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0950 - Visionen des Untergangs

0950 - Visionen des Untergangs

Titel: 0950 - Visionen des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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auszugraben. Das ist in der Türkei, ich war auch schon mal da. Ihrem Spürsinn ist es wohl zu verdanken, dass man bedeutende Keilschrifttafeln gefunden hat. Und zwar an einer ganz anderen Stelle, als alle vermutet haben. Hm, klingt interessant. Auch einige andere Dinge hat Ihre Mutter ›mit archäologischem Spürsinn‹, wie's hier so schön heißt, ausgegraben. Scheint ein echtes Trüffelschwein gewesen zu sein. Ihre Fähigkeiten haben ihr dann verschiedene Leitungsfunktionen eingetragen. Sie war sogar zwei Jahre lang, bis zu ihrem Tod, Vizedirektorin der DAG.«
    Viel mehr war allerdings nicht herauszubekommen. Celine schlief sechs Stunden am Stück in einem der Gästezimmer, dann machte sich der Professor mit ihr auf den Weg nach Paris. Celine wohnte im Vorort Clichy-sous-Bois in einer kleinen Wohnung, die so unscheinbar wie sie selbst war. Insgesamt sieben Kisten standen in dem Kellerverschlag, der zu Celines Haushalt gehörte. Die Studentin öffnete sie mit deutlichem Widerwillen, wollte das dann aber doch nicht Zamorra überlassen.
    Die Beiden förderten allen möglichen Krimskrams zutage, Nippesfiguren aus Porzellan, Lampen, aber auch Ordner mit Schreiben, Urkunden, einem persönlichen Brief, den Celine aber um nichts in der Welt lesen wollte und so tat es auch Zamorra nicht - und ein Tagebuch.
    »Das ist natürlich höchst interessant. Darf ich es anschauen?« Celine erlaubte es ihm. Während er es sich in ihrem kleinen Garten in einem äußerst unbequemen Sessel einigermaßen bequem zu machen versuchte und sich in das Tagebuch vertiefte, ging Celine erst einmal einkaufen. Bald schon pfiff Zamorra leise durch die Zähne. »Gibt's ja nicht«, murmelte er.
    »Was gibt's nicht«, fragte Celine, die zurück und nun mit Lüften und Staubwischen beschäftigt war, dabei aber immer schaute, dass sie sich in Zamorras Nähe aufhalten konnte.
    »Kurz zusammengefasst: Ihre Mutter war tatsächlich in hohem Maß außersinnlich begabt, so, wie ich's bereits vermutet habe. Diese Veranlagungen vererben sich oft über Generationen. Nicht nur Sie haben diese Begabung, Celine, auch Ihr Großvater hatte sie wohl ganz stark, wenn man dem glauben darf, was hier so steht. Das tun wir jetzt einfach mal. Ihre Mutter scheint das gewusst zu haben. Sie hat nämlich ihre Begabung benutzt, um mit Ihrem toten Großvater in Kontakt zu treten. Der sollte ihr sagen, wo sich die Keilschriften und wichtige historische Stätten befinden. Und er hat ihr tatsächlich geholfen. Wow. Ist ja echt Hammer. Ich korrigiere mich: Ihre Mutter war also mitnichten ein Trüffelschwein. Sie hat ihre Sensationen mit jenseitiger Hilfe geschafft. Außersinnliche Archäologie sozusagen.«
    Celine schüttelte sich plötzlich. »Ich hab Gänsehaut am ganzen Körper«, sagte sie leise. »Sie war also ein Medium oder so was? Wissen Sie, dass das echt unheimlich für mich ist? Wie soll ich da heute Nacht noch einschlafen, wenn ich einsam in meinem Bett liege und ins Dunkle starren muss? Vor allem, wenn ich dran denke, dass ich das auch habe.«
    Falls das heißen soll, ich soll mich zu dir legen, dann vergiss es gleich mal wieder.
    »Aha, da fällt mir gerade was auf, monsieur le professeur . Meine Mutter hat also ihren Vater sehr wohl gekannt. Sie hätte ihn doch sonst kaum kontaktieren können, oder? Sie hat mir also sogar meine Großeltern vorenthalten. Dafür hasse ich sie noch mehr. Warum macht eine Mutter so was? Können Sie mir das sagen?«
    »Nein«, murmelte Zamorra. »Dazu bin ich mit der Psyche Ihrer Mutter zu wenig vertraut.«
    »Schreibt sie, wie mein Großvater hieß?«
    »Nein, eben nicht, das ist ja das Verflixte. Sie redet immer nur von ›meinem Vater‹ oder ähnlichen Synonymen. Kann es sein, dass sie uns noch aus dem Jenseits heraus ärgern will?«
    »Das würde ihr ähnlich sehen.«
    Zamorra grinste. »Möglich. Aber sie kann unmöglich gewusst haben, dass wir einst hier sitzen und nach dem Namen suchen würden. Das möchte ich zu ihrer Ehrenrettung nur mal gesagt haben.« Schlagartig wurde er wieder ernst. »Ich habe da so eine Idee, Celine. Eigentlich ist es nur die Idee einer Idee. Ich meine, vielleicht bestünde ja die Möglichkeit, Ihre Mutter direkt zu befragen.«
    Celine Henry starrte ihn misstrauisch an und stellte die Gießkanne auf dem Boden ab. »Wie genau meinen Sie das, monsieur le professeur ?«
    »Nun, wie wir bereits festgestellt haben, besitzen Sie ebenfalls die Veranlagung zum Medium. Nur mal so ins Blaue hinein fantasiert: Wenn

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