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0942 - Die blutige Lucy

0942 - Die blutige Lucy

Titel: 0942 - Die blutige Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fühlte sich einfach gut. Wenn auch, das mußte sie ebenfalls zugeben, ein wenig leer, und damit kam sie nicht zurecht.
    Aber sie konnte fühlen, tasten und spüren, wo sie sich befand. Es umwaberte sie keine Hitze. Wärme war von einer feuchten Kälte abgelöst worden, die Lucy zwar akzeptierte, die ihr aber nichts ausmachte, denn sie fror nicht, obwohl sie nur das normale Kleid mit dem breiten und auch tiefen Ausschnitt trug.
    Noch lag sie auf dem Rücken, starrte ins Leere, registrierte zwar, daß sie nicht mehr atmete, aber das machte ihr ebenfalls nichts aus. Es war sogar gut zu wissen, darauf nicht mehr angewiesen zu sein, und allmählich machte sie sich damit vertraut, zu einer besonderen Gruppe zu gehören.
    Sie bewegte ihre Arme. Von zwei verschiedenen Seiten her berührte sie ihre Brust.
    Die Brüste lagen frei.
    Das Kleid war ihr bis zu den Hüften hinabgerutscht, oder es war ihr heruntergezerrt worden. Mit den Fingerkuppen strich sie über ihre Haut auf eine Stelle an der linken Halsseite zu, an die sie sich jetzt sehr deutlich erinnerte.
    Das war etwas gewesen. Es mußte noch was zu spüren sein. Schon auf dem Weg dorthin geriet sie an die etwas klebrige Masse. Sie folgte ihr und stellte fest, daß sie dort aufhörte, wo sich auch die Wunde am Hals befand. Die beiden Öffnungen waren genau zu ertasten. Wie winzige Mulden hatten sie sich an ihre helle Haut hineingegraben. Was da aus der Wunde geströmt war, das mußte ihr Blut gewesen sein.
    Blut!
    Zum erstenmal hatte sie sich gedanklich mit diesem Wort beschäftigt, was zugleich etwas in ihr ausgelöst hatte, das sie zunächst nicht beschreiben konnte.
    Obwohl sie flach auf dem Rücken lag, hatte sie ein wilder Schwindel gepackt, und sie kam sich vor, als wäre sie in eine Maschine geraten, die sich drehte.
    Warum nur?
    Blut!
    Es mußte einfach mit diesem Wort zusammenhängen, eine andere Möglichkeit kannte sie nicht.
    Immer wieder dachte sie daran. Immer nur an das eine. An das Blut, Blut, Blut…
    Es blieb nicht nur bei diesem Gedanken, denn er begann sich zu verändern und verwandelte sich in ein Gefühl, daß sie als Mensch so stark nicht erlebt hatte.
    In Gier!
    Es war eine Gier, die sie kaum noch kontrollieren konnte. Es war ihr auch nicht möglich, auf dem Rücken liegen zu bleiben. Sie wälzte sich herum, sie brauchte jetzt Bewegung. Dabei bewegte sie heftig die Arme. Die Hände hieben immer wieder auf den schmutzigen Steinboden. Die Geräusche, die Lucy hörte, drangen aus ihrem Mund, und sie erinnerten eher an die eines Tieres als an die eines Menschen.
    Irgendwann mußte sie liegenbleiben, weil sie von einer Wand gestoppt worden war. Die wilde Unruhe steckte noch in ihr. Lucy warf den Oberkörper in die Höhe, sie blieb für einen Moment knien, dann raffte sie die nach unten gezerrte Kleidung wieder zusammen, klemmte die Ränder um ihre Schultern und bedeckte notdürftig die Brüste. Es war eine automatische Geste gewesen, als hätte sie dies mit aus dem normalen Leben übernommen.
    In der knienden Stellung blieb sie. Den Kopf nach vorn gestreckt. Den Mund geöffnet. Ihre Zunge schaute hervor, und sie spürte einen seltsamen Druck im Oberkiefer.
    Da hatte sich etwas verändert.
    Die zweite Veränderung irritierte sie. Lucy ahnte sie, daß diese mit der ersten in einem unmittelbaren Zusammenhang stand, und sie hob die rechte Hand, um sich abzutasten. Sie wollte wissen, was mit ihr passiert war.
    Die Zähne waren da - und sie waren spitz!
    Sehr deutlich spürbar, rechts und links, kleine spitze Hauer. Zähne - und Blut!
    Bei Lucy paßte jetzt beides zusammen. Sie wußte genau, wo sie einzugreifen hatte. Ihr Weg lag klar und deutlich vor ihr, als hätte man ihn für sie gezeichnet.
    Sie mußte weg. Sie durfte hier nicht bleiben. Sie würde Opfer finden müssen, die sie leersaugen konnte. Aus diesem Verlies heraus. Ab ins Freie, das war es, nur das.
    Sie entfernte sich von der Wand, stand aber noch nicht auf. Lucy tappte über den Boden. Ihr feines Gehör hatte etwas wahrgenommen. Ein Geräusch, das sie für einen winzigen Moment irritierte, aber zugleich schnellte die Blutgier wieder höher.
    Das Trappeln.
    Füße, kleine Füße.
    Eine Ratte oder eine Maus.
    Lucy griff zu. Im Dunkeln schnellte ihre Hand vor. Zielsicher erwischte sie die Beute, bevor diese ihr entkommen konnte. Zwischen Lucys Fingern zappelte etwas. Eine Ratte?
    Auch sie hatte Blut, das war Lucy klar, und sie biß hinein. Die Zähne durchdrangen das dichte Fell, erreichten das

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