0948 - Der Hort der Sha'ktanar
Ort, an dem er das Altern stoppen könnte. Der Ort nennt sich die Quelle des Lebens.«
***
Gegenwart
Zamorra saß am Schreibtisch seines Arbeitszimmers und tippte unter den gespannten Blicken von Rhett, Dylan und Dunja auf der Computertastatur herum.
Jetzt, wo Dunja berichtet hatte, dass sie im gleichen Augenblick von ihrem Zukunftsblick heimgesucht worden war, in dem Dylan die Warnung empfangen und Zamorra die lemurische Vergangenheit geträumt hatte, war ihnen klar, dass es sich nicht um Zufall handeln konnte.
Offenbar hatte jeder Unsterbliche eine Art Nachricht enthalten. Und wenn entgegen Zamorras früherer Vermutung doch noch mehrere Quellengänger lebten, waren sie von dem Phänomen sicher nicht verschont geblieben.
Im Gegensatz zu Zamorra und Dylan hatte Dunja auch unter körperlichen Auswirkungen zu leiden. Immer wieder zitterte sie am ganzen Leib und jedes Mal vergingen Minuten, ehe sie zur Ruhe kam.
Doch blieb der Professor wirklich unbeeinträchtigt? War seine Müdigkeit womöglich doch nicht nur durch die langen Gesprächsstunden mit Lady Patricia, den dabei genossenen Wein und den viel zu kurzen Schlaf zu erklären? Griff das Phänomen auch ihn an?
Dylan hingegen machte einen quirligen Eindruck wie stets. Müsste die Erschöpfung dann nicht auch ihn treffen?
»Das bringt nichts«, meinte Zamorra mit einem Blick auf den Bildschirm.
Er hatte die Begriffe Steigner, Jo Steigner und Schacktanar - oder wie immer man Letzteres schreiben mochte - gegoogelt, aber nur unbrauchbare Ergebnisse erzielt. Lediglich die Suche nach dem Namen Njhugjr, den Dunja bei ihrem Zukunftsblick aufgefangen hatte, ergab wenigstens in Zamorras eigener Datenbank einen Treffer. Einer der Folianten, die sie ständig ins System einscannten, verriet ihnen, dass es sich um einen Dämon handelte. Eine Verbindung zur Quelle des Lebens war aber auch bei ihm nicht erkennbar.
Der Professor musste an Ansu Tanaar denken. Die Goldene von Lemuria. Deutete die lautmäßige Ähnlichkeit ihres Namens mit dem Begriff Sha'ktanar auf etwas Lemurisches hin? Warum hatte dann ausgerechnet er, dessen Vision von dem sagenhaften Kontinent gehandelt hatte, als Einziger nicht diesen Begriff empfangen?
Wie sie es auch drehten und wendeten, sie konnten keinen Sinn in dem Geschehen entdecken.
»Hort der Sha'ktanar«, murmelte Rhett immer wieder vor sich hin. »Je länger ich darüber nachdenke, desto bekannter kommt mir dieser Begriff vor.«
» Hort deutet auf einen Ort hin«, meinte Dylan. »Aber was zum Geier ist ein oder eine Sha'ktanar?«
Dunja stöhnte und sank auf die Knie. Sofort waren Dylan und Rhett bei ihr und stützten sie.
»Was ist mir dir?«
Die Unsterbliche gab keine Antwort. Ihre Lider standen weit offen, doch die Augen waren so nach oben verdreht, dass beinahe nur noch das Weiße zu sehen war.
»Ein epileptischer Anfall?«, fragte Dylan.
»Ich glaube eher, der Zukunftsblick «, entgegnete Rhett.
Ihr Leib zitterte, als stünde er unter Strom. Mit brüchiger Stimme stieß sie Worte aus, die niemand verstand. Waren es überhaupt Worte oder bloße bedeutungslose Laute?
Zamorra wollte sich aus dem Schreibtischstuhl erheben, doch seine Glieder schienen sich mit einem Mal in Blei verwandelt zu haben. Eine Müdigkeit, wie er sie noch nie erlebt hatte, bemächtigte sich seiner und riss ihn mit in einen tiefen, aber alles andere als traumlosen Schlaf.
***
»Rettung?«, echote Zamorra.
Der Mann, der sich als Merlin vorgestellt hatte, nickte. Obwohl seine jungen Augen vor Energie sprühten, wirkten sie, als blickten sie auf ein tausendjähriges Leben zurück. Der Magier trug eine weiße kapuzenlose Kutte mit einem breiten Gürtel, in dem eine goldene Sichel steckte. Sein flammend roter Umhang wies auf dem Rücken ein goldenes Pentagramm auf.
(Woher weiß ich das? Ich hab ihn gar nicht von hinten gesehen? Ist er wirklich ein Magier? Vielleicht liegt es daran, dass ich den alten Zausel seit Jahren kenne. Außerdem ist in Träumen alles möglich. Moment mal - träume ich etwa?)
»Rettung wovor?«
»Vor dem Erbfolger natürlich.«
Zamorra schüttelte den Kopf. Er blickte von einem Rebellen zum nächsten, dann sah er erneut Merlin an. »Wer bist du, dass du solch leichtfertige Reden führen kannst? Seit unzähligen Generationen geben gute Menschen ihr Leben, um genau dieses Ziel zu erreichen. Gerade erst habe ich fünf Männer dafür sterben sehen. Und plötzlich tauchst du hier auf und behauptest, du könntest uns retten?«
Das
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