095 - Das Ungeheuer von Loch Ness
ganz Platz genommen hatten. Ihm ging es darum, noch vor der Polizei die Stelle zu erreichen, wo das Monster an Land stolziert war.
„So, jetzt seid ihr dran", sagte Parker, als sie sich auf der Uferstraße befanden. Er schaute sich flüchtig nach Abi und Yoshi um.
„Das Loch-Ness-Monster soll in zwei Fällen Menschen angefallen haben", berichtete Yoshi. „In einem Fall soll es einen Touristen unter Wasser gezogen haben. Dafür gibt es zwei Augenzeugen."
„Wo ist das passiert?" fragte Coco.
„In der Nähe eines Imbißkiosks, nicht weit von Bunloit entfernt. In einem zweiten Fall stieg das Ungeheuer sogar an Land und überfiel einen Farmer. Was sich dort genau abgespielt hat, weiß man nicht. Der bewußte Farmer hat noch einen Schock."
„Und wo hat sich das ereignet?" fragte Jeff Parker dazwischen.
„Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, auch nicht weit von Bunloit entfernt."
„Und jetzt kommt der besondere Pfiff1', warf Abi ein. „Der Farmer transportierte Milch zu einer Sammelstelle. Neben dem Anhänger seines Traktors wurde eine große Milchlache entdeckt. Das könnte ein Hinweis sein."
Abi brauchte seinen Hinweis auf die Milch nicht näher zu erklären. Coco, Yoshi und er hatten ihre Erlebnisse mit der Todeswolke Luguris noch deutlic1,, vor Augen. Nach ihrer Ansicht bestand diese Todeswolke aus den Seelen ruheloser Toten. Die drei waren dem geballten Angriff des Bösen nur durch magischen Zauber entkommen. Dabei hatten bestimmte Beschwörungsrituale und eben Milch eine besondere Rolle gespielt.
Jeff Parker war von seinen Freunden informiert worden. Auch er wußte Bescheid.
„Wir scheinen auf der richtigen Spur zu sein", sagte er. „Könnte es sein, Coco, daß Luguri die Todeswolke in eine Art Loch-Ness-Monster umfunktioniert hat?"
„Dazu ist er ohne weiteres fähig", räumte Coco sofort ein und nickte. „Die Seelen sind für ihn gestaltbare Materie oder Energie."
„Luguri setzt auf keine schlechte Karte", überlegte Parker halblaut. „Er läßt das sagenhafte Monster Realität werden und Menschen anfallen. Ihr sollt mal erleben, wie schnell diese Nachrichten um die Erde gehen werden. Die Reporter werden sich überschlagen. Nessie war ja schon immer gut zu verkaufen. Angst und Grauen werden sich ausbreiten. Und darauf kommt es Luguri an. Er will demonstrieren, wie mächtig das Böse ist."
„Hat es vorher je solch ein Monster gegeben?" fragte Abi.
„Unsinn!" Jeff Parker lachte leise.
„Der Beweis für Nessies Existenz ist nie erbracht worden. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Erfindung cleverer Werbemanager."
„Die Tiefen der Erde und des Meeres bergen Geheimnisse, die wir Menschen nicht kennen." Yoshis Stimme klang beiläufig. „In meiner Heimat halten sich hartnäckig Gerüchte, Jeff. In der japanischen See sollen drachenähnliche Ungeheuer leben. Man will sie sogar schon gesehen haben."
„Clevere Werbefachleute gibt es auch bei euch in Japan." Jeff Parker winkte lässig und überlegen ab.
„Wenn hier am Loch Ness jetzt ein Monster aufgetaucht ist, kann es nur von Luguri erschaffen worden sein."
„Vorsicht!" rief Coco in diesem Moment und stemmte sich unwillkürlich mit ihren Füßen gegen das Bodenbrett des Rovers. Jeff Parker, der den Wagen um eine scharfe Kurve gelenkt hatte, bremste scharf ab und hielt unmittelbar vor zwei Menschen, die regungslos am Straßenrand lagen.
Sie stiegen alle aus, und Abi untersuchte die Toten.
„Nichts mehr zu machen", sagte er, während er sich aufrichtete. „Sie sind tot."
Coco wandte sich ab.
Jeff Parker rang mühsam um Selbstbeherrschung. Die beiden jungen Menschen hier am Straßenrand mußten von schrecklichen Zähnen zerfleischt worden sein.
„Was sollen wir tun?" fragte Abi wütend.
Der große, muskulöse Mann hätte am liebsten irgend jemanden angegriffen, um sich abzureagieren. „Hier sind Abdrücke im Asphalt zu sehen!" rief Yoshi, der ein Stück die Straße hinuntergegangen war. Coco und Jeff Parker eilten zu Yoshi hin, während Abi sich für das steil abfallende Ufer interessierte. Er ging in weitem Bogen um die beiden Toten herum und hielt sich an Sträuchern fest, als er zum See hinunterstieg.
„Das darf doch nicht wahr sein!"
Jeff Parker hatte den zierlichen Japaner erreicht und sah sich die Spuren im Asphalt an. Ein überdimensional großer Elefant schien sie in den Straßenbelag gestampft zu haben. Die Eindrücke reichten bis hinunter in den grobkörnigen Schotter.
Yoshi bückte sich und zeigte auf
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