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0945 - Zielort Kristallwelt

0945 - Zielort Kristallwelt

Titel: 0945 - Zielort Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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und nahm an Hitze zu, die Zamorra beinahe unangenehm auf der Brust spürte. Fu Long hatte also das Schloss betreten.
    Gleich darauf öffnete sich die Tür und William kam herein, mit einer kleinen, schmalen Gestalt im Schlepptau, die ein altmodisches, dunkles chinesisches Seidengewand trug und einen langen Zopf, der unter einer schwarzen Kappe hervorquoll. Fu Long wirkte auf den ersten Blick kaum älter als dreißig, aber Zamorra wusste, dass der Vampir über 150 Jahre alt war.
    William räusperte sich. »Ich werde dafür sorgen, dass eine Kanne Gunpowder-Tee heraufgebracht wird.«
    Fu Long verbeugte sich kurz in Richtung William und streckte dann die Hand in Richtung Zamorra aus.
    »Ich danke dir, dass du mich empfängst, mein Freund.«
    Zamorra setzte sich und schob den Gedanken daran beiseite, wie bizarr es war, dass er, der langjährige Dämonenjäger, den Fürsten der Finsternis in seiner Bibliothek zum Tee empfing.
    »Was kann ich für dich tun? Und warum kommst du nicht so herein? Ich kann mich nicht erinnern, dass dich die M-Abwehr bisher aufgehalten hätte, Fu Long.«
    In den Mundwinkeln des chinesischen Vampirs war ein Zucken zu sehen. »Ich bin offiziell hier und nicht für eine Stippvisite«, meinte er ausweichend. »Außerdem muss ich nicht immer meine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Es geht mir um Informationen.«
    »An die du nicht kommst? Ausgerechnet du?«, fragte Zamorra in beiläufigem Ton und nippte an seiner Tasse.
    »Es ist mehr als nur die übliche Intrigenspinnerei der Hölle. Die Dämonenfürsten bekämpfen sich immer untereinander. Es scheint ihnen Vergnügen zu bereiten. Das ist nichts Neues und interessiert mich nach wie vor nicht. Was mich in Choquai eher beunruhigt, sind die Gerüchte, die aufkommen, dass es einen neuen Vampirfürsten geben soll, der sich der Herr über alle Vampire nennt und ein neues Vampirreich erstehen lassen will. Meine Untertanen sind in Aufregung.«
    Zamorra lehnte sich zurück und sah Fu Long nachdenklich an. »Du hast dich immer aus allem herausgehalten. Warum ist dir das jetzt auf einmal so wichtig?«
    Leise öffnete sich die Tür und Madame Claire schob sich mit einem Tablett herein, auf dem eine Teekanne stand. Sie sah ein wenig verstört auf den Chinesen herunter, der so gerade im Sessel saß und aussah, als sei er dem vorletzten Jahrhundert entsprungen. Was ja gar nicht so falsch war. Zamorra fiel ein, dass Madame Claire zwar einiges gewöhnt war, was seine Besucher betraf, sich aber meist fernhielt. Den Tee brachte sie nur, weil William wahrscheinlich mit Dylan die M-Abwehr kontrollierte.
    »Danke, Madame!«, sagte er. Madame Claire verschwand wieder.
    »Man erwartet eine Reaktion von mir«, sagte Fu Long gelassen. »Doch offenbar wurde dieses ominöse Vampirreich nicht in der Hölle und auch nicht auf der Erde gegründet. Noch ein Grund, warum es mich nicht interessiert. Ich habe bereits vor mehreren Monaten erfahren, dass es Tan Morano sein soll, der auf Korsika versucht, Sarkanas Nachfolge anzutreten, aber ich habe auch gehört, dass sein Hauptquartier explodiert sei. Doch die Gerüchte verstummen nicht.«
    Zamorra musste kichern. »Und du wendest dich an mich! Ein Treppenwitz.«
    »Es geht mir nicht allein darum, dass ein größenwahnsinnig gewordener Vampir meint, er müsse die Weltherrschaft an sich reißen. Fakt ist, dass sich in der Hölle auch gleichzeitig Angst ausbreitet. Es geschieht etwas, aber meine Spione haben noch nichts Konkretes. Eine Präsenz macht sich in der Hölle breit, eine, die selbst den hartgesottensten Dämonen Angst einjagt, auch wenn vorerst nur im Flüsterton davon geredet wird. Diese Präsenz vernichtet nicht, sie ist nur da. Doch jeder fürchtet sich vor ihr, jedem, selbst dem höchsten Höllenfürsten, jagt sie Angst und manchmal sogar Demut ein. Niemand weiß, wer sie ist. Doch die Gerüchte halten sich hartnäckig. Ich frage mich, ob es einen Zusammenhang zwischen dieser Präsenz und der Tatsache gibt, dass ein Vampir sich an die Macht schwingen will.«
    Zamorra starrte den chinesischen Vampir einen Moment verblüfft an. Dann entschloss er sich zu Offenheit. »Tan Morano ist in den Besitz eines Dhyarra-Machtkristalls gekommen. Du kennst Tan Morano bestimmt aus verschiedenen Quellen. Er war lange eine Art freischaffender Vampir, aber immer sehr selbstüberzeugt und sehr eitel. Morano hat sich mit dem Machtkristall verschmolzen. Das ist unüblich, denn es verleiht dem Träger überaus große Macht, die beinahe

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