0952 - Die Höhlen der Ringwelt
war, als sprächen sie durch das Schattenwesen, das sie offenbar mit Canjot identifizierten.
Sarder begann zu begreifen, warum die Buruhner Canjot niemals vergessen hatten. Die Memory-Anlage, zweifellos ein Geschenk von Armadan von Harpoon, sorgte bei derartigen Anlässen immer wieder für eine Auffrischung des Gedächtnisses aller Buruhner.
„Diese Projektion", sagte Arx kaum hörbar. „Sie stellt den-längst verstorbenen Canjot dar!"
„Ja", stimmte Sarder zu. „Doch still jetzt."
Er ahnte, daß alle hier versammelten Buruhner in diesem Augenblick Canjot waren. In einem geistigen Kraftakt ohnegleichen bildeten sie aus der Memory-Anlage heraus die Canjot-Projektion. Das, was vor vielen Millionen Metamorphosen geschehen war, wurde wieder lebendig.
Die Stimmen der Buruhner drohten Sarder einzuschläfern. Er riß sich gewaltsam von ihrer Wirkung los und konzentrierte sich auf den Translator. Während er auf die Ubersetzung des Geräts hörte, überlegte er, wer da eigentlich redete - die vielen tausend Buruhner oder diese Schattengestalt, die Canjot darstellen sollte.
Und allmählich nahm in seinem Bewußtsein eine Geschichte aus ferner Vergangenheit Gestalt an.
7.
Die Geschichte der Canjot-Projektion: Sie trafen sich im Trümmerring um Skuurduhrs-Buhruhn, und allein das ließ Canjot ahnen, daß es eine dramatische Begegnung sein würde - eine endgültige. In den letzten Jahren waren die Treffen mit Armadan von Harpoon immer seltener geworden, und der Ritter der Tiefe hatte dabei einen müden und zerstreuten Eindruck gemacht. Für Canjot war die Erfahrung, daß sich der Ritter physisch ebenso von ihm zu trennen begann wie psychisch, ungemein schmerzlich. Seine Verbindung mit Armadan von Harpoon war niemals eine vollkommene gewesen, denn er hatte den Ritter niemals von Angesicht zu Angesicht zu sehen bekommen. Trotzdem hatte ihn seine Aufgabe als Orbiter stets mit großer Zufriedenheit erfüllt. Aus Bemerkungen, die Armadan von Harpoon im Verlauf ihrer letzten Zusammenkünfte gemacht hatte, konnte der Buruhner schließen, daß der Wächterorden immer größere Verluste hatte hinnehmen müssen. Canjot war nicht sicher, aber er befürchtete, daß es bestenfalls noch ein halbes Dutzend Ritter der Tiefe gab. Einer von ihnen war Armadan von Harpoon. Andere Ritter, die Armadan von Harpoon schon namentlich genannt hatte, waren Tarvon von Barrynnos und Igsorian von Veylt.
Es stand außer Frage, daß der Ritter überlastet war. Er kämpfte an mehreren Fronten und hatte zu diesem Zweck mehrere Orbiter in verschiedenen Gebieten des Universums rekrutiert. Die Tatsache, daß Armadan von Harpoon zu mehreren Orbitern Beziehungen unterhielt (gezwungenermaßen, wie Canjot leicht einsehen konnte), verhinderte einen innigen Zusammenschluß mit einem seiner Helfer.
Canjot erinnerte sich an den Beginn seiner Zusammenarbeit mit Armadan von Harpoon.
„Wenn du denkst wie ich, und wenn du handelst wie ich, wirst du mich von Angesicht zu Angesicht sehen", hatte der Ritter der Tiefe seinem neuangeworbenen Orbiter erklärt.
Damals war Armadan von Harpoon noch voller Kraft und Zuversicht gewesen. Sein großer Sieg über die Horden von Garbesch lag noch nicht allzu lange zurück. Bei der Vertreibung der Garbeschianer hatte der Ritter noch einen lazartischen Orbiter namens Grenodart besessen.
Canjot war mit der LEGUE, einer raumschiffsähnlichen Konstruktion aus fünfdimensional orientierter Formenergie, auf einem Trümmerbrocken gelandet und wartete auf das Eintreffen des Ritters. Die LEGUE bezog ihre Energien mit Hilfe eines Hyperraumzapfers, der die an Bord ankommenden Kräfte mit Hilfe eines Trafitron-Wandlers nutzbar machte. Auf diese Weise konnte Canjot bis zu einem gewissen Umfang darüber entscheiden, welche Größe und Form die LEGUE bei den jeweiligen Einsätzen haben sollte. Nun war sie eine zehn Meter lange und drei Meter dicke Spindel, die zwischen den schroffen Felsen lag.
Canjot sah der bevorstehenden Ankunft des Ritters mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits war er ungeduldig, Armadan von Harpoon endlich wieder sprechen zu hören, andererseits hätte er das Treffen gerne aufgeschoben, weil er den damit verbundenen endgültigen Abschied vorausahnte.
„Vielleicht kommt er nicht", wandte Canjot sich an Zeidik, den weißhäutigen Andrioden des Ritters. „Es ist möglich, daß er verhindert wurde."
Zeidik machte eine Geste, als wollte er damit- die Worte des Buruhners auslöschen.
„Ein Ritter gibt
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