0949 - Beherrscher der Tiere
hier tut, und die Sache draußen in der Milchstraße verbreitet! Mutoghman Scerp ist Arkonide, und es gibt genug Leute, die ihn nur ungern an der Spitze der GAVÖK sehen. Es gibt immer noch genug Mißtrauen zwischen den Völkern. Wenn die anderen jetzt erfahren, daß es zumindest einen arkonidischen Planeten gibt, auf dem man die alten Zeiten hochleben läßt mir wird schlecht, wenn ich an die Folgen denke!"
„Es ist halb so schlimm", tröstete Tekener. „Diese Leute hier darf man im Moment nicht nach normalen Maßstäben beurteilen. Sie sind verrückt vor Angst. Wenn sich alles aufgeklärt hat, werden sie sich in Grund und Boden schämen was ich ihnen allerdings auch gönne. Wir können nur eines tun: das finden, was die Tiere zu ihren Angriffen verleitet."
„Kihnmynden."
„Hoffen wir, daß er es ist."
6.
Sie überflogen die Randgebiete des Dschungels und sahen die Spuren der Zerstörung. Schon früher waren ihnen Schneisen aufgefallen, die in das Unterholz geschlagen waren und blind endeten. Jetzt wußten sie, wie diese Wege entstanden waren, und sie begriffen das ganze Ausmaß der Tragödie.
Eine ganze Stadt hatte sich gegen einen Einzelgänger gewandt und ihn vertrieben, ja, ihn genaugenommen vernichtet. Wahrscheinlich war schon damals ein gehöriges Maß an Hysterie im Spiel gewesen. Nach dem Brand in der Schlauboje mochte sich so mancher gefragt haben, warum er überhaupt mitgemacht hatte. Es war ein unfairer Kampf gewesen, in dem Kihnmynden niemals eine Chance besessen hatte. Dieses Bewußtsein erzeugte Schuldgefühle, und als dann die Tiere kamen, war jedermann sofort überzeugt, daß es Kihnmynden war, der sie schickte, um Rache zu nehmen. Das war ein so unheimlicher, bedrohlicher Gedanke, daß man sich mit einer Gewalt zur Wehr setzte, die in keinem Verhältnis mehr zu den Tatsachen stand. Es war ein Wunder, daß man nicht längst alle Berge rund um Gostabaar von allem Leben entblößt hatte.
„Diesmal bleiben wir näher an der Stadt", sagte Tekener. „Wenn Kihnmynden sich in diesen Bergen aufhält, dann dürfte er in der Nähe der Gipfel zu suchen sein. Dort oben ist der Dschungel nicht so dicht, und auch das Klima ist besser. Er ist ein alter Mann, der auf solche Dinge Rücksicht nehmen muß. Beim erstenmal, als uns diese Insekten überfielen, waren wir in der Nähe der Gipfelregion, beim zweitenmal auch. Vielleicht sind wir ihm dabei zu nahe gekommen. Er dürfte inzwischen mindestens so verrückt sein wie die Bürger von Gostabaar. Wenn wir nicht wenigstens am Anfang einen ausreichend großen Abstand zu ihm wahren, wird er vor lauter Haß und Angst gar nicht imstande sein, an Verhandlungen zu denken."
„Die Schneise dort führt ziemlich weit in den Dschungel", meinte Jennifer und deutete voraus. „Wenn wir an ihrem Ende landen können, sind wir vielleicht schon nahe genug heran."
Tekener nickte und folgte der schwarzgebrannten Spur. Weiter vorne war der Boden wieder mit frischen Pflanzen bewachsen, aber es gab keine höheren Bäume und Büsche. Offenbar hatte man diesen Weg schon einmal freigelegt, und das konnte höchstens ein halbes Jahr her sein die Pflanzen wuchsen mit rasanter Geschwindigkeit nach, wie sie von Ottarsk wußten.
„Platz genug hätten wir", murmelte Tekener. „Aber wir werden hier wohl kaum auf die richtigen Tiere treffen. Sieh dir diesen Geisterwald an."
Wie Gerippe ragten die Bäume auf. Der Boden unter ihren kahlen Wipfeln war mit einer graubraunen Masse bedeckt. Das war das, was vom Laub und den Blüten und überhaupt allen weichen Teilen, die es an den Bäumen gegeben hatte, übriggeblieben war, nachdem das Gift sie zerfressen hatte. Die Kadaver großer Tiere waren von oben deutlich zu sehen. Es war kein schöner Anblick, und sie waren froh, als neues Grün vor ihnen auftauchte.
„Hier versuchen wir es", sagte Tekener. „Halte dich fest, es wird ein bißchen wackelig werden."
Es gab keine Lichtung in dieser Gegend. Die Bäume standen zwar weit auseinander, aber ihre mächtigen Wipfel bildeten ein geschlossenes Dach. Da, wo das Gift das Laub beseitigt hatte, ließ sich das System leicht erkennen.
Tekener ließ den Gleiter sinken und suchte nach einer Stelle, an der die äußersten Äste mehrerer Baumwipfel aufeinandertrafen. Dort mußten die Zweige noch dünn genug sein, daß der Gleiter durchbrechen konnte. Bei näherem Hinsehen war es gar nicht schwierig, den richtigen Punkt ausfindig zu machen, denn die stärkeren Äste trugen nicht nur ihr
Weitere Kostenlose Bücher