0950 - Visionen des Untergangs
biccccccchhhhhh…
Die Verbindung wurde mit einem Schlag undeutlich. Die Worte der Toten zogen sich zuerst wie Gummi auseinander, dann wurden sie von einem Rauschen überlagert. Es war, als versuche sich etwas anderes hereinzudrängen. Und es kam durch! Aus dem Raschen glaubte Zamorra plötzlich die Wortfragmente bin's… Mehandor… Loh… herauszuhören, neben dem Ektoplasmakörper bildete sich plötzlich ein düsteres, schwarzes Feld!
Ein Höllentor!
Zamorra nahm ein silbernes Flirren darin wahr, das aus den Tiefen der Schwärze kam und schnell größer wurde. Dahinter befand sich aber etwas ungleich Größeres, Mächtigeres!
Und es materialisierte!
***
Château Montagne
Oh, was habe ich bloß für ein Glück , dachte Asael, der nach dem Coup in Caermardhin keinerlei Zeit verlor. Der Meister des Übersinnlichen verlässt sein Schloss. Wo will er denn hin mit dieser Schönheit? Egal. Das erleichtert mir die Sache auf jeden Fall ganz enorm…
Kurze Zeit darauf stieg ein mächtiger Drache über die schroffen Felsen hoch in den Nachmittagshimmel über Château Montagne. Das riesige Schloss lag friedlich in der Sonne. Asael, der absichtlich diese Gestalt angenommen hatte, um den Erbfolger ein wenig aufzuscheuchen, den er auf der Terrasse neben dem Pool ausmachte, drehte einige Runden über dem Gemäuer, das uralte und moderne Teile in sich vereinigte. Tatsächlich reagierte Rhett Saris, stieg aus dem Wasser, schaute herauf und winkte dann plötzlich heftig.
»Fooly! Bist du das?«, hörte Asael eine aufgeregte Stimme. Dann winkte Rhett Saris heftig mit den Armen.
Noch nicht, Erbfolger, noch nicht. Noch hast du ein wenig Zeit. Genieße das bisschen Leben, das dir noch bleibt, genieße es…
Der Drache drehte ab, flog aus dem Blickfeld des Erbfolgers und sank tiefer. Angstwellen durchfluteten Asael, denn er spürte die weißmagische Barriere schnell näher kommen. Unheimliche, gewaltige Kräfte begannen an ihm zu zerren. Kräfte, die ihn zerstören konnten, denen er nichts entgegenzusetzen hatte. Auch die allerstärksten Dämonen konnten diese tobende Hölle weißmagischer Gewalten nicht überwinden, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Er wollte eine dieser Ausnahmen sein.
Denn er spürte, dass er etwas Besonderes an sich hatte! Etwas, das ihn befähigen würde, den Schutzwall zu durchdringen.
Aber sicher war er nicht.
Asael spürte, wie sich sein Geist zu verwirren begann, wie sich die weiße Flut immer machtvoller in seine finstere Welt drängte. All seine Instinkte schrien, sofort umzukehren, so schnell wie möglich zu flüchten. Doch er war Asael, der mächtigste Dämon, den die Welt je gesehen hatte.
Nichts konnte ihn aufhalten, nichts!
Der Gnom schrie grässlich. Er mobilisierte all seine magischen Kräfte, mit denen er sich in Lucifuge Rofocales Badesee aufgeladen hatte. Mit einem schwarzen Schutzschild gelang es ihm, die weiße Flut, die ihn orientierungslos hatte taumeln lassen, für wenige Momente zurückzudrängen. Das reichte ihm. Dort unten. Dort war eines der weißmagischen Zeichen, die diesen furchtbaren Wall bildeten.
Der Drache schrumpfte rasend schnell auf die Größe des magischen Zeichens, das seitlich an der Burgmauer angebracht war. Gleichzeitig veränderte er seine Form, verzog sich, wurde zu einem pentagrammähnlichen Stern.
Dieser Stern besaß nicht nur die Größe, sondern auch exakt die Form des Schutzzeichens. Während er sich dem Zeichen annäherte, drehte er sich so, dass er genau deckungsgleich lag.
Kontakt!
Stern und Kreidezeichen lagen aufeinander - und verschmolzen. Es sah aus, als sinke der fliegende Stern in das Kreidezeichen ein.
Asael brüllte vor schierer Panik. Für einen Moment durchdrang ihn grellweißes Licht mit zerstörerischer Macht, zerriss ihn in Milliarden Einzelteile - und zerstörte ihn doch nicht. Der Gnom bekam mit einem Schlag sein Denken wieder zurück. Triumphierend brüllte er auf. Ein Gedankenbefehl genügte, um dem magischen Zeichen, das er jetzt war, eine geringfügig andere Form zu geben. Das reichte. Sofort verlor die raffiniert ausgeklügelte M-Abwehr des Châteaus, die durch die magischen Kreidezeichen kunstvoll verwoben war, ihre Kraft und brach in diesem Teil des Schlosses völlig zusammen.
In diesem Moment erschien das Kreidepentagramm wie von Geisterhand auf der Innenseite der Schlossmauer, löste sich davon und fiel in den Schlosshof hinab. Noch während des Fallens verformte sich das Zeichen, zog sich in die Länge und nahm
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