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095 - Rebellion der Regenwuermer

095 - Rebellion der Regenwuermer

Titel: 095 - Rebellion der Regenwuermer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyril F. Toncer
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Laparouse zurück.
    Der Techniker zuckte die Schultern und konzentrierte sich völlig auf den Weg. In Serpentinen ging es bergan, mühselig, langsam, die Motoren röhrten ihr monotones Lied.
    ,Wieso sitzen wir dann da unten, wenn jetzt auf einmal von hier operiert wird?’ überlegte Laparouse. ‚Warum wurde das Lager nicht verlegt?’
    Dumme Frage. Am Lagerplatz war eine Wasserstelle erbohrt worden. Grundwasser wahrscheinlich, dessen Spiegel infolge der künstlich erzeugten Regenfälle gestiegen war. Hier oben gab es nichts. Aber ob das der alleinige Grund war? Was führte Legrand im Schilde?
    Der Arzt schüttelte den Kopf. Es war einfach zum Wahnsinnig werden. Schließlich war der Major doch nichts weiter als ein ehemaliger Berufssoldat, der für die Abwehr arbeitete und den man jetzt hier aus unerfindlichen Gründen zum Expeditionsleiter gemacht hatte. Er war doch kein Hexenmeister. Oder etwa doch? Was sollten diese merkwürdigen Vorkommnisse bedeuten, sein eigenartiges Benehmen, die Dinge, die Patoux wirklich oder angeblich gesehen hatte?
    Dr. Laparouse stöhnte und seufzte schwer. Wie immer man die Sache auch drehen und wenden wollte, es kam nichts dabei heraus, der Knoten entwirrte sich nicht, sondern wurde immer verschlungener. Es gab keine klare Linie, keine Logik oder Folgerichtigkeit in den Geschehnissen. Er mußte sich schließlich fragen, ob er überhaupt noch normal war, oder vielleicht einer Kette von Trugschlüssen und Sinnestäuschungen erlag, die ihm gar nicht vorhandene Dinge vorspiegelten. Immerhin, die Würmer waren dagewesen – oder vielleicht doch nicht? Molard war gestorben, seine Leiche verschwunden, aber Laparouse hätte sich nicht gewundert, wenn ihm der junge Assistent plötzlich quicklebendig entgegengekommen wäre.
    Jedoch nicht Molard, sondern Commandant Legrand stand vor ihm, kaum daß die Wagen oben hielten und er mit einem mühsam unterdrückten Fluch vom Sitz sprang. Legrand sah aus wie immer, hochgereckt und knochig in seiner ewig makellosen Khakimontur. Das Raubvogelgesicht mit den unheimlich durchbohrenden Augen war vorgeschoben wie in Bereitschaft, jeden Moment zuzustoßen.
    „Dr. Laparouse, gut, daß Sie endlich da sind!“ Seine Stimme hatte einen metallenen Klang und schnarrte unangenehm. „Was muß ich von Ihnen hören, und wo stecken Sie den ganzen Tag?“
    „Ich suche Sie meinerseits seit dem Morgen, mon Commandant“, versetzte Laparouse erregt, und er konnte nur mühsam den aufsteigenden Zorn unterdrücken. „Es war einmal der besorgniserregende Zustand von Molaid und Dr. Patoux, zum anderen der Besuch der beiden Nomaden, der dringend eine Aussprache mit Ihnen erfordert hätte. Sie aber waren nirgends zu finden und …“
    „Ich war den ganzen Morgen in meinem Zelt“, unterbrach ihn der Expeditionsleiter eisig. „Sie haben überhaupt keinen Versuch unternommen, mich zu konsultieren. Statt dessen kutschieren Sie mehr als einen halben Tag im Gelände herum und überlassen inzwischen die beiden Patienten ihrem Schicksal. Sie haben mit Sicherheit Molards Tod zu verantworten, Dr. Laparouse. Ich werde einen entsprechenden Bericht verfassen und alles Professor Julliard übergeben. Wenn wir zurück in Frankreich sind, werden Sie sich für Ihr pflichtvergessenes Verhalten verantworten müssen. Schon die Angehörigen des Toten werden Rechenschaft von Ihnen verlangen. Sie sind der Expeditionsarzt, Dr. Laparouse!“
    Unter normalen Umständen wäre Dr. Laparouse wahrscheinlich explodiert. Wer weiß, ob er den arroganten Burschen nicht ins Gesicht geschlagen hätte. Hier jedoch besaß er, vielleicht durch seine Verzweiflung, eine eiserne Ruhe und Selbstbeherrschung, die aber auch einer gewissen Schwäche entsprang. Laparouse war nahe daran, zu resignieren, weil er, statt weiterzukommen, immer tiefer im Dunkeln tappte.
    Daher antwortete er ganz ruhig. „Michel Molard ist an den Folgen der Würmerbisse gestorben, mon Commandant. Die Krankheitsursache von Patoux ist die gleiche, nur ist er aus vorderhand unerklärlichen Umständen dabei besser weggekommen. Und der Mann der Harak Dada-Nomaden, der jetzt angeblich als Vampir herum geistert, ist auch in diese Kategorie einzureihen. Ich bin sofort zu dem Nomadenstamm hinausgefahren, weil ich mich verpflichtet fühlte, der Sache an Ort und Stelle nachzugehen. Leider habe ich nicht viel erreicht. Aber wir wissen, daß der geheimnisvolle Geist von den Leuten verlangt, die bewässerten Zonen zu verlassen und in die Wüste zu gehen.

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