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0948 - Der Hort der Sha'ktanar

0948 - Der Hort der Sha'ktanar

Titel: 0948 - Der Hort der Sha'ktanar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Obwohl er auch jetzt weit davon entfernt war, sich einen wahren Meister nennen zu können. Dafür nahm er es zu häufig wenigstens für ein paar Stunden ab. Zu groß war seine Angst, er könne der Waffe verfallen.
    Womöglich sollte er aber froh über seine frühere Unfähigkeit sein. Denn mit der beabsichtigten Stärke hätte die Magieeruption, die er dem Dämon entgegengeschleudert hatte, Andreas und Renate getötet. Dann säße sein Sohn jetzt nicht vor ihm.
    Wie er sich erinnerte, hatte er außerdem versucht, die Entladung ganz zurückzuhalten. Doch es war ihm nicht gelungen. Eine Art vorzeitiger Magieerguss , dachte er in einem Anflug von Sarkasmus. Eine Magicolatio Praecox.
    »Es tut mir so leid, Andreas.«
    Der Junge schien ihn nicht gehört zu haben, denn ohne darauf einzugehen, fuhr er in seiner Erzählung fort. »Als die Schmerzen nachließen, fanden wir uns in einer völlig veränderten Umgebung vor. Noch immer Wald, aber wesentlich dichter. Es war heiß und feucht. Ein Dschungel. Aber anders, als je ein Mensch ihn gesehen hat, denn dieser Urwald… na ja, er lebte. Schmierige, fleischige Blätter griffen nach uns. Luftwurzeln versuchten, in unsere Körperöffnungen einzudringen. Und dann all das Getier/Insekten, groß wie Schäferhunde. Affen, deren Inneres nach außen gekehrt schien. Wir hätten keine fünf Minuten überlebt, wenn nicht Njhugjr bei uns gewesen wäre.«
    »Er hat euch gerettet?«
    Andreas lachte auf. Es klang verbittert. »Wenn man es so nennen mag. Er hat uns aus dem Dschungel geführt. In weniger dicht bewaldetes Gebiet. Auch dort existierten noch genügend Gefahren, aber nicht annähernd so viele wie zuvor.« Er stockte für einen Augenblick und betrachtete seine noch immer miteinander ringenden Finger. »Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte uns sterben lassen.«
    »Was redest du da, mein Junge? Das ist doch Unsinn!« Hilfe suchend schaute er zu Ben Griffith, doch der saß nur in sich gekehrt mit in die Ferne gerichtetem Blick auf dem Sofa.
    »Du hast ja keine Ahnung!«, sagte Andreas. »Schnell machte er uns klar, dass er uns nicht aus plötzlicher Nächstenliebe gerettet hatte. Er sah uns als seine Gefangenen an und behandelte uns auch so. Von seinen magischen Fesseln zur Regungslosigkeit verdammt lagen wir auf dem Boden. Eine Art Schutzschirm bewahrte uns vor der Feindseligkeit des Dschungels. Nur eine oder zwei Stunden am Tag bekamen wir so etwas wie Freigang. Tagsüber ging Njhugjr auf Beutezug. Er versorgte uns mit Nahrung, die meistens noch widerlicher schmeckte, als sie stank. Und er suchte einen Ausweg aus dieser Welt, in die es uns verschlagen hatte. Doch er fand keinen. Wie wir war auch er ein Gefangener. Sein Hass auf den, der ihm das angetan hatte, wuchs beinahe minütlich. Sein Hass auf dich.«
    Bei diesen Worten löste Andreas den Blick von seinen Fingern und sah seinen Vater an.
    »Nur aus diesem Grund ließ er uns am Leben. Mehr noch: Irgendwie speiste er uns mit seiner Magie, sodass wir nicht alterten. Ständig mussten wir seine Hasstiraden über uns ergehen lassen. Seine Existenz verfolgte nur noch einen einzigen Zweck: aus dieser fremden Welt entkommen und sich dann an dir rächen, indem er uns vor deinen Augen tötet.«
    Eine Welle der Übelkeit breitete sich in Steigner aus. Die letzten zwanzig Jahre hatte er sich in seinem Elend, in seinem Schmerz über den Verlust seiner Familie gesuhlt. Doch im Vergleich zu dem, was Andreas hatte durchmachen müssen, nahm sich sein Schicksal lächerlich aus!
    »Was…« Jo kämpfte mit den Worten. Nur mit Gewalt zwang er sie über die Lippen. »Was ist mit dem Baby geschehen? Der Dämon hat behauptet, dass deine Mutter schwanger war.«
    Andreas nickte. Dann schüttelte er mit dem Kopf. »Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist. Am dritten oder vierten Tag hat Njhugjr Mama mit in den Wald genommen und mich zurückgelassen. Als sie wiederkehrten, hat sie stundenlang kein Wort gesagt. Auch später weigerte sie sich stets, über das zu sprechen, was er mit ihr angestellt hatte. Ein Kind hat sie jedenfalls nicht bekommen.«
    Jo schluckte. Das war zu erwarten gewesen. Blieb nur noch eine wichtige Frage: Was war aus Renate geworden? Noch immer wagte er nicht, sie zu stellen.
    »Wie konntest du entkommen?«, wollte er stattdessen mit brüchiger Stimme wissen.
    Andreas lächelte und blickte Ben Griffith dankbar an. »Er hat mich befreit.«
    Nun schien auch Leben in Andreas' Begleiter zu kommen. Offenbar fühlte er sich

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