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0942 - Die blutige Lucy

0942 - Die blutige Lucy

Titel: 0942 - Die blutige Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir sahen eine Frau, die von links nach rechts durch die Aufnahme eilte, aber um sie war es Sam bestimmt nicht gegangen, denn welchen Grund sollte er gehabt haben, eine Garderobiere aufzunehmen. Daß sie als eine solche arbeitete, erkannten wir trotz der Unschärfe des Hintergrunds.
    »Bringt man wegen ein paar Fotos jemanden um?« fragte Bill.
    Ich schüttelte den Kopf. »Im Prinzip nicht.«
    »Aber…?«
    Ich tippte auf das linke Foto. Dabei zielte die Fingerspitze genau dorthin, wo sich die leere Fläche vor den Toiletten befand. »Hier muß ein Zielobjekt gewesen sein, behaupte ich mal.«
    »Ja.«
    »Lucy Tarlington.«
    Bill nickte. »Die sich aber nicht fotografieren ließ, weil man sie nicht fotografieren kann.«
    »So ist das nun mal bei Vampiren«, fügte ich hinzu. »Das hatten wir schon mal.«
    Bill schnaufte durch die Nase. »Und wir haben zwei Rumänen, die bei Sam eingebrochen sind. Sie sind keine Vampire, aber sie arbeiten für eine derartige Bestie.« Bill schaute mich an. »Jetzt mußt du mir nur sagen, wie du das alles zusammenbringst.«
    »Im Moment noch nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Ich steckte die Aufnahmen ein und fragte: »Wie wäre es denn, wenn wir uns unter die Gäste dieses Balls mischen?«
    »Jetzt noch?« Der Reporter schaute auf die Uhr. »Mitternacht ist vorbei.«
    »Na und? Wie lange dauert ein solcher Ball?«
    »Bis in die Morgenstunden.«
    »Eben, das müßte zu schaffen sein.« Ich war schon auf dem Weg zur Tür. »Den Gefangenen können wir später noch verhören, das hat keine Eile. Wenn wir Lucy stellen wollen, dann in diesem Hotel.«
    Bill war dafür. Er sagte nur noch: »Hoffentlich macht die blutige Lucy ihrem Namen nicht alle Ehre…«
    Das hoffte ich auch…
    ***
    Lucy Tarlington trank Champagner und lächelte, obwohl es ihr nicht leicht fiel. Am liebsten hätte sie sich selbst um diesen Fotografen gekümmert, aber es war nicht möglich gewesen. Sie hatte noch bleiben müssen, um gewisse Leute zu treffen, mit denen sie einfach reden mußte. Und so war sie nur kurz in die Tiefgarage gefahren, um den beiden Handlangern Bescheid zu geben, die in ihrem Wagen saßen und auf sie warteten. Sie hatten sich ein Taxi genommen und waren zu Sam Fishers Wohnung gefahren, denn sein Name war Lucy bekannt gewesen. Dieser Klatschreporter tauchte eben überall auf, und man merkte sich schließlich die Namen und Gesichter.
    Die Anschrift herauszufinden, war dann kein Problem mehr gewesen.
    Trotzdem hätte Lucy lieber in der Wohnung gestanden, als an der Champagnerbar, und sie hätte auch lieber etwas anderes getrunken als diesen schäumenden Rebensaft. Frisches, sprudelndes Menschenblut wäre ihr lieber gewesen, auf das mußte sie leider noch verzichten, so schwer es ihr auch fiel. Auffallen durfte sie nicht.
    Zudem war sie hier an der Bar zwanglos verabredet, und sie wartete darauf, daß der Mann endlich erschien, um ihr seine Vorstellungen von einer Zusammenarbeit darzulegen.
    Er wußte nicht, wer sie war, aber sie kannte ihn, und sie würde sich seiner bedienen.
    Sie nippte an dem kalten Getränk, lächelte, wenn sie einen Bekannten begrüßte, sprach mit dem einen oder anderen Gast und hielt sich ansonsten zurück.
    Ihr gefiel die moderne Zeit nicht. Sie kam damit nicht zurecht. Früher war es besser gewesen, viel besser, da hatte der Mensch noch mehr im Mittelpunkt gestanden, da hatte man sich auch besser um ihn kümmern können, da war der Glaube an das Unheimliche auch viel stärker verankert als in dieser Zeit.
    Sie hatte überlebt, es war auch gut so gewesen, aber sie erinnerte sich noch immer gern an die Vergangenheit zurück, als sie ihrem Namen wirklich Ehre gemacht hatte.
    Die blutige Lucy…
    Die Vampirin lächelte, als sie ihre Gedanken zurück in die Vergangenheit schickte…
    ***
    Damals
    Der erste Biß des Vampirs, die Macht der Toten, der lange Schlaf und dann das Erwachen. Verbunden mit dem Bewußtsein, ein anderer Mensch zu sein.
    Das aber hatte Lucy erst später herausgefunden. Zunächst war sie aus dem tiefen Schlaf wieder in die Höhe getaucht, und sie hatte dabei alles und auch nichts gespürt.
    Leer war sie gewesen, völlig leer. Eine Hülle, ein Körper, aber keine Seele.
    Dunkelheit lag wie dichte Watte um sie herum. Sie wußte nicht, wo sie sich befand. Als normaler Mensch hätte sie Furcht bekommen, nicht so in ihrer, neuen Gestalt. Da war die Finsternis für sie wie ein Freunde, der sie beschützte. Auf keinen Fall jagte er ihr irgendeine Platzangst ein. Sie

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