095 - Rebellion der Regenwuermer
genarrt, ganz zweifellos. Laparouse fröstelte trotz der Sonnenglut, denn eine innere Stimme sagte ihm, daß die Erscheinung kein Trugbild gewesen war.
Kurz nach drei Uhr erreichten sie endlich ihr Lager wieder. Dr. Laparouse erwartete nichts Gutes, aber seine schlimmen Erwartungen sollten noch übertroffen werden. Das Lager war nämlich ausgestorben, und sehr bald stellte sich heraus, daß außer Farvieu nur noch Dr. Patoux anwesend war. Der Patient hatte das Bewußtsein wiedererlangt und fühlte sich verhältnismäßig wohl. Legrand war mit dem Rest der Leute zu der Abschußrampe aufgebrochen, um alles für eine neue Aktion fertigzumachen, die heute abend stattfinden sollte. Das schien dem Arzt in der augenblicklichen Situation sehr unvernünftig, aber es war ein kleiner Fisch im Vergleich zu der Tatsache, daß Molards Leiche verschwunden war.
Laparouse wurde trotz seiner Bräune totenbleich. „Also doch“, sagte er zu sich selbst. „Ich könnte mir auch vorstellen, wohin er sich geflüchtet hat. Es ist nicht auszudenken.“
Zusätzlich plagte ihn ein kleiner Riß im linken Unterarm, wo ihn das bösartige Kind der Harak Dada gekratzt hatte. Die Wunde schwoll an, wurde feuerrot und verursachte beträchtliche Schmerzen.
Laparouse wusch sich rasch, bestreute die Wunde mit Puder, und wenig später strich er noch eine heilende Salbe darauf. Dann war es Zeit zum Aufbruch.
„Wir müssen noch bei Tageslicht dort sein“, erklärte er. „Sonst garantiere ich für gar nichts. Das tue ich ohnehin nicht“, setzte er noch flüsternd hinzu.
Das Barabuich-Arazeff-Massiv war eine Basaltsteinerhebung von vielleicht knapp zwei Kilometern Länge und einigen hundert Metern Höhe. Es lag in der Übergangszone von der Wüste in die ehemalige Steppe, die allerdings durch die Trockenheit inzwischen auch wüstenartigen Charakter angenommen hatte.
Die Entfernung zum Lagerplatz betrug keine zwei Dutzend Kilometer. Die Fahrt hierher war nicht ganz so beschwerlich, da man einer Art provisorischer Piste folgen konnte, zumindest einer ausgeprägten Fahrspur. Angeblich sollte es sich um die Reste einer alten Straße nach Norden handeln, die früher auch von Karawanen benutzt wurde.
Längs des Weges wuchs da und dort spärliches frisches Grün, ansonsten war es schon wieder so trocken geworden, daß die Landrover selbst bei mäßigem Tempo dicke gelbliche Staubwolken hinter sich herzogen.
Laparouse betrachtete während der Fahrt über das holprige Land bald Moutier, der den Wagen lenkte, bald den vor ihnen liegenden Höhenzug, der wie ein Hahnenkamm in den Himmel ragte, bald seine eigenen Arme.
Die Beulen, die sich bei ihm als Folge der Würmerbisse gezeigt hatten, waren merkwürdigerweise fast völlig verschwunden, anders als bei Patoux, wo sie noch deutlich sichtbar waren, von Molard ganz zu schweigen. Ob es nur an den verabreichten Antibiotika und sonstigen Medikamenten lag, bezweifelte der Arzt sehr. Mehr Sorge bereitete ihm nun die Kratzwunde am linken Unterarm, die ihm das bösartige Kind der Harak Dada beigebracht hatte. Sie zog sich als blutiger eitriger Striemen an der Innenseite des Armes entlang und bereitete ihm beträchtliche Schmerzen. Besorgt betrachtete er den Oberarm und die Venen. Wenn es nur keine Blutvergiftung gab. Allerdings war er fast sicher, daß es sich hierbei nicht um den gewöhnlichen Kratzer eines gewöhnlichen Kindes handelte, sondern …
Er strich sich seufzend über die Stirn. War man wirklich schon so weit? Kein Wunder in Anbetracht dieser Vorkommnisse.
Der geheimnisvolle Sand, ach ja. Er tastete hinter sich und spürte den derben Leinenbeutel, in dem das Gefäß steckte. Sicherheitshalber hatte er das Ganze im Lager nochmals in einen Plastikbeutel gehüllt, damit es nur nicht naß wurde. Wenn er Glück hatte und seine Rechnung aufging, dann konnte er mit dem Würmer- und Vampir-Unwesen reinen Tisch machen. Allerdings bezweifelte er, daß es einfach sein würde.
„Haben Sie eine Ahnung, Moutier“, fragte er den Techniker, „warum wir eigentlich jetzt von dieser Rampe da auf der Höhe schießen? Die vorhergehenden Granaten wurden doch in der Ebene beim Lager abgefeuert?“
„Legrand meinte, die Position und der Winkel wären günstiger, wie ich hörte“, gab der Mann zurück und riß daß Steuer nach links, um einer tiefen Unebenheit auszuweichen. Die Furt begann nach einer weit ausholenden Biegung in das Massiv zu steigen.
„Das halte ich schlicht und einfach für Unsinn“, gab
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