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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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faßte ihn bei der Schulter.
    „Geben Sie Ihren Sand her“, versetzte der andere und streckte die Hand nach dem Leinenbeutel aus. „Sie werden schon sehen.“
    Der Arzt begann zu begreifen, zumindest etwas zu ahnen. „Aha“, meinte er, „so wie ich das von den Schauergeschichten aus Europa kenne, soll man einen Vampir töten, indem man ihm einen angespitzten Holzpflock ins Herz stößt. Einem Nomaden-Regenwurm-Vampir kommt man also offenbar bei, indem man ihm Sand ins Gesicht wirft, der solche Miniatur-Würmchen enthält.“
    Doch seltsamerweise gab ihm Patoux gar keine Antwort, er schien vielmehr ganz mit seinen Gedanken beschäftigt und irgendwohin nach vorne zu lauschen. Laparouse hatte natürlich keine Ahnung, was vor ihnen lag und wie lang sich dieser Stollen noch hinzog. Dafür war ihm aber so, als grolle es im Erdreich wie bei einem sich anbahnenden Beben oder einem Vulkanausbruch. Schon wenige Augenblicke später gerieten die Steinkohlenwände in Bewegung, sie zitterten, als wollten sie zusammenbrechen. Sie zeigten auf einmal klaffende Risse, aus denen es zu zischen und zu tropfen begann. Ein Donnergepolter ließ den Arzt herumfahren. Hinter ihnen stürzte ein großer Brocken zu Boden. Laparouse packte den Meteorologen beim Arm.
    „Zurück, Patoux!“ brüllte er. „Das Labyrinth stürzt zusammen. Wir müssen raus, wenn wir nicht lebendig begraben werden wollen. Wenn wir es überhaupt noch schaffen! Sie haben sich verkalku …“
    Er kam nicht weiter. Er spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen weg sackte. Gleichzeitig schoß aus den berstenden Wänden Wasser in schäumenden Kaskaden, eiskaltes Wasser, dessen Strahlen sich ihm in die Haut bohrten wie feine Injektionsnadeln.
     

     

Dr. Laparouse war, als schwänden ihm die Sinne. Als er wieder zu sich kam, waren Stunden, Minuten oder auch nur Sekunden vergangen, er wußte es nicht. Er spürte nur, daß Dr. Patoux seinen Arm hielt, den Arm mit der schwärenden Wunde. Sie leuchtete hier auf einmal grell und grünlich auf wie ein phosphoreszierendes Mal. Die Männer waren von dunklem strudelndem Wasser umgeben. Sie mußten sich tief unter der Erde befinden, trotzdem war da eine Lichtquelle. Die Taschenlampe von Dr. Patoux konnte es nicht sein.
    Das Rauschen des Wassers brachte Dr. Laparouse völlig in die Wirklichkeit zurück. Wo war sein Sandbeutel? Himmel, wenn der Sand naß wurde! Die Würmer …
    Gerade wollte er seinen Kollegen fragen, als er ein zunächst verhaltenes, dann rasch anschwellendes Brüllen hörte. Es war wie das eines gereizten, hungrigen Löwen, aber mit einem Unterton, der alle Schrecknisse der Hölle offenbarte.
    Henri Patoux ergriff Laparouses verletzten Arm und hielt ihn in die Höhe. Die Kratzwunde wurde dunkelgrün und flimmerte wie ein zuckendes Reptil. Jetzt gewahrte der Arzt einen dunklen Schatten, und im nächsten Moment sprang ihnen ein gräßliches Wesen entgegen, das man unmöglich beschreiben konnte, der Wortschatz keiner Sprache hätte dazu ausgereicht. Die Harak Dada hatten bei Gott nicht übertrieben.
    Es war eine Art Drachen in Menschengestalt, mit geschupptem Schweif und unförmigen Klauen, die mit scharfen Krallen bewehrt waren. Das Gesicht erinnerte an das furchtbar entstellte Antlitz eines Farbigen. Weißlich umrandete Löcher klafften darin, wie von einem bösartigen Aussatz hineingefressen.
    Die Augenhöhlen waren leer, und aus ihnen züngelten wie bei einem Medusenhaupt kleine grünblaue Würmer, die Laparouse an diejenigen der vergangenen Nacht erinnerten.
    Das Schlimmste an der gräßlichen Erscheinung aber war ihr widerwärtiger Rachen, aus dem flammender und stinkiger Atem quoll, und der eine Reihe schrecklicher Fangzähne von verschiedener Länge freigab.
    Dieses Scheusal stürzte sich jetzt mit einem markerschütternden Brüllen auf Laparouse.
     

     
    Im nächsten Moment jedoch fuhr es mit einem schrillen Geheul, zurück. Die Armwunde des Arztes blinkte regelmäßig wie ein Verkehrslicht. Laparouse erwachte aus seiner Erstarrung, als er sah, daß Patoux plötzlich seinen Leinenbeutel in der Hand hatte. Der Meteorologe öffnete ihn und entleerte den Inhalt mit raschem Griff in das quirlende Wasser, das ihnen bis über die Knie ging.
    Der Arzt packte den Kollegen bei den Schultern. „Henri, sind Sie wahnsinnig?“ keuchte er. „Sie wissen doch, was Wasser jetzt bedeutet? Sie setzen mutwillig eine ganze Würmer-Armee frei!“
    Doch bevor Patoux antworten konnte, nahm eine neue Erscheinung die

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