095 - Rebellion der Regenwuermer
Nacht! Noch war keine Gefahr, aber wenn es dunkel wurde und die Ungeheuer aus ihren Verstecken schlüpften, dann …
Doch konnten die beiden Unheimlichen überhaupt ein Interesse haben, das Regenexperiment zu verhindern? Die Nässe bescherte doch die Würmer, und diese wiederum vermehrten die Vampire?
Dr. Laparouse fühlte das Blut in den Schläfen pochen, vor seinen Augen tanzten farbige Kreise. Es war zum Wahnsinnig werden. Nur nicht denken!
Mit langsamen Schritten ging er ein wenig zur Seite und blickte um sich.
Plötzlich erschrak er. Eine Gestalt stand vor ihm, wie aus dem Boden gewachsen, ohne daß er jemand hatte kommen sehen. Der Mediziner mußte erst ein paarmal die Augen schließen, denn er vermeinte zu träumen.
„Sie Patoux?“ stieß er endlich ungläubig hervor. „Sind Sie es wirklich, oder ist es auch nur Ihr Geist? Sie müßten doch im Lager im Bett liegen und …“
„Ich bin aber hier“, unterbrach ihn der andere sehr bestimmt. „Und das nicht ohne Grund. Wenn alles so läuft, wie es Legrand vorhat, bringen wir uns und das ganze Gebiet um Kopf und Kragen. Wir müssen schnell handeln, um seine Absichten zu durchkreuzen.“
„Wem sagen Sie das“, erwiderte Laparouse. „Ich bin mir darüber schon lange im klaren, nur ich weiß nicht, wie man es anfangen soll. Haben Sie eine Idee?“
Patoux nickte. „Deshalb bin ich ja hier. Sehen Sie, Pierre, hier in dem Berg hausen die beiden Vampire. Sie wurden geschaffen durch die Unheilswürmer und sind gleichzeitig deren Herren und Meister. Alle zusammen werden beherrscht von einem geheimnisvollen Obermeister, den der Satan persönlich erschaffen hat.“
„Legrand?“ versetzte der Arzt fragend.
„Ich glaube es nicht“, war die Antwort. „Wenn er überhaupt eine Rolle dabei spielt, dann auch nur eine untergeordnete. Doch das soll uns momentan nicht interessieren.
Wir müssen die beiden Unholde fassen, solange es Zeit ist. Wir müssen sie beseitigen, ehe sie beim Dämmern ihren Schlupfwinkel verlassen.“
„Sehr klug gesagt“, unterbrach der Mediziner. „Aber wissen Sie einen Weg? Und wie sollen wir sie überhaupt finden?“ Er machte eine weit ausholende Bewegung in die Umgebung.
Patoux faßte ihn bei der Hand. „Ich kenne den Platz und auch die Methode. Holen Sie rasch den Sand, den Sie heute nachmittag bei den Nomaden aufgesammelt haben. Er wird uns bei unserem Vorhaben helfen. Dann aber kommen Sie. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“
Ohne sich umzusehen, lief Dr. Laparouse zu dem Landrover und tastete nach dem Leinenbeutel. Zum Glück lag er noch an seinem Platz. Dann ging er schnell zurück. Dort, wo er Patoux getroffen hatte, waren sie durch einen Felsblock vor der Sicht der anderen geschützt. Laparouse sah sich suchend um und erschrak schon, denn Patoux war nirgends zu sehen. Doch Sekunden später stand der Meteorologe vor ihm. Er wies auf eine schwärzliche Öffnung, die Laparouse vorher nicht aufgefallen war, und die in der Wand rechts von ihnen gähnte.
„Dort hinein!“ Laparouse zögerte einen Augenblick. Patoux, der eben ganz makellos ausgesehen hatte, war jetzt wieder voller schwarzer Flecken. Ob er vielleicht auch schon ein Trugbild, eine lebende Leiche war? Denn wie war er hierhergekommen? Das grenzte doch ebenfalls an Zauberei. Aber andererseits hätte er als Vampir nicht am Tage …
Nun, es war jetzt einerlei, Dr. Laparouse war soweit, daß er sich nicht mehr gegen das Schicksal auflehnte. Außerdem, was blieb ihm anderes übrig? Es mußte gewagt werden. Kaum merklich zögernd folgte er dem Kollegen in den schwärzlichen Schlund. Er schloß sekundenlang die Augen und erflehte den Beistand Gottes.
Und es war sehr, sehr lange her, daß er das letzte mal gebetet hatte.
Sie gelangten in einen Stollen, der rasch niedriger wurde, so daß ein Mann von der Größe des Arztes sich bald bücken mußte, um vorwärtszukommen. Außerdem traten die Wände, die schwarz und fettig wie Steinkohle glänzten, so eng aneinander, daß man das Gefühl hatte, erdrückt zu werden. Als es nach ein paar Metern so finster wurde, daß man nicht mehr die Hand vor Augen sah, flammte ein Licht auf. Laparouse erschrak im ersten Moment, doch dann erkannte er, daß es nichts Gespenstisches war, sondern ausnahmsweise eine natürliche Ursache hatte. Dr. Patoux hatte eine kleine, aber starke Taschenlampe eingeschaltet, die er mitgenommen hatte.
„Wo sollen nun die beiden Bestien stecken?“ raunte Laparouse seinem Gefährten zu, und
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