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0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

Titel: 0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tochter bequem betreten konnte, was sie auch tat.
    Durch Zeichen machte ich ihr klar, welche beiden Hindernisse ich aus dem Weg geräumt hatte, und sie schüttelte nur den Kopf. Ich deutete ihr an, nahe der Tür stehenzubleiben, aber sie wollte nicht, denn sie blieb an meiner Seite.
    Zugleich sahen wir das leere Bett!
    Der Schreck packte uns beide. Ellen Bates öffnete den Mund, sie wollte schreien, und ich preßte ihr sofort die Hand auf die Lippen.
    Sie verdrehte die Augen, deutete mit einem Nicken allerdings an, daß sie begriffen hatte, deshalb gab ich sie frei.
    »Wo ist Marion?« flüsterte sie. »Das Fenster ist geschlossen. Sie kann doch nicht…«
    »Sie ist hier«, sagte ich ebenso leise.
    »Wo denn?«
    Ich hatte die Zwölfjährige bereits entdeckt. Auch wenn es unglaublich war, aber es stimmte.
    Marion Bates schwebte zwischen Bett und Decke!
    ***
    Nein, hier war kein David Copperfield am Werk, der durch seine genialen Tricks die Zuschauer zum Staunen brachte. Marion schwebte von allein in der Luft. Sie beherrschte plötzlich die Gabe der Levitation, und diese Szene erinnerte mich an den Film »Der Exorzist«, in dem das vom Teufel besessene Mädchen ebenfalls zwischen Bett und Decke geschwebt hatte.
    Ellen konnte nicht reden. Dieser unheimliche Vorgang hatte ihr die Sprache verschlagen. Sie stand neben mir wie eingefroren. Sie staunte, sie zitterte aber nicht, sie war zu keiner Reaktion fähig, ihr starrer Blick galt einzig und allein ihrer Tochter, die auf so ungewöhnliche Art und Weise ihr Bett verlassen hatte.
    Da auch wir beide nur sehr schwach atmeten und sich Marion ebenfalls zurückhielt, war es sehr still im Zimmer geworden. Ich gab Ellen durch ein Anlegen des Zeigefingers gegen meine Lippen zu verstehen, daß sie kein Wort sagen sollte. Mit der anderen zeigte ich an, wo sie am besten stehenblieb.
    Sie nickte zum Zeichen, daß sie verstanden hatte.
    Ich ging anschließend nach links, und zwar dorthin, wo an der Wand der ungewöhnliche Spiegel hing.
    War seine Fläche tatsächlich düsterer und geheimnisvoller geworden, oder kam es mir nur so vor?
    Ich konnte die Antwort nicht geben, es mochte auch an der Beleuchtung liegen, die den Spiegel nicht erreichte. Der hellere Rahmen hob sich deutlich ab, darin aber befand sich die dunkle Fläche wie ein finsterer, von einer Eiskruste bedeckter Teich, denn nichts auf der Fläche bewegte sich.
    Es war auch nicht einfach für mich, zu erkennen, ob sich mein Spiegelbild überhaupt dort abzeichnete. Vielleicht als Schatten, aber nicht als heller Fleck, wie es der Fall hätte sein müssen.
    Für mich stand fest, daß es eine Verbindung zwischen dem Spiegel und der schwebenden Marion Bates gab. Ich blickte noch einmal zu ihr hin und dachte daran, was passieren würde, wenn sie nach unten fiel.
    Sie würde genau auf das Bett fallen und nicht daneben, falls die Verbindung unterbrochen wurde.
    Das Kreuz hatte ich mir nicht mehr umgehängt. Es steckte noch in meiner Jackentasche, und ich holte es wieder hervor. Der Spiegel stand jetzt unter einem voll aktivierten magischen Einfluß. Ich war gespannt darauf, was geschehen würde, wenn ich mit der Kraft meines Kreuzes dort einbrach. Ich konnte ihn zerstören, aber auch einen Blick in seine Welt dahinter hineinwerfen. Es war alles möglich.
    »Was wollen Sie denn jetzt machen, Mr. Sinclair?«
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Ellen Bates stand da wie eine Figur auf der Stelle. Um ihre Augen herum leuchtete das Weiße. Ich sah es, als sie mich anstarrte.
    »Warten Sie es ab!« hauchte ich.
    »Was wird mit Marion?«
    »Ihr wird nichts passieren.«
    Sie hob die Schultern. Wie Ellen sah ich mir das Mädchen ebenfalls noch einmal an. Es hatte seinen Platz und auch seine Lage nicht verändert. Steif wie ein Brett stand oder schwebte sie über dem Bett, und es hatte sich auch für die Nacht noch nicht umgezogen, denn nach wie vor trug es das normale Kleid.
    Meine Hand verschwand in der Tasche. Die Finger berührten das Metall des Kreuzes. Ich krümmte sie, um den Talisman hervorzuholen. Es hatte die ganz normale Körperwärme, nicht mehr, aber mein Vorsatz wurde ad absurdum geführt, als ich das Seufzen hörte.
    Ich drehte mich.
    Nicht zu Ellen Bates hin, sondern zu ihrer Tochter, denn sie hatte diesen Laut abgegeben.
    Das Kreuz vergaß ich zunächst einmal, denn mir war klar, daß nun etwas passieren würde, das uns möglicherweise einen Schritt weiterbrachte.
    Den Körper bewegte das schwebende Mädchen nicht, als

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