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0953 - Der Fluch von Eden

0953 - Der Fluch von Eden

Titel: 0953 - Der Fluch von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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aufgerieben worden sein.
    Fast ein Jahrhundert lang hatte Jerusalem nach dem erfolgreichen Ersten Kreuzzug gegen die Muslime gehalten werden können. Erst 1187 war es Sultan Saladin gelungen, es zurückzuerobern. Fünfundzwanzig quälend lange Jahre war christlichen Pilgern der Weg dorthin nun schon verwehrt, und sämtliche Versuche, die Ungläubigen mit kriegerischer Gewalt zum Rückzug aus dem Gelobten Land zu bewegen, waren grandios gescheitert.
    Und nun redete ein Junge, der fast noch ein Kind war, davon, Jerusalem auf seine Art befreien zu wollen - nämlich auf gottgefällige, friedliche?
    Rede davon, reinen Glauben und kindliche Unschuld gegen Schwerter und Pfeile zu stellen?
    »Ich hatte einen Traum«, erklärte Nikolaus Nele und ihrem Bruder, »den Traum, mit einem unbewaffneten Heer von Kindern gen Jerusalem zu ziehen und dort allem Bösen, das sich uns entgegenstellt, gewaltlos die Stirn zu bieten. In dem Traum sprach Gott zu mir und sagte, ich sei auserwählt, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Ich wurde aufgefordert, ein waffenloses Heer von Kindern zusammenzustellen und damit den Ungläubigen die Augen zu öffnen - damit sie sich zum einzig wahren Gott bekehren lassen - oder ihm und uns zumindest den Respekt zollen, der ein friedliches Nebeneinander bis in alle Zukunft ermöglicht!«
    ***
    Nele spürte vom ersten Augenblick an, dass es Nikolaus ernst mit seinem Ansinnen war. Wenn sie überhaupt jemals einen von Gott erleuchteten Menschen gesehen hatte, der keinerlei Falsch ins sich trug, dann war es dieser Gleichaltrige!
    »Wir kennen uns, nicht wahr?«, sagte sie irgendwann frei heraus.
    Er musterte sie zunächst schweigend und nachdenklich, wie ihr schien. Schließlich nickte er.
    »Dann hast du mich also wirklich gesehen!«, rief Nele, schwankend zwischen Freude und Unverständnis.
    Wieder nickte er.
    »Wie?«, konnte sie ihre Neugier nicht bezähmen.
    »Was meinst du damit?«
    Ärgerlich zupfte sie sich am Halssaum ihres Kleides. »Wenn du mich sehen konntest, hast du auch gesehen, was ich tat - und dass alle anderen in der Schenke mich nicht nur nicht sahen, sondern wie Luft behandelten - im wahrsten Sinne des Wortes!«
    »Du hast mich damals erstaunt.«
    »Mehr nicht?«
    »Ich habe mir gewünscht, dich wiederzusehen.« Er lächelte. »Vielleicht haben wir uns nur deshalb wiedergefunden.«
    Nele konnte - und wollte! - nicht verhindern, dass sich auch auf ihre Lippen ein Lächeln stahl. »Dann meinst du also, Wünsche gehen in Erfüllung?«
    »Wenn man nur stark genug daran glaubt.« Er nickte. »Heißt es nicht, der Glaube versetzt Berge?«
    »Ich hatte schon Angst«, sagte sie.
    »Angst?«
    »Dass du mich…«
    »Was?«
    Sie schluckte. »Eine Hexe schimpfen würdest. Ich habe etwas in mir, und ich weiß nicht, ob es…«
    »Von Gott gewollt ist?«
    Sie nickte und senkte den Blick, beschämt darüber, wie er es verstand, ihre innersten Zweifel in so klare Worte zu kleiden.
    »Alles, was Gott Menschen in die Wiege legt, ist von ihm gewollt.«
    Sie schluckte abermals.
    Er bemerkte es. »Was ist?«, fragte er aufmunternd.
    »Ich glaube nicht, dass es mir in die Wiege gelegt wurde. Von Gott. Ich fürchte eher…«
    Sie berichtete ihm knapp, was sie vielmehr vermutete - dass ihr Herr Vater dahinter stecken könnte. Nikolaus hörte ruhig zu, als sie von den allabendlichen Tränken erzählte, die er ihr lange Zeit verabreicht hatte. Und was die Inquisitoren später in seinem Lagerhaus entdeckt hatten. Sie sprach jetzt so leise, dass nur noch Nikolaus sie verstehen konnte, auch wenn dies Unmut in dem einen oder anderen seiner Schar weckte. Nikolaus brauchte ihnen bloß mit einer Geste zu verstehen zu geben, dass sie sich damit abzufinden hatten, dann kehrte auch tatsächlich sofort Ruhe ein.
    »Er hat dich von der Mondsucht geheilt?«
    Sie nickte.
    »Dann hat er Gutes getan und kann nicht des Teufels gewesen sein.«
    »Aber er hat auch…«, setzte sie an.
    »Er starb, sagtest du«, unterbrach er sie, »im Hof eures Hauses, obwohl er für sein Alter gesund und kräftig wirkte?«
    »So war es.«
    »Fand man etwas bei ihm - etwas Besonderes, meine ich?«
    Nele überlegte. »Mutter erzählte von einem zerbrochenen Fläschchen, von dem er noch Scherben in der Hand hielt.«
    »Und sah es aus wie das Fläschchen, aus dem er dir des Abends zu trinken gab?«
    Nele spürte, wie eine unangenehme Wärme in ihr aufwallte. »Das weiß ich nicht. Ich bekam die Scherben nie zu sehen.«
    »Aber es könnte

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