, ihren Mann über die Situation aufzuklären. „Wir müssen schnell handeln, Tek", flüsterte sie. „Diese Maschine wurde von den Petroniern zurückgelassen und dürfte für den geistigen Verfall der Zwotter verantwortlich sein. Wir dürfen nicht zulassen, daß Weittel die Psychode durch die Maschine zerstören läßt."
„Dann wird es Zeit, daß ich wieder einmal Ohrfeigen austeile", war Te-keners lakonischer Kommentar. „Zuvor mußt du aber ins Freie klettern.
6.
Der Hohenpriesterin verschlug es für einen Moment die Sprache, als sie Jennifer aus dem Mächtigkeitspsy-chod klettern sah. „Du hast deine Geschlechtsgenossinnen genarrt, Weittel", sagte Jennifer zu der verdatterten Zwotterfrau. „Das ist gar kein Psychod, sondern eine tote Maschine ohne irgendwelche Parusie. Alles nur fauler Zauber. Das hier sind wahre Psychode. Sie werden deine Götzenmaschine zerstören."
„Lüge! Frevel!" kreischte Weittel. „Das Mächtigkeitspsychod wird euch vernichten und diese Götzenbildnisse dazu."
Das war das Stichwort für Teke-ner, um in Aktion zu treten. Er stieß einige im Weg stehende Zwotterfrauen beiseite, um an die Hohepriesterin heranzukommen. Die geschubsten Priesterinnen, für die Tekener unsichtbar war, stoben verängstigt davon, so daß er freie Bahn hatte.
Er ergriff Weittel, hob sie hoch in die Luft und schüttelte sie heftig. Dabei rief er mit grollender Stimme: „Ich bin die Kraft der wahren Psychode. Ich strafe all jene, die ihren Glauben verleugnen und das Erbe der Vorväter in den Schmutz ziehen. Du hast dein Volk in Versuchung geführt, Weittel,
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