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0953 - Der Fluch von Eden

0953 - Der Fluch von Eden

Titel: 0953 - Der Fluch von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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talwärts.
    Nikolaus wurde von den Mönchen der Abtei empfangen. Sie waren seinem Unternehmen wohlgesonnen und hatten die Bevölkerung des Ortes schon vor der Ankunft des Zuges aufgefordert, die »Kinder Gottes« zu unterstützen, wo immer es ging. Deren Ruf war ihnen längst vorausgeeilt, und auch drüben, auf italienischer Seite, wusste man schon von ihrem baldigen Kommen.
    »Gott ist mit uns«, lachte Nikolaus seinen »Jüngern« zu, als er reich beschenkt mit Nahrung für Leib und Seele aus der Abtei zu ihnen zurückkehrte. Sogar eine dicke, schwere Bibel hatte man ihm mitgegeben, die er fortan auf all seinen Wegen mit sich schleppte und Nele oft abends, wenn sie rasteten, daraus vorlas - zuerst ihr allein oder zusammen mit Julius, nach und nach aber einer gewaltigen Menge, die ihm wie einem Prediger lauschte.
    Er freute sich daran.
    Sie ließen das Gebirge hinter sich, gedachten bei jedem Gebet auch derer, die es nicht geschafft hatten, und gelangten über Piacenza schließlich nach Genua, wo sie am 25. August mit siebentausend Anhängern eintrafen.
    Hier, so hatte Nikolaus versprochen, wollte er das Wunder wirken - im Einklang mit Gott.
    Das Wunder, das sie trockenen Fußes ins gelobte Land bringen sollte.
    Und hier erfuhren sie am eigenen Leib, dass der große Widersacher ihres Gottes zwar lange geschwiegen hatte, nun aber umso brutaler in das Geschick der Gläubigen eingriff.
    Das Böse griff nach den kindlichen Kreuzfahrern.
    Genua wurde zum Wendepunkt ihrer Leben.
    ***
    Das Meer wurde zur Klippe, an der Nikolaus' hochfliegende Träume erbarmungslos zerschellten.
    Das Meer wiedersetzte sich der Kraft, die ein Wunder unbedingt wollte .
    Es teilte sich nicht. Und Nele war darüber ebenso erschüttert wie Nikolaus und die Heerscharen derer, die ihm unter größten Entbehrungen bis hierher gefolgt waren. Hohn und Spott ergoss sich aus den Reihen der Zuschauer, die dem Spektakel beiwohnten, über den Tross, als klar wurde, dass die Wasser »Gottes Kinder« ignorierten. Mochte Moses beim Auszug der Israeliten das Meer geteilt haben - Nikolaus schaffte dergleichen nicht. Nicht einmal eine schmale Furt bildete sich vor ihm, als er so am Strand stand und sein Gebet zum Himmel schickte, mit dem er Gott das Zeichen geben wollte, zu beginnen .
    Das Einzige, was begann, war Schimpf und Schande, die auf sie niederprasselten - und schnell fand die Häme der Genueser ihren Widerhall in den Reihen der Wallfahrer.
    Das Ausbleiben des versprochenen Wunders ließ viele Kinder sich schlagartig gegen Nikolaus wenden. Die meisten wandten sich nur enttäuscht ab, aber manch einer drohte dem Jüngling auch Prügel oder Ärgeres an.
    Nele war bei alldem stets an seiner Seite - und noch nicht in der Lage, die eigenen Empfindungen und Gedanken zum Scheitern zu ordnen.
    Julius rannte mit hochrotem Kopf und geballten Fäusten stadteinwärts. Nele wollte ihm nach, aber dann blieb sie doch bei Nikolaus und hoffte, dass Julius sich beruhigen und von allein zurückkehren würde.
    Ihre Liebe zu Nikolaus war ungebrochen, und fast kam es ihr so vor, als wäre da eine diffuse Erleichterung in ihr, seid klar war, dass ihre beschwerliche Reise hier endete - zumindest so lange, bis sie sich zur Heimkehr entschieden.
    Doch hatten sie das überhaupt, ein Heim? War Köln ihre Heimat? Nicht mehr, entschied Nele, doch sie war auch unfähig, ein anderes Ziel für sich und Nikolaus - und Julius - zu formulieren.
    Vielleicht morgen, wenn sie darüber geschlafen hatte, vielleicht wenn »Ich gebe nicht auf! Ich werde mit den Genuesern verhandeln!«, schnitt Nikolaus' Stimme in ihre Gedanken. So, wie er jetzt klang, hatte er noch nie geklungen.
    » Worüber willst du mit ihnen verhandeln?«
    »Über Schiffe. Schiffe, die uns übers Meer bringen. Ich kann jetzt nicht aufgeben. Gott erwartet mehr von mir!«
    Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, klang er nicht einfach nur tief überzeugt von seiner Sache, sondern fanatisch.
    Er forderte sie auf, bei den anderen, die ebenfalls nicht aufgeben wollten, bis zu seiner Rückkehr zu warten. Dann wandte er sich den Stadträten zu, die unter den Zuschauern waren, die sich um ihre Sensation betrogen fühlten.
    Nele sah, wie er leidenschaftlich auf sie einredete, während die vornehm gekleideten Genueser sehr verhalten blieben. Schließlich kehrte er mit hängenden Schultern zurück.
    »Sie wollen uns nicht helfen. Wir sollen alleine zusehen, wie wir uns eine Überfahrt ergattern.«
    »Das war zu erwarten«, seufzte

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