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0942 - Die blutige Lucy

0942 - Die blutige Lucy

Titel: 0942 - Die blutige Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wußte sie…
    ***
    Lucy Tarlington erwachte wie aus einem tiefen Traum und hatte Mühe, sich in der Gegenwart zurechtzufinden. Sie stellte fest, daß sich in ihrem Glas kein Tropfen Champagner mehr befand. Sie hatte es geleert, ohne es zu merken, so sehr war sie mit der Vergangenheit beschäftigt gewesen.
    »Mrs. Tarlington?«
    Lucy hörte die Stimme des Mannes und ärgerte sich, daß sie den Ankömmling nicht gesehen hatte.
    Vielleicht auch übersehen, denn er zählte nicht eben zu den großen Menschen.
    Er war nicht nur klein, auch ziemlich rund, was seinen Bauch anging. Auf dem Kopf wuchsen die Haare nur mehr als weißer Kranz. Die Mitte lag frei und erinnerte an eine Kugel. Auf der Oberlippe wuchs ebenfalls ein heller Bart, und darüber schwang sich die Nase etwas in die Höhe.
    »Ja, das bin ich.«
    »Mein Name ist Doring. Hal Doring. Ich denke, wir beide waren verabredet.«
    »Ja, das stimmt.«
    Beide reichten sich die Hände. Die des Mannes war normal warm, die der Frau ziemlich kühl, wie Doring fand, aber er kommentierte es nicht.
    »Trinken Sie ein Glas, Mrs. Tarlington?«
    »Gern.«
    »Champagner?«
    »Auch das.«
    Doring holte zwei Gläser. Wenn Lucy gewollt hätte, sie hätte diesen Mann unter den Tisch trinken können, wie man so schön sagt. Alkohol machte ihr nichts. Sie war bestens dagegen gefeit. Um sie in Verlegenheit zu bringen, mußte man ihr schon mit anderen Dingen kommen.
    Doring kehrte zu ihr zurück. Er hielt die beiden Gläser fest. Das eine reichte er der Frau, das andere nahm er für sich.
    Sie stießen an, und Doring sagte: »Auf die Zukunft.«
    »Mal sehen.«
    Doring gefiel die Antwort nicht so recht. Er trank erst, dann stellte er die Frage: »War das nicht so ausgemacht worden zwischen uns beiden, Mrs. Tarlington?«
    Lucy tat, als würde sie nachdenken. »Was war denn ausgemacht?« fragte sie.
    »Daß wir ins Geschäft kommen.«
    »Es hängt von den Verhandlungen ab«, erwiderte Lucy und ließ damit alles offen.
    »Die bringen wir schon zu einem guten Ende.« Er trat näher an die Frau heran. »Ich wohne hier im Hotel, wie Sie wissen. Wir könnten jetzt damit beginnen, falls Sie nicht zu müde sind, Mrs. Tarlington. Begleiten Sie mich auf mein Zimmer?«
    Beinahe hätte Lucy gejubelt. Es lief gut, sehr gut sogar. Nach außen hin spielte sie die Skeptische.
    »Ich weiß nicht so recht, ob sich das noch lohnt. Irgendwann wird uns beide die Müdigkeit überfallen, und dann haben wir…«
    »Sie können auch mit in meiner Suite übernachten oder sich einfach nur hinlegen. In allen Ehren natürlich.«
    »Natürlich«, sagte sie.
    Doring leerte sein Glas. »Stimmen Sie zu?«
    Lucy überlegte noch. »Ja«, sagte sie dann.
    »Sehr gut.«
    »Aber unter einer Bedingung.« Lucy legte ihre Hand auf Dorings Arm, der sich über den Druck zwar wunderte, aber keinen Kommentar abgab.
    »Die wäre?«
    »Daß wir allein bleiben.«
    Hal Doring konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Meine Liebe Mrs. Tarlington, das versteht sich doch. Bei diesem Geschäft…«
    »Sagen Sie Lucy, das ist kürzer.«
    »Hal heiße ich.«
    »Gut, Hal, gehen wir.«
    Doring atmete auf wie jemand, der eine große Hürde hinter sich gebracht hatte. Er mußte zugeben, daß diese Lucy Tarlington eine verdammt attraktive Frau war. In ihrer Nähe fühlte er sich aufgewertet, aber er ärgerte sich gleichzeitig über seine eigene Größe, mit der er nicht zufrieden sein konnte.
    Es fiel besonders auf, weil die beiden nebeneinander hergingen und einen der Fahrstühle ansteuerten. Sicherlich gab es Gäste, die sie beobachteten und dabei ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken konnten. Hal mußte sich zwingen, nicht ärgerlich auszusehen. Lächelnd versuchte er, seinen Zustand zu überspielen.
    Sie mußten am Lift warten. »Wie hoch müssen wir fahren?« erkundigte, sich Lucy.
    »Ziemlich hoch. Der Ausblick ist fantastisch. Sie werden begeistert sein.«
    Vor ihnen öffneten sich die Türen. Hal Doring wollte Lucy den Vortritt lassen, die aber hatte etwas dagegen und bedeutete ihm, den Lift als erster zu betreten.
    Etwas hatte Lucy gestört, und sie hatte sich rasch noch einmal umschauen wollen. Urplötzlich war es über sie gekommen. Wie ein Schwall oder wie ein Strich, der sich dann verzweigte und über ihren Körper hinwegrieselte.
    Sie drehte sich um und schaute in die Halle, denn von dort war diese Warnung gekommen.
    Zu sehen war nichts. Der normale Betrieb nach Mitternacht, wenn sich die Gäste in der Hotelhalle verteilten und

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