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0950 - Visionen des Untergangs

0950 - Visionen des Untergangs

Titel: 0950 - Visionen des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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eher für eine Illusion.
    Françoise roch betörend, das musste er zugeben. Sie schenkte den Champagner in die Gläser. Dann legte sie ihre Hand auf seinen Unterarm und lächelte ihn glücklich an. »Weißt du was, Laurent? Du wirst Papa. Ich gratuliere dir ganz herzlich.«
    Für Laurent Bonnart brach in diesem Moment eine ganze Welt zusammen. Er spürte ziehenden Schmerz im Magen und eine nie gekannte Schwäche in den Beinen. »Papa? Ist das… ganz sicher? Ich meine… du bist schwanger?«
    »Ja, ganz sicher, natürlich.« Sie nahm seine Hand und legte sie an ihre Wange. Ihre großen braunen Augen funkelten. »Freust du dich?«
    »Ja, natürlich, das… ist…«
    ... die größte Scheiße, die ich mir vorstellen kann.
    »… so überwältigend. Ich weiß gar nicht… was ich äh, sagen soll. Toll, ja, wirklich.«
    Kellner, hol mir das größte Tranchiermesser aus der Küche, dann kann ich's gleich hier wegmachen.
    Françoise gab ihm ein Glas. Er zitterte so sehr, dass er die Hälfte verschüttete. »Ich bin so überwältigt«, murmelte er, brachte aber nicht mal ein unechtes Lächeln zustande.
    »Jetzt werden wir eine richtige Familie sein, mein Laurent«, legte Françoise nach. »Und ich denke, dass wir heiraten sollten, bevor unser Goldschatz auf die Welt kommt.«
    Bonnart nickte wie betäubt. Die Welt um ihn her schien mit einem Mal nur noch eine sich langsam drehende, irreale Kulisse zu sein. Sie redeten noch einige belanglose, unsinnige Dinge, bevor Françoise wieder zur Arbeit musste. Bonnart fuhr mit der Metro ins Quartier latin zurück. Am liebsten wäre er gar nicht mehr ausgestiegen, sondern nur noch hin und her gefahren, hin und her. Seine Gedanken jagten sich. Was um alles in der Welt sollte er jetzt nur tun?
    Wie habe ich Blödmann nur annehmen können, sie würde weiterhin die Pille nehmen, nachdem sie mir was von Heiraten vorgelallt hat? Das hat sie mit Absicht gemacht, damit ja nichts schief geht. Was mach ich denn jetzt bloß?
    Laurent Bonnart entschied sich doch zum Aussteigen. Als er wie ein Häuflein Elend über den Campus ging, sah er Zamorra de Montagne in der Parapsychologischen Fakultät verschwinden. Zamorra bemerkte ihn ebenfalls und hob kurz die Hand. Das war's dann auch schon. Der Adlige war bis vor einem Jahr einer seiner besten Kumpel gewesen. Dann hatte sich Bonnart mit ihm in die Wolle bekommen, weil ihm Zamorra Sexsucht vorgeworfen und dringend eine Therapie empfohlen hatte. Seither hielt sich Bonnart auf Distanz, wollte nur noch das Nötigste mit diesem überheblichen Schwein zu tun haben. Der musste sich gerade aufplustern, wo er doch selber genug Affären hatte und auch schon bei einer Masken-Party dabei gewesen war.
    Plötzlich kam Lorik Cana um die Ecke. Es schien, als habe er Bonnart abgepasst.
    »Hallo Laurent, schon länger nicht mehr gesehen. Du siehst schlecht aus. Hast du etwa Probleme?«
    »Nein, ich habe keine Probleme. Was sollte ich für Probleme haben?«
    »Warum denn so heftig, mein lieber Laurent?« Cana legte seinen Arm um Bonnarts Schultern, was dieser widerwillig geschehen ließ. »Komm, lass uns ein bisschen spazieren gehen. Weißt du, ich bedaure es sehr, dass du nicht mehr zu unseren Partys kommst. Schade, wirklich. Diese… Françoise, oder wie sie heißt, muss ja wirklich ein heißer Ofen sein, dass sie dich so für sich vereinnahmen kann. Willst du sie nicht mal zu einer Party mitbringen? Ich glaube, sie wäre die neue Attraktion.«
    Cana blieb abrupt stehen, rieb sich das Kinn und schaute Bonnart nachdenklich an. »Aber nein, ich Blödmann, das geht ja nicht. Sie ist ja schwanger. Und Schwangere können wir da nicht gebrauchen.«
    Bonnarts Augen wurden groß. »Du - du weißt das? Woher? Ich meine… du - du kennst doch Françoise überhaupt nicht. Oder?«
    »Nein, in der Tat. Aber ich weiß alles. Auch, wie es dir im Moment geht. Du möchtest die liebe Françoise am liebsten umbringen und das Balg gleich mit.«
    Bonnart starrte ihn sprachlos an. Cana packte ihn an den Oberarmen und rüttelte ihn. »Ja, das weiß ich und noch viel mehr. Eigentlich weiß ich alles, verstehst du? Und ich möchte dir ein Angebot machen, Laurent, schließlich bist du ein alter Freund.«
    »Was denn für ein Angebot?«
    »Eines, das du nicht ablehnen kannst. Siehst du, ich weiß, dass dich Françoise nur noch langweilt. Und jetzt sollst du sie und das Balg, das du nicht willst, ein Leben lang versorgen? Nein, Laurent, dafür bist du nicht gemacht, du bist zu Höherem berufen.

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