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0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

Titel: 0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kind vor, das eigentlich glücklich ist, weil es – schon Kontakt mit seinem Vater gehabt hat. Oder immer in einem Kontakt stand.«
    »Möglicherweise durch den Spiegel?«
    »Was weiß ich?« flüsterte sie. »Es war jedenfalls alles sehr seltsam, wenn ich es mir überlege. Marion hat nie nach ihrem Vater gefragt, aber oft über ihn gesprochen. Heute kann ich sagen, daß es sich für mich anhörte, als bestände zwischen ihr und ihrem Vater trotz allem noch ein Kontakt – weit über die Trennung hinaus.«
    »Das vermute ich auch«, sagte ich. »Möglicherweise auf geistiger Ebene, die den Spiegel als Katalysator braucht, um den Kontakt herzustellen. Davon könnten wir ausgehen, und dort sollte ich den Hebel auch ansetzen.«
    »Meinen Sie? Aber wie wollen Sie das bewerkstelligen?«
    Ich deutete mit dem Zeigefinger auf die geschlossene Tür zu Marions Zimmer. »Der Spiegel ist wichtig. Wir haben erst einen kleinen Teil seines Geheimnisses gelüftet. Sie und ich hörten die Schreie. Es waren die Rufe einer Frau, eines Kindes, zumindest einer weiblichen Person, nicht die eines Mannes.«
    »Meinen Sie damit Tillman?«
    »Auf irgendeine Weise schon. Je mehr ich darüber nachdenke, um so größer wird meine Überzeugung, daß Marion und ihr Vater durch den Spiegel miteinander in Verbindung stehen. Wie auch immer, aber ich gehe davon aus. Und ich bin zudem der Meinung, daß er sie an seinen Geheimnissen hat teilhaben lassen. Marion weiß mehr, als sie zugibt. Davon bin ich überzeugt.«
    »Ohne Beweise, Mr. Sinclair?«
    »Die werden wir uns holen.«
    »Wo? Hier?«
    »Natürlich.« Ich stand auf. Die Frau verfolgte mich mit ihren Blicken und fragte dann: »Wollen Sie wieder zu Marion ins Zimmer?«
    »Ich will es versuchen, und ich rechne damit, daß sie eingeschlafen ist. Zumindest haben wir sie nicht gehört. Oder ist Ihnen etwas aufgefallen?«
    »Das nicht.«
    »Wunderbar.« Ich hatte die Tür erreicht und legte mein Ohr gegen das Holz. Danach konzentrierte ich mich auf die Geräusche in dem anderen Raum und hielt das freie Ohr zu.
    Es war nichts zu hören. Weder Marions noch Carolines Stimme, und das beruhigte mich etwas.
    Ich erklärte es auch Mrs. Bates, die tief durchatmete. »Ich möchte aber nicht behaupten, daß alles in Ordnung ist«, sagte sie.
    »Stimmt.«
    »Dann werden Sie trotzdem hineingehen?«
    »Ja, denn ich denke, daß diese Nacht und damit auch das Zimmer noch einige Überraschungen für uns bereit hält.«
    »Mir reicht es allerdings schon jetzt.«
    »Kann ich verstehen.« Während der Antwort hatte ich eine Hand auf die Klinke gelegt.
    Weder innen noch außen steckte ein Schlüssel, die Tür hatte nicht abgeschlossen werden können. Trotzdem bekam ich dicht hinter ihr den Widerstand zu spüren. Marion war raffiniert gewesen, sie mußte einen Gegenstand von innen direkt an die Tür gestellt haben.
    »Dieses kleine Biest«, murmelte ich.
    »Was meinen Sie?«
    Ich erklärte es Ellen, die nur den Kopf schüttelte und das Verhalten ihrer Tochter immer weniger begriff. Ich gab natürlich nicht auf und peilte durch den entstandenen Spalt.
    Es gibt Menschen, die auch im Hellen schlafen konnten. Zu ihnen gehörte Marion Bates glücklicherweise, denn sie hatte das Licht ihrer Schreibtischleuchte brennen lassen, aber es etwas heruntergedimmt, so daß ein Teil des Zimmers in einer schwachen, aber geheimnisvollen Helligkeit lag, die sich wie ein zarter Schleier ausgebreitet hatte.
    Ich gab etwas mehr Druck, rechnete auch damit, daß der Gegenstand hinter der Tür umkippte oder weggeschoben wurde, aber ich hörte nur ein leises Schaben. Für mich war es der Beweis, daß sich das Hindernis bewegte. Es war wohl einer der beiden Sessel.
    Dem Frieden traute ich trotzdem nicht und blieb sehr vorsichtig.
    Ich ließ den Spalt nur so breit wie möglich werden, so daß ich mich mit eingezogenem Bauch hindurchzwängen konnte und mich dazu noch bewegte wie ein Tänzer.
    Durch die Konzentration war ich schon ins Schwitzen geraten und stand endlich im Zimmer. Mein Blick galt der Tür auf dieser Seite.
    Himmel, was hatte ich ein Glück gehabt, denn auf der Sessellehne stand eine gläserne Vase auf der Kippe. Hätte ich die Tür und damit den Sessel noch weiter nach innen geschoben, wäre sie gefallen, denn sie bewegte sich leicht. Ich griff blitzschnell zu, nahm sie zwischen beide Hände und stellte sie ab. Dann erst stellte ich den Sessel an die andere Seite und öffnete die Tür so weit, daß Ellen Bates das Zimmer ihrer

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