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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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Aufmerksamkeit des Mediziners gefangen. Die Gestalt war womöglich noch schrecklicher als die des eben gesichteten Harak Dada-Monsters.
    Ein weißer Mann schwebte heran, fast unversehrt und doch seltsam maskenhaft, unwirklich wie ein Gespenst. Er wandte Laparouse den Kopf zu und lächelte satanisch, als wolle er das rächende Werk der Hölle auf sadistische Weise an ihm vollziehen.
    Michel Molard – oder vielmehr das, was von diesem sympathischen jungen Mann übriggeblieben war. Ein häßlicher, geifernder Vampir, eine willkürlich zusammengesetzte abstoßende Erscheinung verwester Leichenteile, wie künstlich konserviert. Die früher so unbekümmerten, lachenden Augen starrten wölfisch, kalt und tückisch, aus dem Mund wuchsen lange, gefährlich blinkende Zähne.
    Dr. Laparouse mußte für Augenblicke die Lider schließen, sonst hätte er sich übergeben müssen. Ein beißendes Ziehen und Ticken an seinem Unterarm riß ihn wieder hoch. Es war ihm, als bohre ein satanischer Chirurg mit riesigen stumpfen Instrumenten darin herum. Die Farbe hatte sich jetzt geändert, die Wunde leuchtete rubinrot, weißlicher Eiter tropfte heraus, und sie blinkte nun als rotes Warnlicht: hell – dunkel, hell – dunkel …
    Der Ausdruck im Gesicht des Molard-Vampirs wandelte sich jetzt blitzartig. Er wurde aggressiv und gierig. Zudem öffnete das Scheusal seine bisher halb auf dem Rücken verborgenen Hände, und bestialische sichelartige Klauen kamen zum Vorschein.
    Laparouse wollte zurückweichen, als die silberglänzenden Sicheln nach ihm faßten, aber der Laut blieb ihm in der Kehle stecken. Da ereignete sich plötzlich Unheimliches. Aus dem gurgelnden, tintigen Wasser schossen kleine rötliche Schlangen, Würmer, die in Bruchteilen von Sekunden größer wurden, armlang, schließlich meterlang. Schlangen mit gezackten Rückenkämmen, kleinen scharfkralligen Füßen und gewaltigen spitzzahnigen Mäulern.
    Der Molard-Vampir wich zurück, so wie es vorher auch der Harak-Dada-Dracula getan hatte.
    Die Schlangenwürmer fielen jetzt mit großer Wut über die beiden Vampire her, zu Dutzenden, nein, zu Hunderten waren sie da. Sie versuchten, Molard zu packen und zu beißen. Da ertönte ein schriller Pfiff, und man hörte ein Geräusch, so, als entwiche Luft aus einem aufgepumpten Gummiobjekt. Michel Molards Vampir-Erscheinung verschwand irgendwohin nach oben, wie der bewußte Geist aus der Flasche.
    Die aufgebrachten Würmer zischten und fiepten vor Wut und Enttäuschung, weil ihnen eine Beute entgangen war. Die Exemplare entstammten derselben Gattung, die heute nacht ins Zelt gekommen war, nur hatten sie den dreifachen Umfang, einer Krokodil-Invasion vergleichbar.
    Im nächsten Augenblick zerrten sie ihr neues Opfer hervor, den Harak-Dada-Vampir.
    Er hackte, biß und spuckte um sich, und viele der Würmer wurden von dem Wasser fortgespült, aufgerissen, zerfetzt, mit abgetrennten Köpfen. Aber das erhöhte nur die Wut der übrigen, die sich ständig vermehrten. Nur der Teufel wußte, welche Unterweltsgrotte sie pausenlos ausspie.
    Sie hingen in Knäueln an dem scheußlichen Unhold, wie eine kribbelnde, wimmelnde Masse, ein Hornissenschwarm auf einem faulenden Kürbis. Man konnte unter ihren zuckenden Leibern kaum mehr etwas von dem Vampir erkennen, man hörte nur sein röhrendes Brüllen, das schließlich in ein ersterbendes Röcheln überging.
    Es fand in dem zornigen Hecheln und Kreischen der Würmer und in ihrem gierigen Schmatzen eine Begleitmusik, die an Gräßlichkeit kaum zu überbieten war. Hätte Laparouse sich nicht in einem seelischen Ausnahmezustand befunden, wer weiß, ob er diesen Schock überlebt hätte.
    Endlich schien das Drama beendet, der Harak-Dada-Vampir vernichtet zu sein. Die Würmerflut wandte sich um und suchte neue Opfer. Laparouse gewahrte Patoux, auf den er die ganze Zeit nicht geachtet hatte. Ihm stürzten sich jetzt die bösartigen Reptilien entgegen.
    „Ich bin verloren!“ hörte der Arzt den Unglücklichen stöhnen, der jetzt wieder über und über mit dunklen Beulen bedeckt war.
    „Aber Sie können sich retten, Pierre! Sie haben den Halben Mond, er wird Ihnen ein sicherer Schutz sein! Dort hinaus durch den Abfluß!“
    Er wies noch mit letzter Kraft auf ein dunkles Loch, dann sank er unter dem Ansturm der Würmer mit einem Aufschrei zu Boden. Auch auf Laparouse stürzten Dutzende zu und wollten ihn angreifen, doch kurz vor ihm wichen sie zurück und schnellten sich herum, als schleudere sie eine

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