0950 - Visionen des Untergangs
menschliche Formen an!
Der Mann, der auf dem Boden landete, federte sportlich in den Knien ab. Professor Zamorra, wie er leibte und lebte, sah sich sichernd um! Er trug einen weißen Anzug und das obligatorische rote Hemd.
Asael war restlos zufrieden mit sich. Natürlich hatte die Welt Grenzen. Für die anderen allerdings nur, nicht für ihn. Ruhig ging er durch den Hof und lauschte in sich hinein. Mehr als ein paar dumpfe Impulse spürte er nicht mehr. Der Rest der M-Abwehr schien sich abwartend zu verhalten.
Ich habe es geahnt! Alles gewagt und alles gewonnen!
Asael stieß die Eingangstür auf und stieg durch das Treppenhaus in den ersten Stock, wo sich auf der Terrasse der Pool befand. Über einem Stuhl hängte der Drachenmantel. Der Dämon nahm ihn seelenruhig an sich, schlüpfte hinein und schaute, dass der Anzug darüber lag, um die Drachenhaut zu verbergen.
Gut fühlte sie sich an auf seiner Haut. Er spürte die unglaubliche Macht, die in ihr steckte.
Drachenmagie!
Asael ging zurück. Plötzlich bog Rhett Saris um die Ecke des Nordturms. Der Erbfolger hatte den Drachen gesucht und Asael hatte ihm ausweichen wollen. Nun kam es aber doch zur Begegnung mit dem Träger des Xuuhl-Bewusstseins.
»Hallo Zamorra«, sagte Rhett erstaunt. »Was machst du denn noch hier? Ich dachte, du bist mit der hässlichen Tussi weggefahren? Hab ich jetzt komplett einen an der Waffel?« Rhett kratzte sich am Kopf. »Wahrscheinlich. Du wirst's nicht glauben, aber ich hab grade einen Drachen über dem Château schweben sehen und dachte, dass Fooly wieder zurück ist. Aber das muss wohl so eine Art Halluzination gewesen sein. Auf jeden Fall ist der Drache nicht mehr da.«
»Ich musste noch mal zurück, weil ich was vergessen habe«, erwiderte Asael und grinste, wie er es bei Zamorra schon öfters gesehen hatte. »Bin schon wieder weg. Und sag nicht hässliche Tussi. Die Frau kann schließlich nichts für ihr Aussehen.«
»Ja, ja, schon klar. War ja nicht so gemeint.«
»Weiß ich doch. Und wo ist jetzt der Drache?«
Rhett winkte ab. »Ach was, vergiss es. Wahrscheinlich hab ich einfach 'ne Wolke in Drachenform gesehen und mich bluffen lassen.« Er seufzte schwer. »Da sieht man mal wieder, wie ich ihn vermisse. Ich wüsste schon gerne, wo er gerade ist und wie's ihm geht.«
»Ich auch. Wir werden's herausfinden, versprochen. Aber jetzt muss ich gehen. Pass gut auf deine Mutter und auf die Crentz, äh, ich meine Anka auf.«
Asael eilte weiter. Er verzichtete darauf, einen Mordversuch am Erbfolger zu unternehmen, denn daran waren schon ganz andere gescheitert und er musste Saris zudem erst noch genau studieren. Der Eindringling nahm nun den ganz normalen Ausgang über die Zugbrücke, denn die M-Abwehr des Châteaus war jetzt so gut wie erloschen.
Kurze Zeit später erhob sich erneut der Drache in die Lüfte.
Rhett, der ihn wiederum sah, glaubte, eine Art Mantel in dessen Krallen erkennen zu können.
»Ich krieg gleich die Krise«, flüsterte er. »Was geht da vor?«
***
Paris, 1965
»Hallo, mein Herz.« Laurent Bonnart setzte sich zu der hübschen schmalen Brünetten, die während ihrer Mittagspause in ihrem Lieblings-Straßencafé am Montparnasse auf ihn wartete - bereits 20 Minuten über die Zeit. Der Student lächelte gequält, setzte sich und küsste Françoise flüchtig auf den Mund. Wie immer würde sie nicht böse ob seiner Verspätung sein, denn die Verkäuferin liebte ihn sehr. Fast ein Jahr war er nun mit ihr zusammen und anfänglich war er ebenfalls verrückt nach ihr gewesen. Sie war so hungrig nach Sex wie er und hatte selbst seine ausgefallensten Wünsche befriedigt. Deswegen war er auch nicht mehr zu Loriks Partys gegangen.
Doch nun begann ihn Françoise zunehmend zu langweilen. Und seit sie neulich das erste Mal von Heirat gesprochen hatte, war Laurent klar, dass ihre Beziehung nicht mehr allzu lange dauern würde, auch wenn er so eine Art Zustimmung geheuchelt hatte. Er fand nur den geeigneten Zeitpunkt für den Absprung noch nicht.
Nun hatte ihn Françoise heute Morgen mit den geheimnisvollen Worten hierher bestellt, sie habe eine Überraschung für ihn. Er rätselte seither, was das wohl für eine Überraschung sein mochte. Die liebste und bequemste wäre ihm gewesen, sie teilte ihm nun gleich mit, dass sie einen anderen hätte und er sich verpissen könne. Doch wenn er sich die beiden Gläser und den teuren Champagner betrachtete, der in einem Eiskübel auf dem Tisch stand, hielt er seinen Wunsch
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